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Autor: Anonym 22.12.2006
Dieser Bericht darf weder als Ganzes noch in Auszügen ohne die ausdrückliche Genehmigung der Autorin und unter Verweis auf die vollständige Quelle verwendet werden. Es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, an dem keinerlei Rechte geltend gemacht werden können. Es handelt sich um eine Meinungsäußerung, die ausschließlich dem Zweck der Information über Life Foundation und der Auseinandersetzung mit dieser Gruppe dient.
Life Foundation (LF) ist bekannt als Friedensorganisation, durch ihre "Eurowalks" um die Jahrtausendwende, durch die Weltfriedensflamme und die Weltfriedensflammen-Monumente, die in der ganzen Welt an prominenten Orten aufgestellt werden sollen (z.B. steht eins vor dem Friedenspalast in Den Haag und zu meinem Wissen sind weitere zur Zeit in Vorbereitung in Berlin, Prag, bei dem Europaparlament in Brüssel, in Hanoi ….). Außerdem ist LF durch Dru Yoga (eine fließende, herzzentrierte Yogaform) und seit kurzem auch durch Dru Meditation bekannt geworden.
LF hat ihren Hauptsitz in Nord Wales, Großbritannien, mit eigenem Kurszentrum, dem Naturkostladen "Dimensions" und mehreren Häusern. Sie arbeitet weltweit und hat besonderen Zuspruch in den Niederlanden und Australien. Folgende Webseiten gehören der Life Foundation:
1988 schloss ich mich der Life Foundation (LF) an. Ich hatte hier Menschen gefunden, die mit vollem Einsatz lebten für ihre Ideale, die ich teilte. Sie schauten für mein Gefühl in die richtige Richtung, nämlich dorthin, wo Veränderung in erster Linie stattfinden muss, soll sich auch die gesamte Gesellschaft verändern: zu uns selbst. Sie suchten nicht die Schuld beim Anderen oder den Umständen, sondern waren bemüht herauszufinden, was sie selbst tun konnten, um eine Situation zu verbessern. Das ist für mich auch heute noch ganz wesentlich: es ist der Kern von Wahrhaftigkeit und kraftvollem Leben.
Außerdem übten sie sich spirituell, individuell und gemeinsam, und taten praktisch etwas, um zu gesellschaftlicher Veränderung beizutragen und zu helfen: z.B. organisierten wir einen Lebensmitteltransport nach Bosnien in der Kriegszeit, sammelten Schuhe für Menschen in Moldawien und ähnliches. Kraftvoll waren auch die Walks, wenn wir als Gruppe zu Fuß unterwegs waren und Yogaseminare gaben.
Erfrischend war für mich die Vorbehaltlosigkeit der Menschen - man war Tag und Nacht bereit für die gemeinsamen Ideale. Dies schaffte eine große innere Freiheit, da man sich nicht ständig in seinen eigenen inneren psychologischen und emotionalen Problemen suhlte, sondern gemeinsam etwas Positives tat.
Erfrischend war auch die Einfachheit des Lebensstils - jahrelang teilte ich ein Zimmer mit mehreren anderen Frauen. Wir besaßen alle nur ein paar Bananenkisten mit Kleidung und dem einen oder anderen, hatten jeder einen kleinen Altar und rollten abends unsere Iso-Matte und unseren Schlafsack aus. Tagsüber wurden die Schlafsachen wieder eingerollt und verstaut und der Raum konnte zum Arbeiten, für Treffen oder so genutzt werden.
Es war eine gute Zeit, 16 Jahre lang. Ich habe viel Kraft geschöpft und viel, viel gelernt: über mich, Menschen, Gemeinschaft, Spiritualität. Ich habe viel Unterstützung erfahren und Dinge getan, die ich mich sonst nie getraut hätte (z.B. zu unterrichten, Vorträge oder Interviews zu geben). Ich habe echte Liebe erfahren von Menschen, die mehr an mich glaubten als ich selbst; habe Menschen erlebt, die wirklich selbstlos leben, die ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse für andere opfern - in Freude und Freiheit. Ich bin gereift: emotional, in meiner Persönlichkeit und meinem Menschsein. Ich habe mein Selbstbewusstsein gefunden, bin stark, hoffnungsvoll und positiv geworden - einfach weil ich mich nun mit mir verbunden fühle, und dadurch auch mit anderen.
Die Menschen in LF sind gute und fähige Menschen. Ich bin überzeugt, dass das viele Gute das aus der LF über Jahre hervorgekommen ist, Verdienst der selbstlosen, liebevollen, voll engagierten Mitglieder ist.
Mit der Zeit wurde ich aber auch desillusioniert: die humanitären Aktionen waren doch sehr punktuell. Bei der Hilfe zur Traumabewältigung in Kriegsgebieten durften nur wenige Ausgewählte die Arbeit ausführen, während wir anderen dann für das Werben und Fundraising für die Sache zuständig waren. Nach circa zwei Jahren wurde dies auch wieder eingestellt. Die Walks wurden immer mehr zu "Drives", da wir eigentlich keine Zeit hatten zum Laufen. In den Vordergrund rückte immer mehr die PR, und ich erinnere mich an einen Walk, bei dem ich mich die meisten Tage in Telefonzellen befand und Leute von irgendwelchen Adressenlisten, aus den Gelben Seiten und ähnlichem zu Seminaren einlud. Ein oder zwei Leute aus der Gruppe liefen dann mit Mansukh Patel, dem Lehrer (Guru) der Organisation, damit es für die PR denn auch ein Walk war. Die anderen haben nur Werbung gemacht.
Über die Jahre schien die humanitäre Arbeit Werbe- und Vorzeigefunktion zu bekommen. So wird die Traumabewältigungsarbeit schon viele Jahre nicht mehr durchgeführt, aber immer noch damit geworben. Diese Unverhältnismäßigkeit hat meine Überzeugung ins Kippen gebracht. Ich habe öfter selbstständig mit Freunden Aktionen durchgeführt (mit Erlaubnis von der Leitung): z.B. Gemüsesamen für Bosnien nach dem Krieg zu sammeln, habe gebrauchte Fahrräder und Werkzeuge für Afrika gesammelt und die Traumabewältigungsarbeit mit einem Projekt in Tschetschenien wieder aufgegriffen, nachdem LF es eingestellt hatte.
Immer mehr wurden als Klientel die Betuchten und Einflussreichen in den Vordergrund gestellt. Dies wurde folgendermaßen begründet: Wenn die führenden Menschen begännen, bewusster und spiritueller zu leben, so würde durch ihren starken Einfluss die Gesellschaft schneller positiv verändert, als wenn einfache Menschen ihre Lebenshaltung ändern. Es wurden extra Events in den USA für Geschäftsleute durchgeführt und spezielle Produkte erschaffen. Das änderte auch unseren erfrischend einfachen Lebensstil, den wir hatten. Denn wir mussten uns nun alle bessere Kleidung zulegen, die Frauen begannen, sich zu schminken, ihre Haare zu färben, und das Äußere wurde plötzlich wichtig.
Gleichzeitig beriefen wir uns immer noch auf Gandhi und den Heiligen Franziskus und die Kraft der Einfachheit - ich konnte es in meinem Herzen nicht annehmen, dass Gandhi und der heilige Franziskus, wenn sie in unserer Zeit gelebt hätten, so gehandelt hätten.
Es gab immer schrecklich viel zu tun und ich hatte immer ein schlechtes Gewissen mal auszuruhen oder zu meditieren. Uns wurde aber auch gesagt, dass wir uns Zeit für Entspannung nehmen sollten, selbstverantwortlich seien für unsere eigene Balance. Aber in der Praxis war es immer ein Spagat, da man ständig gefragt wurde: "Kannst Du mal eben bitte…" Und da jeder überlastet war, wollten wir einander auch helfen.
Auch die Leiter habe ich als fast ständig müde erfahren. Sie waren zwar sehr bemüht zu helfen, aber ich fühlte mich immer schuldig, sie in Anspruch zu nehmen, wenn ich Hilfe brauchte, Gespräche oder so. Wenn man ihnen dann Arbeit abnahm, damit sie sich erholen konnten, machten sie wieder etwas anderes - aber ruhten sich nicht aus. Das war richtig entmutigend für mich, da es keinen Ausweg aus dieser "Immer-Arbeit-Situation" zu geben schien, weder für mich noch für andere.
Ich erkannte dann, dass Arbeit einfach erschaffen wurde, neue Projekt unüberlegt in die Welt gesetzt wurden, unproduktiv geplant und gearbeitet wurde, teilweise sogar Ressourcen verschwendet wurden. Es bestand ein vollkommen unklares Management. Und da es durchaus fähige Leute in der Foundation gab, die die Organisation besser hätten leiten können, dies aber nicht durften, und es für mich keinen Weg gab, Veränderungen zu bewirken, fühlte ich mich ausgenutzt und kam später auch zu dem Punkt an dem ich mir sagte, das mache ich nicht mehr mit. Ich war schließlich hier zu meinem spirituellen Wachstum, und wenn es keinen Raum und Zeit für Besinnung mehr gab, oder ich beim Meditieren nur einschlief, wollte ich das nicht. So bewegte ich mich die letzen Jahre durchaus als Außenseiter auch innerhalb der Gemeinschaft und dass ich nicht wirklich dazu gehörte, bekam ich unterschwellig aber oft auch offen zu spüren.
Sehr schmerzlich für mich war immer wieder zu beobachten, wie aus der Überlastung heraus - zumindest glaubte ich, dies sei der Grund - keine wirklich menschlich vollwertige Sorge für Kranke, Bedürftige und Alte da war. Alles lief mit Tempo 180 und wenn man da nicht mithalten konnte, fühlte man sich sofort auf dem Abstellgleis. Man wurde nicht informiert über Aktuelles, es wurde vergessen einen zu Meetings oder Feierlichkeiten einzuladen - alles wurde zum Kraftakt. Es sei denn man hatte gute einflussreiche Freunde, die sich persönlich für einen einsetzten oder man stand oben in der Hierarchie. Es gab für Leute, die nicht so leistungsfähig waren, einfach keine geschätzte Stellung. So habe ich über die Jahre Menschen aus diesem Grund die LF verlassen sehen.
Das Schwierigste war für mich die Ohnmacht innerhalb der Strukturen. Es wurde uns gesagt, dass es unsere Organisation ist und wir alle dafür verantwortlich seien. Doch in der Praxis gab es keinen Weg Änderungen umzusetzen. Es war schwer zu erkennen, wie Entscheidungen getroffen wurden. Über die Jahre wurde wohl eine basisdemokratische Struktur geschaffen, aber in der Praxis kamen die Arbeitsaufträge, Veränderungen, Anordnungen doch von woanders her. So gab es auch keinen klaren Weg, um Probleme und Fragen diesbezüglich zu adressieren. Ich gab meine Frage/Kritik/Problem dann an einen der Elders (Elders sind die, die im engsten Kreis um Mansukh sind, die Älteren, die an der Spitze der Hierarchie stehen) und vielleicht bekam ich eine Antwort, oder auch nicht.
Ich erkannte im Laufe der Zeit allerdings, dass alle Entscheidungen von Mansukh getroffen werden und dass selbst die, die offizielle Führungspositionen wie Direktoren, Präsidenten usw. besetzen, ihm total unterstehen. Sie dürfen wohl die Arbeit selbständig machen, aber was er sagt, ist höchstes Gebot und "overrides" alles. So habe ich erlebt, dass die Elders tolle Dinge für die Gemeinschaftsmitglieder in Bewegung gesetzt haben, dann aber Mansukh kam und es doch anders wollte, und sie sofort alles Begonnene wieder eingestellt haben. Das tat mir immer sehr Leid für sie! Ich bin mir sicher, dass unter Ihnen Einzelne sind, die, wenn sie die Gemeinschaft wirklich hätten führen dürfen, bessere Bedingungen als bisher geschaffen hätten.
Da Mansukh zweifellos ein exzellenter Gruppenführer und guter Menschenkenner ist und Menschen emotional und psychologisch sehr helfen kann (heute würde ich diese Gabe als sehr kritisch betrachten), habe ich oftmals gegenüber den Elders angeregt, dass es hilfreich für das Management der Gruppe wäre, wenn er regelmäßig mit jedem Mitglied ein kurzes persönliches Gespräch führt (one-to-one), damit er über jeden Einzelnen im Bilde ist und auch wirklich die spirituelle Entwicklung verfolgen und lenken und unter Umständen rechtzeitig helfen kann. Es würde jedem ein sicheres Gefühl geben, inmitten der vielen inneren Turbulenzen, des arbeitsdominierten Alltags und des extrem intensiven Zusammenlebens. Mit diesem Vorschlag stieß ich nur auf taube Ohren. Als Antwort bekam ich: "Mansukh wird schon selbst entscheiden was er machen möchte."
Was mich auch sehr bewegte war, dass Mansukh immer ein riesiger Stressfaktor war - dabei ging es doch um Liebe zum Lehrer. Wann immer Mansukhs Kommen angekündigt wurde, verfielen alle in Aktion - es wurde geputzt, gekocht, und ich war immer angespannt. Auch in seiner Anwesenheit habe ich mich ganz selten entspannt und wohl gefühlt. Es war immer das Gefühl, besonders gut sein zu müssen, besonders perfekt. Auch ein "Auf der Hut Sein", nicht etwas Unangemessenes zu tun. Wenn ich ihm etwas schenkte, waren die Geschenke immer was absolut Besonderes (Geschenke für den Lehrer sind in der indischen Tradition ganz wichtig). Oft gab ich keines, da ich nichts finden konnte, was ihm würdig zu sein schien. Kein Geschenk zu haben, war natürlich auch nicht gut…..Er hielt uns an, einander genauso zu lieben wie ihn. Lange glaubte ich, dass seine Schüler ihn auf dieses Podest setzten und die ganze Spannung um ihn herum kreierten, dass er selbst das gar nicht so wollte. Aber ich erkannte später, dass er dies sehr wohl wollte und im Hintergrund stimulierte und inszenierte. Er hat eine Gabe, alles so hinzustellen wie es für sein Ziel nützlich ist. Und zwar so, dass Menschen sich berührt fühlen, es glauben und als die höchste Wahrheit sehen.
Life Foundation hat zweifellos eine hierarchische Struktur. Es ist wohl ein basisdemokratisches Gemeinschaftssystem eingeführt worden, dass allerdings in der Praxis nicht genutzt wird und vielleicht mehr eine Alibi Funktion erfüllen soll. Mansukh steht ganz oben, danach kommen die von ihm erwählten und initiierten Gurus. Es gibt ein Roben-System von (absteigend) rot, gelb, weiß und danach folgen Schals unterschiedlicher Ausführung. Diese symbolisieren alle eine Form der Segnung oder Initiation und damit auch besondere persönliche Verpflichtungen. Wie in der indischen Tradition üblich für Ashrams (spirituelle Zentren), sind vegetarische Lebensführung, kein Gebrauch von Drogen Sex nur innerhalb einer Partnerschaft oder Zölibat grundlegende Regeln der Gemeinschaft. Je höher die Position in der Hierarchie ist, desto detaillierter werden die Versprechen an die Gemeinschaft und den Lehrer.
Die Versprechen waren meist ungeschrieben. Bei meiner ersten Initiation wurde ich nicht einmal vorher informiert, sondern die Initiation kam für mich als Überraschung. Bei einer späteren Initiation erinnere ich mich, dass wir ein Vorbereitungstreffen hatten und über die abzugebenden Versprechen informiert wurden. Eines war - und das sah ich auch damals schon als sehr problematisch an - dass wir gegenüber Außenstehenden immer zu einem Mitbruder oder Mitschwester stehen würden, was auch immer sie tun oder sagen würden - auch wenn es falsch war.
Die Mitglieder in LF haben keinerlei Rechte und mussten voriges Jahr alle ein Formular unterschreiben, mit dem sie auf alle Rechte verzichten. Sie bekommen keine Altersversicherung. Problematisch wird es spätestens, wenn jemand nach 15 oder mehr Jahren beschließt, dass er doch ein anderes Lebensumfeld braucht.
Im Sommer 2003 erreichte mich ein Gerücht, dass Mansukh mit einer ganzen Reihe seiner Schülerinnen Sex hat. In gewissen Abständen tauchte dieses Gerücht immer wieder auf durch Menschen, die verletzt und enttäuscht von LF waren. Diesmal machte ich mich auf, es zu untersuchen und sprach mit Frauen, die dies persönlich erlebt hatten und die damit schwer zu recht kamen (es gibt sicherlich auch viele Frauen in LF, die dies selbst auch wollten) und die LF verlassen hatten. Es wurde mir deutlich, dass dies schon seit der Gründung der LF Mansukhs Brauch war. Das ganze war ein ganz schöner Schock für mich, da es meinen Glauben, dass wir eine zölibatäre Gemeinschaft waren und Mansukh ein treuer verheirateter Familienvater mit drei Kindern vollkommen umstieß.
Ich konnte Mansukh nicht persönlich darauf ansprechen, da einige seiner Schülerinnen dafür sorgten, dass ich nie mit ihm alleine war und das Gespräch zwischen uns kontrollierten. Mit einer der Elders sprach ich dann darüber. Ich sagte, dass ich es an der Zeit sähe, dass wir zugäben, dass er mit seinen Schülerinnen schlafe, damit endlich die Verletzungen, Anschuldigungen, das Verleugnen aufhören könne - denn es würde für uns keine Ruhe geben, bis die Sache geklärt würde. Mir wurde dann erklärt, dass es unmöglich sei zuzugeben, dass er dies tue, denn die Menschen würden darunter Lust und Sex im gemeinüblichen Sinne verstehen, dabei sei es bei ihm etwas ganz anderes. Er tue es nur, um seinen Schülerinnen spirituell zu helfen.
Auch bei mir hat Mansukh zweimal - in Situationen, in denen es für mich vollkommen überraschend kam - meine Brüste befummelt. Und als ich erstarrte, da ich einfach nicht wusste, was dies bedeutete - denn er war ja mein spiritueller Lehrer - hörte er damit auf. Noch lange danach haben mich diese beiden Erlebnisse sehr belastet und ich habe mit niemandem darüber gesprochen.
Im Laufe der Zeit erkannte ich die Problematik und Hintergründe der internen Strukturen. Ich habe acht Jahre in Wales im Zentrum gelebt und danach acht Jahre außerhalb bei Leuten oder im eigenen Haushalt und für die LF gearbeitet. Dadurch hatte ich genug Abstand um zu reflektieren und Dinge in Frage zu stellen. Nach vielen Versuchen, Dinge in der Organisation zu ändern, Lösungswege anzuregen, immer wiederkehrende Konflikte anzugehen, Klärung und Deutlichkeit zu bekommen, musste ich erkennen, dass es einfach nicht gewünscht ist. Und dass ich meine Kraft besser woanders investieren kann, als in einen Traum, der schon tot ist. Also war es Zeit, mich zu verabschieden. Und das wollte ich richtig machen, denn nie nahm man Abschied von Menschen, die gingen. Nie wurde ihnen gedankt, nie entließ man einander, obwohl Gelübde und Versprechen uns miteinander verbanden. Die meisten, die ich hab gehen sehen, verschwanden einfach still von der Bildfläche und wenn man bei der Leitung nachfragte, wo denn derjenige sei, wurden persönliche, familiäre Gründe genannt oder, dass sie ein Sabbat-Jahr hielten - aus dem sie dann einfach nicht zurückkamen. Man hatte auch nicht die Zeit, genau nachzuhaken.
Und als ich mich von Mansukh verabschiedete, ihm für alles dankte und ihm sagte, dass ich ihn von seinen Versprechen mir gegenüber nun freilassen wolle, verlor er die Kontrolle und griff mich an. Mehrmals. Etwa 20 Minuten lang. Er packte mich sogar an der Kehle und würgte mich, so dass noch Tage danach die blutunterlaufenen Abdrücke seiner Finger an meinem Hals sichtbar waren. Und drei der Ältesten, darunter auch eine Frau, die mir immer sehr viel als Mentorin und Begleiterin bedeutet hatte, standen da und halfen nicht, auch nicht, als ich um Hilfe bat. Vielleicht hatten sie Angst, dass Mansukhs Gewalt sich auch gegen sie richten würde.
Diesen Übergriff habe ich bei der Polizei angezeigt, wie bei so vielen Delikten wurde auch dieses Verfahren eingestellt aus Mangel an Beweisen.
Ich kann mich gut an Lehren in der LF erinnern, in denen uns gesagt wurde, dass es einige Ausnahmefälle gibt, in denen man nicht die Wahrheit sagen muss. Zum Beispiel wenn man durch eine Lüge ein Leben retten kann, und für den Guru. Was kann man dann schon von den drei Zeugen erwarten?
Meine Kritik geht heute direkt an Mansukh Patel, da ich weiß, auch wenn es nicht so dargestellt wird und er offiziell nicht als Leiter der Organisation auftritt - dass er in der Praxis alle Fäden zieht. So dankbar ich bin, dass er diese für mich einst (und für manche auch heute noch) tolle Gemeinschaft geschaffen hat, sehe ich heute deutlich Ausbeutung, Machtausübung, Profitgier, Unehrlichkeit, Lüge, Selbstsucht, Ruhmsucht. Ich habe selbst einmal leichte und einmal schwere rohe körperliche Gewalt von ihm persönlich erfahren. Die sexuellen Verbindungen mit Frauen in der Gemeinschaft sind in meinen Augen eine Form der Machtausübung, da es die Frauen an ihn bindet und sie emotional und sexuell von ihm abhängig macht. Auch hat Mansukh mich zahllose Male angeschrieen und angeflucht (was eine ganz normale Art für ihn war, im kleinen Kreis zu unterrichten). Öffentlich erscheint er immer als der sanftmütigste Mensch, übermäßig liebevoll, so dass das Schreien als eine große Gnade aufgefasst wird. Nur wenige erhalten sie und deshalb spricht man auch nicht zu Außenstehenden darüber. Die würden es auch nicht glauben können.
Kritik geht auch an den engsten Kreis um Mansukh, den Elders. Denn sie decken ihn und sind bereit, für ihn zu lügen, Fakten zu verdrehen, Menschen schlecht zu machen (blackmail) und z.B. tatenlos zuzusehen, als ich gewaltsam von ihm angegriffen wurde. Widersprüchlich ist, dass sie sich auf dem Podium vor 2000 Menschen, in der Presse, TV und innerhalb der Gemeinschaft als die Friedensstifter von heute, Mansukh als den "Junge Gandhi", darstellen.
Meine Kritik geht auch an die Mitglieder der LF, zum einen weil sie bereit sind vieles an persönlichem Leid hinzunehmen, zum anderen, weil sie Leid anderer miterleben in dem Glauben, dass es gut so ist, denn alles was von Mansukh kommt, ist göttliche Gnade, Gott und Guru sind gleich. Darin liegt eine Nichtbeachtung der Eigenverantwortlichkeit, der inneren Werte, des Mitgefühls und der Stimme unseres Herzens - auch wenn das mitunter Mut erfordert!
Gruppen, die eine Führungspersönlichkeit haben, können oftmals eine enorme gemeinsame Kraft entwickeln, wodurch auch spirituelles Wachstum sehr gefördert wird. Dies kann durchaus positiv sein! Ich wünsche allen Menschen den Mut, sich aufzumachen und wirklich auf die Suche zu gehen nach einem Lebensstil, der ihnen entspricht und dabei Neues ohne Angst zu probieren! Wichtig bleibt meines Erachtens nur, dieses bewusst zu wählen und zu tun. Wenn ich mich bewusst auf ein Lebensexperiment einlasse, werde ich dadurch wachsen und lernen, auch wie es nicht geht! Sobald ich mich aber einfach in einem Sog mitschwemmen lasse, einfach mitmache, was die anderen machen, Werte annehme, ohne in meinem Herzen zu reflektieren, ob sie mir entsprechen, dann laufe ich in Gefahr, eines Tages zurückzuschauen und zu bereuen, was ich getan habe, da ich nicht bei mir geblieben bin.
Vorsicht ist deshalb geboten, wenn die Lehre und/oder die Praxis einer Gruppe das Wort des Gurus als oberstes Gebot ansieht - so wie es in der LF mit Mansukh Patels Lehren geschieht. Dies ist ganz klar nicht im Sinne der spirituellen Tradition und schlichtweg ein Missbrauch der so wesentlichen Lehrer - Schüler Beziehung und es macht unfrei.
Deshalb möchte ich jeden ermutigen, sich ohne Angst auf neue Lebensformen einzulassen: doch bleibt ganz bei Euch. Der höchste Referenzpunkt muss immer unser eigenes Herz bleiben. Die Stimme unseres Herzens vernehmen zu können, erfordert manchmal etwas Raum und Stille - es sind nicht unsere Gedanken, nicht unser Wille, nicht unsere Gefühle, nicht unsere Ideale, nichts von Außen - es ist leiser und deutlicher zugleich: mein inneres ganz klares Wissen, was gut ist - meine innere Führung.
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