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Autor: Svenja Mierau 09.03.2007
„Transzendentale Meditation erzeugt auf natürliche Weise einen einzigartigen Zustand tiefster körperlicher Entspannung und Ruhe. Gleichzeitig bleibt der Geist hellwach. […] Ihre Selbstheilungskräfte und das Immunsystem werden gestärkt. […] Transzendentale Meditation schafft mehr Lebensfreude und verbessert die Gesundheit.“ (http://www.transzendentale-meditation.de/pages/menu.htm)Nach eigener Aussage praktizieren circa sechs Millionen Menschen weltweit die Transzendentale Meditation. Die Grundidee der Transzendentalen Meditation führt Maharishi Mahesh Yogi auf eine Inspiration seines Meisters, seines „Guru Devs“ (göttlicher Lehrer) Svami Brahmananda Sarasvati zurück: „Es gibt eine Meditationstechnik als einfachen anstrengungslosen Weg zu Glück und Erfüllung. Sie führe zur «Quelle der Schöpfung», zum «kosmischen Bewusstsein» und befähige den in der modernen Welt lebenden Menschen, zugleich im Bereich des Absoluten und Relativen zu verweilen und stets fehlerlos zu handeln. Alle Probleme lösten sich, die Menschheit werde ganz automatisch zum Göttlichen hin verwandelt. Diese einfache Meditation habe es immer schon gegeben, nur sei sie verloren gegangen und durch Erneuerer wie Krishna, Buddha, Christus und den Guru Dev wieder in Erinnerung gerufen worden.“ (Reller, 2000, S. 794)
In den folgenden 25 Jahren wurde die Bewegung stark ausgeweitet:
(Reller, 2000)
Die Durchführung erfolgt auf der Basis des Mantra-Yoga. In ihr soll Teilhabe an der „kreativen Intelligenz“ stattfinden und sie stellt die Möglichkeit der Erlangung des „kosmischen Bewusstseins“ in Aussicht. Der Meditierende soll durch die Meditation „Mitgestalter des kosmischen Geschehens“ sein. (Dehn, 2000, S. 2) Bei der Transzendentalen Meditation erfolgt das auf einem schnellen, einfach erlernbaren Weg. Die Einführung in die Meditationspraxis erfolgt in sieben festgelegten Schritten:
Zusätzlich existieren zahlreiche Möglichkeiten der Weiterbildung, wie z.B. der Sidhi-Kurs, Ayur-Ved-Schulung, ayurvedische Reinigungskurse und Trainingsprogramme, um TM-Lehrer zu werden. (Reller, 2000) Natürlich ist das alles nicht kostenlos. Je weiter man voran-schreitet, desto kostenaufwendiger wird die Teilnahme. Der siebenstufige Einführungskurs kostet z.B. bei einem Anbieter in Bremen 2.320 Euro (Stand: 24.07.2007). (http://www.meditation-bremen.de/?d1140960319/Meditation/Esoterik/Echtzeitnetz/)
Verehrungs- und Einweihungsrituale sind wichtige Bestandteile der Lehre. Die meisten davon sind höheren Amtsträgern vorbehalten. Die „Puja“ wird jedoch für jeden vollzogen, der sich entschließt, nach der TM-Technik zu meditieren. Bei dieser Initiation handelt es sich um die vierte Stufe des TM-Plans. Es ist eine Dankbarkeitszeremonie, die der TM-Lehrer ausübt. Der neu initiierte Schüler nimmt nicht aktiv teil, muss jedoch Opfergaben mitbringen (Blumen, Obst und ein weißes Taschentuch). Die Zeremonie findet in einem abgedunkelten Raum statt. In diesem Raum befindet sich ein Tisch mit einem Bild des „Guru Devs“, umgeben von Opfergaben und –gegenständen. Der TM-Lehrer spricht oder singt eine Hymne auf Sanskrit. Zum Ende erhält der Schüler ein Mantra. Die TM-Lehrer erhalten alle einen bestimmten Satz von Mantren, die den Meditierenden entsprechend ihrem Lebensalter verliehen werden. Die TM-Schüler werden jedoch in dem Glauben gehalten, ein persönliches Mantra zugewiesen bekommen zu haben. Dieses Mantra soll bei der morgendlichen und abendlichen Meditation ständig wiederholt werden, um höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. Nach Aussage der Transzendentalen Meditation handelt es sich bei der Initiation „jedoch keineswegs um eine religiöse Zeremonie“. (Reller, 2000)
Die Vorstellung der idealen Gesellschaft bildet die Grundlage für die politische Aktivität der Bewegung. (Hemminger, 2001) Die „Weltregierung“ möchte gegenüber staatlichen Regierungen eine „Elternrolle“ einnehmen und fordert diese regelmäßig auf, die Transzendentale Meditation zur Lösung sämtlicher Weltprobleme einzusetzen. (Reller, 2000) Dem gegenüber stehen häufig getätigte Äußerungen Maharishi Mahesh Yogis gegen die demokratische Staatsform und ihre Prinzipien, wie Gewaltenteilung, Pressefreiheit und Volksvertretung durch Parteien. Er vertritt eine antidemokratische politische Ideologie mit totalitären Zügen. „Er spricht einer wissenden Elite das Recht auf Machtausübung gegenüber den unwissenden Massen zu.“ (Hemminger, 2001, S. 302) Sehr deutlich machte Maharishi Mahesh Yogi dies bei seiner Rede am 16.06.2000 anlässlich des „Goldenen Jubiläums“ des Guru Devs:
„Ich möchte die indische Regierung auf indische Grundlagen stellen. Sie hat sich auf amerikanische Ideale verlagert, auf britische Ideale, auf deutsche Ideale. Diese zerstörerischen Felder der Welt müssen zerstört werden. Die NATO muss so schnell wie möglich ihre Tätigkeit einstellen. […] Verbieten Sie amerikanische Botschaften, verbieten Sie deutsche Botschaften. Beseitigen Sie sie aus Ihrem Land. […] Jede Regierung ist ein Versager. […] Die Maharishi University of Management kann es übernehmen, Ihr Land durch Sie zu verwalten. […] Das Ergebnis wird sein, dass es Millionen Ihrer Bürger von der nächsten Saison an besser gehen wird.“ (http://www.tm-portal.de/news_16.htm, http://www.tm-portal.de/teil_2.htm)
Die TM-Praxis folgt dem hinduistischen Mantra-Yoga und ist somit eingebunden in den hinduistischen Zusammenhang von Guru, Initiation und Mantra. Nach dem Weltbild der Transzendentalen Meditation befindet sich die sichtbare Welt „im Prozess der Evolution, der Höherentwicklung zu immer mehr Glück und Erfüllung“ (Reller, 2000, S. 817). Die Organisation selber sagt, dass die Transzendentale Meditation auf die Veden zurückgehe, d.h. auf die Zeit vor der Entstehung des Hinduismus. Dem setzt Reller (2000) entgegen, dass alle wichtigen Elemente der TM-Praxis und –Theorie der nachvedischen, hinduistischen Zeit entstammen. Die Karmalehre und die Reinkarnationsvorstellungen weisen auf einen deutlichen hinduistischen Hintergrund hin. (Reller, 2000) Trotzdem wird von Seiten der Transzendentalen Meditation immer wieder auf die religiöse Neutralität verwiesen. (Dehn, 2000) So erscheint die Transzendentale Meditation auch für Christen ansprechend. Maharishi Mahesh Yogi will die Wirkung von Transzendentaler Meditation auf dem Hintergrund der traditionellen hinduistischen Kosmologie mit Hilfe eines „Blasendiagramms“ erklären: unsere Gedanken steigen wie Blasen aus der Tiefe des Unbewussten auf. Sie werden zu Wünschen und Handlungen. Der Meditierende geht in Gedanken denselben Weg zurück zu ihrer Quelle und zwar indem er die Grenze zwischen Wach- und Unterbewusstsein transzendiert (daher der Name). Das bewirkt eine Ausweitung der geistigen Fähigkeiten und das gesamte geistige Potential wird nutzbar. Unser Geist dringt in die „feineren Ebenen“ vor und kommt in Kontakt mit dem Ursprung, dem transzendentalen Sein. Dies wird als Zustand des reinen Bewusstseins oder auch als „Glückseligkeitsbewusstsein“ bezeichnet. (Reller, 2000) Das Menschenbild der Transzendentalen Meditation sieht im Menschen „einen Teil und zugleich den potentiellen Herrscher des Universums“ (Reller, 2000, S. 818). Darin liegt die Gefahr, dass TM-Meditierende zum einen ihre Individualität preisgeben, zum anderen sich in Allmachtsphantasien verlieren könnten. Zudem haben bei der Transzendentalen Meditation Probleme keinen Platz. Laut Transzendentaler Meditation gibt es nur Scheinprobleme, die durch Transzendentale Meditation beseitigt werden können. Es besteht der Anspruch, religiöse Probleme durch Transzendentales Meditieren zu lösen, da mit dem Göttlichen in Kontakt getreten wird; auch werden alle physischen Probleme gelöst und auch alle geistigen Probleme, weil das gesamte menschliche Potential ausgeschöpft wird. Der „Zugang zum Heim der Naturgesetze“ wird geschaffen, wodurch alle naturwissenschaftlichen Probleme gelöst werden. Und auch alle politischen und gesellschaftlichen Probleme werden gelöst, weil es den Menschen zum uneingeschränkten Herrn aller Dinge macht. Ist das nun einfach überschäumender Enthusiasmus oder schrankenlose Allmachtsphantasie? Es hinterlässt den Eindruck, als würden TM-Anhänger Probleme einfach wegmeditieren. (Reller, 2000) Dabei ist vor allem die Diskrepanz zwischen verheißungsvollen Versprechen, wie z.B. auch ein persönlicher und gesamtgesellschaftlicher Gesundungsprozess, und dem, was in mantrischer Meditation tatsächlich erreicht werden kann, zu betrachten. In Extremfällen kann dies sogar zu einem Realitätsverlust führen. (Hempelmann, 2005)Außerdem besteht aufgrund der mangelnden therapeutischen Fachkompetenz der meisten TM-Lehrer die Gefahr psychotischer Krisen. (Reller, 2000, S. 819)
Das Bundesverwaltungsgericht hat in einem Urteil vom 23.05.1989 festgestellt, dass die Bundesregierung zu der Äußerung berechtigt ist, Transzendentale Meditation könne zu psychischen Schäden oder zu einer Persönlichkeitsstörung führen und die Meditationsbegleitung durch die TM-Lehrer genüge nicht einem fundiert therapeutischen Anspruch. (BVerwG, Urteil vom 23.05.1989, NJW 1989, S. 2272ff)Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Transzendentale Meditation sowohl ihre politischen Absichten, als auch ihren hinduistischen Hintergrund verschleiert.Vielen Menschen, die sich der Transzendentalen Meditation zuwenden, ist dieser Hintergrund nicht bekannt. Das große Kurs- und Gesundheitsangebot erwirtschaftet der Organisation große Summen. Wobei das Verhältnis zwischen Angebot und Kosten nicht angemessen erscheint.
Ihre häufig propagierte Wissenschaftlichkeit ist nur bedingt haltbar. Sie scheint die magische Weltanschauung und das futuristische Heilsversprechen verschleiern zu wollen. Die Technik der Transzendentalen Meditation ist zwar die am meisten untersuchte Meditationsmethode. Allerdings sind diese Studien zum Teil problematisch, da eine große Anzahl von TM nahe stehenden Organisationen oder von Anhängern durchgeführt worden sind, wodurch es an wissenschaftlicher Distanz fehlt. Unbestreitbar scheint hingegen, dass sich Meditation an sich, genauso wie andere Entspannungsmethoden, in den meisten Fällen positiv auf das Wohlbefinden auswirken. Es bleibt jedoch offen, ob es tatsächlich die Methode der Transzendentalen Meditation ist, die die positiven Wirkungen hervorbringt oder ob die Rahmenbedingungen, wie der Aufbau einer Erwartungshaltung, das Heilsversprechen, die selbst erfüllende Prophezeiung oder der Placebo-Effekt, diese Wirkung verursachen. Der Maharishi-Effekt ist höchst zweifelhaft. Er gehört eher in den Bereich der religiösen Heilsversprechungen. Laut der Transzendentalen Meditation sollen Krankheit, Arbeitslosigkeit und Kriminalität abnehmen, wenn ein Prozent der Bevölkerung die TM-Technik ausübt. Der „erweiterte Maharishi-Effekt“ besagt sogar, dass bei der Anwendung der Fortgeschrittentechnik (TM-Sidhi-Programm) „schon eine Gruppengröße von Wurzel aus einem Prozent der Bevölkerung einen hochsignifikanten harmonisierenden Effekt im Kollektivbewusstsein erzeugen“ kann (http://www.maharishi-weltfriedens-stiftung.de/maharishi_effect.html). Umgerechnet auf die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland würden ca. 900 „Yogische Flieger“ benötigt, um diesen Effekt zu erreichen. Schätzungen zufolge soll es in Deutschland 100.000 Initiierte geben. Angesichts dieser Zahl dürfte es nicht so schwer sein, 900 „Yogische Flieger“ auszubilden und an einem Ort zu versammeln. Daher stellt sich die Frage, warum dann die Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Krankheit in Deutschland nicht sinkt.
Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 23.05.1989, NJW 1989
Dehn, Ulrich: Transzendentale Meditation. http://www.confessio.de/gemeinschaften/tm/ezw-flyer-tm.htm, 2000.Hemminger, Hansjörg: Transzendentale Meditation – Ein aktueller Blick auf Ideologie und Politik. In: Materialdienst der EZW 9/2001, Berlin.Hempelmann, Reinhard et al.: Panorama der neuen Religiosität – Sinnsuche und Heilsversprechen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Gütersloher Verlagshaus, 2005.http://morgenpost.berlin1.dehttp://news-ticker.orghttp://www.businessportal24.com
http://www.globalesland.de/programme/wirtschaft_interview_mgfinanc.php
http://www.maharishi-weltfriedens-stiftung.de/inauguration.html
http://www.maharishi-weltfriedens-stiftung.de/maharishi_effect.html