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Robert Betz und die Transformationstherapie - eine esoterische Pseudotherapie im Fokus der Kritik
Autor: Uta Bange
19.03.2013
Robert Betz und die Transformationstherapie - eine esoterische Pseudotherapie im Fokus der Kritik
„In meinen früheren Leben war ich glücklicher“ - Anfragen zu Robert Betz in unserer Beratungsstelle
Esoterische Lebenshilfe boomt. Immer wieder treten neue, selbsternannte Heilsbringer auf, die für mehr oder weniger lange Zeit den Markt dominieren. Bert Hellinger hatte diese Position lange Zeit inne. Seit einigen Jahren etabliert sich ein neuer spiritueller Guru auf dem esoterischen Lebenshilfemarkt. Im letzten Jahr hatten wir auffällig viele Anfragen und Beratungsfälle zu Robert Betz, so dass wir sein Angebot näher betrachten möchten. Hier eine kleine Auswahl von Anfragen, die uns zu Robert Betz erreichten:
„Sehr geehrte Damen und Herren, vor einem Jahr habe ich ein Seminar bei Robert Betz besucht. In diesem obskuren Kurs wurden sogenannte Rückführungen praktiziert, wobei die Klienten reihenweise in Tränen ausgebrochen sind. Nachdem sie dann mit dem ausgegrabenen Seelenschmerz in den Abend entlassen wurden, konnte sich dann jeder noch in eine Privatsitzung der Pseudotherapeuten eintragen. Diese sogenannten Transformationstherapeuten, die von Robert Betz ausgebildet wurden, nahmen dann für die Stunde satte 80 Euro und die Probleme waren danach noch schlimmer! Ich war einer von diesen Klienten und habe das Thema bis heute nicht verarbeitet – möchte behaupten, dass ich traumatisiert bin! …. Meine Frage an Sie: Wie gehe ich mit diesem Thema um? …“
„Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe keine Hoffnung mehr, meine Frau aus den Fängen des Herrn Betz zu befreien. Wir sind seit 15 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Vor einem Jahr hat meine Frau eine Ausbildung zur Transformationstherapeutin gemacht. Seitdem haben wir es mit einem völlig fremden Menschen zu tun. Sie wiederholt ständig die Predigten von Betz. Oft ist sie wochenlang zu Seminaren unterwegs und gibt dafür mehr Geld aus, als sie zur Verfügung hat. Inzwischen hat sie sich von mir getrennt.“
Am Telefon berichtet Frau B., dass ihr Ehemann ein Seminar bei Robert Betz besucht habe. Seitdem habe er sich sehr verändert. Er wünsche sich mehr Freiheit in der Ehe und wolle sexuelle Kontakte auch zu anderen Frauen unterhalten. In dem Seminar habe er eine Seelenverwandte aus einem früheren Leben getroffen, zu der er einen engen Kontakt pflege.
Herr M. ruft verzweifelt in der Beratungsstelle an. Seine Frau habe ihn nach 23 Jahren Ehe verlassen. Nach einigen Seminaren bei Robert Betz habe sie ihm mitgeteilt, dass er sie nicht verstehe und einenge. Während sie sich spirtuell weiterentwickelt habe, sei er weiterhin ein „Normalmensch“. Sie behauptet, Betz habe sie von einer schweren Krankheit geheilt.
Frau R. kommt zur Beratung nach Essen. Sie berichtet, vor einem Jahr ein Urlaubsseminar auf Lesbos gemacht zu haben. Es seien dort Rückführungen in frühere Leben durchgeführt worden. Sie habe sich an verschiedene Leben sowohl als Mann als auch als Frau erinnert. Ab der zweiten Nacht habe sie nicht mehr schlafen können, habe wie unter Strom gestanden. Es sei mit Chakren und Energien gearbeitet worden. Irgendwann habe sich ihre Wahrnehmung verändert, Strahlen aus dem Universum seien auf sie herab gekommen. Sie sei völlig durcheinander gewesen. Auch als sie wieder zu Hause war, habe sie nur wirres Zeug erzählt, berichtet der Sohn. Nachdem sie einige Tage sehr viel geschlafen habe, habe sich das wieder normalisiert. Sie habe Angst vor dem, was sie dort erlebt habe und möchte das Erlebte einordnen.
Robert Betz – Ein Psychologe mit direktem Draht ins Jenseits
Robert Betz wurde nach eigenen Angaben 1953 im Rheinland in einer katholischen Familie geboren. Er verbrachte drei Jahre in einem Klosterinternat der Styler Missionare in Holland. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Anschließend besuchte er das Abendgymnasium und studierte dann von 1976 bis 1982 Psychologie und Sozialpädagogik in Hamburg. Als Beruf gibt er Diplom-Psychologe an. Anschließend arbeitete er sechs Jahre in PR- und Werbeagenturen in Hamburg und Frankfurt. Ab 1986 arbeitete er einige Jahre in einem amerikanischen Unternehmen, zuletzt als Vice President Marketing Europe. Eingeleitet durch eine Sinnkrise im Alter von 42 Jahren änderte Betz radikal sein Leben. (www.robert-betz.com). An anderer Stelle schreibt Betz dazu, dass er als Kind auf die Anerkennung seines Vaters verzichten musste und diese von Ersatzvätern in Vorgesetzten gesucht habe. Nächtliche Panikattacken hätten ihn zum Aufgeben dieses Weges gezwungen. Am Tiefpunkt seiner persönlichen Krise, habe er den „sehnlichsten Wunsch gehabt, aus diesem Leben auszusteigen und mein Auto an einen Baum zu setzen. Ich danke heute meinen Engeln und Begleitern, dass sie das nicht zuließen.“ (Betz, 2013, S. 250). Er machte eine Ausbildung in Reinkarnations-Therapie und ähnlichen Verfahren, studierte Botschaften der geistigen Welt und entwickelte einen eigenen Therapieansatz. (www.robert-betz.com) Als wichtige Lehrer für seinen Weg nennt Betz neben Jesus, den geistigen Bruder Philippo sowie den Propheten Eliah. Als Unterstützer benennt er Engel und Erzengel.
Inzwischen gibt es eine umfangreiche Sammlung von Büchern von Robert Betz mit Titeln wie „Raus aus den alten Schuhen“, „Zersägt eure Doppelbetten“ und „Willst du normal sein oder glücklich“. Außerdem vertreibt er Vorträge, Hörbücher und Meditationen auf CD`s. Betz hält nach eigenen Angaben ca. 70 Vorträge im Jahr und bietet Seminare zu verschiedenen Themen an. Viele Seminare finden in seinem Therapiezentrum auf Lesbos satt.
Die Transformationstherapie
Das Kernstück der Lehre von Betz ist die Transformationstherapie. Betz bezeichnet sie als eine völlig neue Form der Psychotherapie, die er aus seinen Erfahrungen in Einzeltherapien und Seminaren entwickelt habe. Außerdem seien ihm Hinweise dazu aus der geistigen Welt übermittelt worden, vor allem von seinen persönlichen Begleitern. (www.robert-betz.com)
Von seiner Natur her ist der Mensch laut Betz ein ewig lebendes, geistiges Wesen in einem materiellen Körper. Die Transformationstherapie geht davon aus, dass alle Probleme von Menschen ursächlich geistig-seelischer, das heißt spiritueller und feinstofflicher Natur sind, auch sämtliche körperlichen Probleme und Krankheiten. (www.robert-betz.com)
Sehr bedenklich sind die Aussagen von Betz zur Entstehung von Krankheiten. Der Mensch als geistiges Wesen, erschaffe sich Gedanken und Gefühle, wie Angst, Trauer, Wut oder Scham. Diese Emotionen suchen sich einen Platz in unserem Körper, wenn sie nicht bejahend gefühlt werden. Dort empfinden wir dann Schwere, Steifheit, Druck, Enge oder Spannung. Werden diese Empfindungen ignoriert, so entstehen schmerzhafte Zustände und Krankheiten. Ärger, der hinuntergeschluckt wird, führt zu Magengeschwüren, Migräne, Gallen- oder Nierensteinen. Schlimmes widerfährt, wer sein Frau-Sein ablehnt und seinen weiblichen Körper nicht liebt, „dann hören das alle Zellen deiner Brüste, Eierstöcke, deiner Gebärmutter und sie antworten: „Dann können wir ja gehen!“ (Betz, 2013, S. 109) In einem Vortrag am 6.2.2014 in Bottrop behauptet Betz, dass die Entstehung von Demenz, Alzheimer und auch Krebs als Quittung für das gelebte Leben selbst erschaffen werden. Und er ergänzt, dass wir als Schöpfer der Krankheit diese auch wieder heilen können. Als Medikamente bei Krankheiten empfiehlt Betz vor allem Liebe, Freude und Dankbarkeit.
Problematisch an dieser Theorie zur Krankheitsentstehung ist zum einen, dass AnhängerInnnen dieser Lehre sich möglicherweise ganz auf ihre Schöpferkraft und Selbstheilungsfähigkeit auf geistiger Ebene verlassen und eine notwendige medizinische Behandlung ausschlagen. Zum anderen werden Menschen dazu verleitet, die Schuld für ihre Krankheit ausschließlich bei sich selbst zu suchen und andere Ursachen, wie z.B. Veranlagung oder ungünstige Umweltfaktoren, negieren.
Die meisten Menschen leben laut Betz entgegen ihrer göttlichen Bestimmung ein sorgenvolles, kleinkariertes und langweiliges Leben. Die Ursache für ein unfreies Leben sieht Betz in der Kindheit begründet. Wir seien in ein Leben von Abhängigkeit und Unfreiheit hineingeboren. Liebe, Geborgenheit und Bestätigung seien an Bedingungen geknüpft gewesen. Erziehung sei eine Anleitung zum Unglücklichsein gewesen. Unsere ebenfalls unglücklichen Eltern konnten uns nicht zeigen, wie ein glückliches Leben aussieht. (Betz, 2013)
Es wirkt so, als verallgemeinere Betz hier seine eigenen negativen Kindheitserinnerungen und er stellt Erziehung generell als etwas Pathologisches hin. Auch entwertet er die Erfahrungen vieler Menschen, die in ihrem Leben nicht nur Glücksmomente kennen, sondern ein Leben mit all seinen Hochs und Tiefs durchleben. Absolutes Glück wird als einzig erstrebenswertes Ziel postuliert. Wer das noch nicht erreicht hat, hat etwas falsch gemacht.
Um ein glückliches Leben führen zu können, ist es laut Betz notwendig, sich nicht als Opfer wahr zu nehmen. Wer andere verurteilt, die Eltern oder den Expartner verantwortlich macht für sein Unglück, der wird immer wieder Opfer werden. Denn wir sind Schöpfer und Gestalter unseres Lebens. (Betz, 2013) Voraussetzung für ein glückliches Leben ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Energetische Verstrickungen mit Eltern, aber auch mit Ahnen, führen angeblich zu Konflikten im privaten und beruflichen Bereich.
Die wichtigste Methode der Transformationstherapie zur Aufarbeitung der Vergangenheit ist die Meditation. In den geführten Meditationen geht es vor allem um Versöhnung und Vergebung hinsichtlich vergangener Erfahrungen. Sie heißen „Mir selbst vergeben, mich selbst annehmen“, „Befreie und heile das Kind in dir“, „Befreiende Begegnung mit Urvätern und Urmüttern“, „Die Mutter meiner Kindheit“. Für Robert Betz sind diese Meditationen unabkömmlich für das Erreichen eines glücklichen Lebens. In Vorträgen, Büchern und auf seiner Internetseite werden diese Meditationen sehr massiv beworben. Hier zeigt sich der Werbeprofi und Marketingexperte Betz, der damit für hohen finanziellen Umsatz sorgt.
Eingebettet ist der persönliche Transformationsprozess in einen angeblich Welt umfassenden Transformationsprozess. Laut Betz sind die Jahre um 2012 eine spirituell-geistige Zeit der Transformation. Es zeichnet sich laut Betz im Moment eine Entwicklung ab, die Menschen aufbrechen und ausscheren lässt aus ihrer Misere. „Denn die Spatzen pfeifen es von den Dächern: das Riesenrad des Lebens lädt uns ein, die eckigen Dinge unseres Lebens rund zu machen und einzusteigen in das Rad der Liebe und auszusteigen aus dem unbewusst erschaffenen Hamsterrad der Angst. Es ist jetzt Aufwach- und Aufräumzeit zugleich.“ (Betz, 2013, S. 39f).
Den Teilnehmern wird suggeriert, dass sie Teil einer großen, Welt umfassenden, spirituellen Entwicklung sind, die aus der geistigen Welt gesteuert wird. In den Seminaren vernetzt man sich mit Gleichgesinnten, die spirituell weiter entwickelt sind als die „Normalmenschen“ zu Hause. Aber Vorsicht! Betz warnt: Es gibt Nebenwirkungen. Wer sich auf diesen radikal neuen Weg macht, muss damit rechnen, dass Menschen ihm den Rücken zukehren, ihn kritisieren und ihn nicht verstehen werden. Von Angehörigen und Freunden werde massiver Druck ausgeübt, um ihn auf den alten Weg zurückzuzwingen. (Betz, 2013)
Seminare und Ausbildung in Transformations-Therapie
Robert Betz bietet Vorträge und Seminare zu vielen verschiedenen Themen an. Im Mittelpunkt stehen die Seminare zum Thema „Transformation“. Am Anfang steht die „Transformationswoche“, die Woche, „die dein Leben verändert“. (www.robert-betz.com). Das Seminar findet in einer Großgruppe mit über 100 Teilnehmern statt. Hier geht es darum, herauszufinden, warum das eigene Leben bisher nicht optimal gelaufen ist, Frieden mit der Vergangenheit zu finden und alte Verstrickungen zu lösen. Die eigene Schöpfer- und Gestaltungskraft wird erkannt und dem Leben eine neue Richtung gegeben. Als Methoden wechseln sich Vorträge, Übungen und Meditationen ab. Wer möchte, kann zur Vertiefung Einzelgespräche mit Transformationstherapeuten führen.
Wer mehr für seine persönliche Entwicklung hin zu einem glücklichen Leben tun möchte, kann anschließend den 5-monatigen „Transformationsprozess“ durchlaufen. Auch hier geht es um Selbsterfahrung und darum, sich aus alten Mustern zu befreien und als „bewusster, liebender Schöpfer das zu leben, was das eigene Herz zum Singen bringt und was in uns als Potenzial angelegt ist“. (www.robert-betz.com)
Eine weitere 5-monatige Ausbildung in Transformations-Therapie wird für diejenigen angeboten, die selbst gerne therapeutisch arbeiten möchten. Themen dieser Ausbildung sind unter anderem: Das Menschen- und Weltbild der Transformationstherapie, der physische und der feinstoffliche Körper, Ursachen für die Entstehung von psychischem Leiden und Krankheiten, die Lösung aller Probleme, unterschiedliche Methoden der Rückführung (Kindheit, von der Zeugung zur Geburt, andere Leben, höhere Bewusstseins-Ebenen, Zukunft), Verstrickungen und Besetzungen (z.B. mit Eltern, Ahnen, karmische Verstrickungen), Probleme von Kindern und Jugendlichen.
Nach 23 Ausbildungstagen darf man sich TransformationstherapeutIn nennen und soll befähigt sein, „Menschen in therapeutischen Sitzungen, in fördernder, lösungsorientierter Weise wirkungsvoll auf ihrem Weg zu begleiten“. Immerhin wird einschränkend hinzugefügt: „Ausgenommen hiervon sind Menschen mit psychischen Problemen, die (heute noch) eine stationäre Behandlung in einer Klinik erfordern. Dies betrifft besonders den Bereich der „Psychosen“ und sog. Borderline-Erkrankungen.“ (www.robert-betz.com)
Die Transformationstherapie wird fälschlicherweise als eine neue Form der Psychotherapie bezeichnet. Psychotherapie ist eine Heilkunde, die nur von approbierten PsychotherapeutInnen oder von TherapeutInnen mit Psychotherapieerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz durchgeführt werden darf. Weder auf seiner Internetseite noch in seinen Büchern findet sich ein Hinweis darauf, dass Robert Betz eine der genannten Qualifikationen erlangt hat. Die von Betz ausgebildeten Transformations-TherapeutInnen absolvieren lediglich einige wenige Seminare. Andere Voraussetzungen hinsichtlich ihres beruflichen Hintergrundes gibt es nicht. Es ist somit nicht gewährleistet, dass sie überhaupt psychotherapeutisch tätig sein dürfen. Eine 23-tägige Ausbildung kann nicht in Ansätzen das Wissen vermitteln, das dazu notwendig ist, Menschen psychotherapeutisch behandeln zu können. Approbierte PsychotherapeutInnen haben im Vergleich dazu ein medizinisches oder psychologisches Studium und anschließend eine 5-jährige psychotherapeutische Zusatzausbildung absolviert.
Kritische Einschätzung von Robert Betz und der Transformationstherapie
Robert Betz ist Diplom-Psychologe. Dadurch hat er möglicherweise einen Vertrauensvorschuss gegenüber anderen selbsternannten Lehrern und Heilern des esoterischen Lebenshilfemarktes. Der Beruf Diplom-Psychologe, dem ein mehrjähriges Studium vorausgeht, impliziert bei den Lesern und Zuhörern eine Seriosität und Professionalität, die in diesem Fall leider nicht vorhanden ist. Wie viele andere erfolgreiche Esoterikanbieter verfügt Robert Betz allerdings über ein übergroßes Selbstbewusstsein, Charisma und er ist ein guter Redner und Werber in eigener Sache.
Seine Botschaft ist einfach: „Befreit euch aus eurem selbsterschaffenen Leid und werdet endlich glücklich“. Wer sich intensiver auf Betz einlässt und seine Seminare besucht geht ein gesundheitliches Risiko ein. In den Meditationen werden die Teilnehmer in die Kindheit zurückgeführt und mit Erfahrungen konfrontiert, die emotional sehr belastend sein können. Angebliche Rückführungen in frühere Leben, die sich mit etwas Phantasie sehr echt anfühlen, können zu starken Verwirrungen und Ängsten führen. Traumatische Kindheitserlebnisse können in den Meditationen an die Oberfläche gelangen und eine tiefe psychische Krise auslösen. Eine Klientin unserer Beratungsstelle berichtete uns von Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen und massiven Schlafstörungen als Folge mehrer Rückführungsreisen. Die Therapeutinnen seien überfordert gewesen und hätten sie nicht auffangen können. Aufgrund ihrer fehlenden beruflichen Qualifikation sind TransformationstherapeutInnen leider nicht in der Lage, angemessen auf psychische Krisen zu reagieren.
Häufig kommt es vor, dass Klienten sehr verändert von den Seminaren zurückkehren. sie werden als euphorisch beschrieben, aber stark abweisend und verschlossen den Angehörigen gegenüber. Mir berichteten Ehepartner, dass die Kommunikation mit Betz-AnhängerInnen sehr schwierig sei. Konfliktgespräche werden abgelehnt mit der Begründung, dass die spirituell-geistigen Probleme mit sich selbst ausgefochten werden müssen. Die Aussage „Mach deinen selbst kreierten Ärger mit dir selbst aus“ macht jegliche Auseinandersetzung unmöglich.
Eine Teilnehmerin äußerte mir gegenüber, dass es schwierig sei, sich nach einem Transformationsseminar im normalen Leben zurechtzufinden. Stark emotionsauslösende Methoden, wie die geführten Meditationen bei Betz, die stundenlangen Motivationsvorträge, ebenso wie die euphorisierende Stimmung der Großgruppenseminare können einen Suchteffekt hervorbringen. Das Verlangen steigt, diese intensiven Gefühle immer wieder spüren zu wollen. Die Diskrepanz zwischen den erlebten Glücksgefühlen und der ernüchternden Realität im Alltag kann zu depressiven Stimmungen und sicherlich auch zu zwischenmenschlichen Störungen führen.
Die in den Seminaren aufgetretenen Veränderungswünsche werden in der Realität oftmals mit radikalen Schritten umgesetzt. In vielen Fällen scheint ein extremes Bedürfnis nach mehr Freiheit und eine extreme Ich-Zentriertheit aufzutreten, die häufig zu Partnerschaftsproblematiken, Trennungen, Eltern-Kind-Konflikten und beruflichen Veränderungen führen. Veränderungen im Leben sind häufig sinnvoll. Im Anschluss an Betz-Seminare treten sie allerdings sehr gehäuft, radikal und für andere schwer nachvollziehbar auf. Ein egozentrisches Verlangen nach persönlicher Glückserfüllung tritt an die Stelle verantwortungsvoller Beziehungsarbeit. Es stellt sich die Frage, ob die SeminarteilnehmerInnen nicht zu stark dahingehend gepuscht werden, ihr Leben aus den Angeln zu heben. Auch eine professionell durchgeführte Psychotherapie bringt Veränderungen mit sich. Diese entwickeln sich aber in der Regel langsamer und sollten auch Freunden und Angehörigen die Chance geben, den Prozess nachvollziehen zu können.
Robert Betz ist ein recht erfolgreicher, aber unseriöser Anbieter auf dem esoterischen Lebenshilfemarkt. Betz propagiert ein angeborenes Recht auf individuelles Glück, das mit geistiger Hilfe und ohne soziale Verantwortung zurückerobert werden soll. Bei der Transformationstherapie handelt es sich um eine esoterische Pseudotherapie, die nicht zu verwechseln ist mit einer wissenschaftlich fundierten, seriösen Psychotherapie. Transformations-Therapeut kann sich jeder nennen, der einige wenige Seminare bei Robert Betz absolviert hat. Psychologische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Für psychisch labile Menschen kann die Transformationstherapie gesundheitsgefährdend sein, da sie mit stark emotionsauslösenden Methoden arbeitet. In Folge des Besuchs von Betz-Seminaren kommt es gehäuft zu Persönlichkeitsveränderungen, die zu Konflikten im familiären Umfeld führen. Nicht selten werden Partnerschaften beendet und Lebenswege verändern sich in radikaler Weise.
Hier geht es zu
Checklisten
für seriöse Seminar- und Coachingangebote.
Literatur:
Betz, R. (2013): Willst du normal sein oder glücklich? Aufbruch in ein neues Leben und Lieben. München: Heyne Verlag
Betz, R. (2009): Raus aus den alten Schuhen! Dem Leben eine neue Richtung geben. München: Integral Verlag
www.robert-betz.com, abgerufen am 8.1 und 22.1 2014
Treichler, J. (2013): Robert Betz – Geschäftsmann oder Heilsbringer? Fachstelle infoSekta. Zürich (www.infosekta.ch)
Hanauer, C. (2013): Robert Betz –„Transformationstherapie“. Erzdiözese München und Freising, Sekten- und Weltanschauungsfragen. (www.weltanschauungsfragen.de)