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Rezension zum Fachbuch:

Das wahre Gesicht von Scientology

Eine Dokumentation mit mehr als 120 Abbildungen

 
Wilfried Handl ist für alle, die sich mit Scientology beschäftigen, kein Unbekannter. Die breite Öffentlichkeit wurde auf den gebürtigen Wiener, der zwischen 1974 und 2002 Mitglied der Scientology-Organisation war, zeitweise auch in führender Position, durch sein 2005 erschienenes Erstlingswerk „Scientology: Wahn und Wirklichkeit“ aufmerksam. Hier schildert Wilfried Handl, der die Hälfte seines Lebens Mitglied der Organisation war, anhand seiner eigenen Lebensgeschichte sehr persönliche Erfahrungen über seinen Einstieg, seine Persönlichkeitsveränderungen und seinen Ausstieg aus der Scientology-Organisation. Eben ein bemerkenswerter Erfahrungsbericht über 28 Jahre in einer Psychosekte.

In „Das wahre Gesicht von Scientology“ geht Winfried Handl einen Schritt weiter. Nachdem die Öffentlichkeit seine Geschichte bereits kennt, verzichtet er weitgehend auf persönliche Kommentare und konzentriert sich auf die Übermittlung von belegbaren Fakten, untermauert mit zahlreichen Dokumenten. Die Einzigartigkeit dieser Dokumentation besteht schon allein darin, dass derartige Dokumente bisher in keiner öffentlich zugänglichen Literatur zu finden sind. Thomas Gandow, ein Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche und Vorsitzender des Dialog Zentrum Berlin, würdigt im Vorwort Handls couragierte und schonungslose Auseinandersetzung mit dem System Scientology.


Der Prolog:
Der Autor widmet sich in diesem Teil seines Werkes grundsätzlichen Fragen, die in der Öffentlichkeit von großem Interesse sind, aber oft sehr unterschiedlich beantwortet werden. Kann man Scientology ruhigen Gewissens eine „Kirche“ nennen, oder stehen wohl doch eher politische und finanzielle Gesichtspunkte im Mittelpunkt scientologischer Ambitionen? Worin bestehen folgerichtig dann die wirklichen Ziele der Scientology-Organisation?

Kapitel 1: Die aktuellen Strategien
Mit dem wohlklingenden Begriff Celebrity-Strategie können die Wenigsten etwas anfangen. Aber die Menschen wissen, dass z.B. Tom Cruise oder John Travolta bekennende Scientologen sind. Den Zusammenhang zwischen der Celebrity-Strategie und berühmten Persönlichkeiten belegt Handl an Hand von Dokumenten genau so offenkundig, wie die wahren Ziele bestimmter sozial klingender Tarnorganisationen. Gleichermaßen eindrucksvoll gestaltet sich auch die Erklärung zur Strategie der „Idealen Organisation“ oder die konkreten Zahlen aktiver Scientologen weltweit.

Kapitel 2: L. Ron Hubbard
Natürlich widmet Handl dem Scientology-Gründer und dessen Biographie ein ausführliches Kapitel. Der Blickwinkel Handls auf Hubbards Biographie ist verständlicherweise ein anderer, als der der Scientologen. Eindrucksvoll vermittelt er uns Hubbards „Karriere“ beginnend bei den Rosenkreuzern (A.M.O.R.C.) über den Okkultisten Jack Parsons bis hin zum Schwarzmagier Aleister Crowley und die Auswirkungen solcher Verbindungen, nämlich okkulte Parallelen in Scientology. Wichtige Dokumente über das viel umstrittene E-Meter und den Tod Hubbards, runden das Kapitel ab.

Kapitel 3 und 4: Scientologys Geheimdienst und die Seeorganisation
Handl beschreibt zu Beginn dieser Kapitel die Entwicklung vom Department of Government Affairs (Abteilung für Regierungsangelegenheiten) über die Gründung des Geheimdienstes Guardians Office (GO) bis hin zur Erschaffung des Büro für Spezielle Angelegenheiten (OSA – Office of Spezial Affairs). Die hier beschriebenen und belegten Methoden dieses Geheimdienstes sind erschreckend und beängstigend. Noch besorgniserregender sind Handls Ausführungen über die Sea Org (Sea Organisation), die Eliteeinheit der Scientology, deren Aufträge und Möglichkeiten.

Sicher nicht unbekannt, aber mit ganz neuen, bisher nicht veröffentlichtem Material, werden vom Autor der Fall Lisa McPherson, ihr mysteriöser Tod und die noch ungeklärten Umstände dieses Todesfalls beleuchtet.

Kapitel 5: Scientologys „Kriegskasse“
Neben dem Bildmaterial sind die hier konkret benannten Spendenstufen wirklich beeindruckend. Wer dieses Kapitel gelesen hat fragt sich nicht mehr, wie Scientology eine weltweite Image-Kampagne nach der anderen finanzieren kann.

Kapitel 6: Der Sündenfall des IRS

Oktober 1993: Scientology wird von dem IRS (Internal Revenue Service = amerikanische Steuerbehörde) bescheinigt, dass sie eine gemeinnützige Religionsgemeinschaft ist. Ungeheuer spannend zu lesen, wie es so weit kommen konnte und mit welchen gewissenlosen Methoden Scientology vorgeht, um im Ergebnis an ihr Ziel zu gelangen. 

Kapitel 7: Ein Fazit

Im Fazit über „Das wahre Gesicht von Scientology“ rüttelt der Autor den Leser nochmals auf, indem er Folgendes formuliert: 
„Wenn man es sehen möchte, sieht man es!“
„Was jetzt noch fehlt, ist ein entschlossenes Vorgehen.“ (Handl, W. ,2010. Das wahre Gesicht von Scientology. S. 248)
 
 
Ein beispielloses Buch voller Fakten und Beweisführungen. Wenn man sich intensiv mit der Scientology-Organisation auseinander setzen will und innere Zusammenhänge sowie wahre Hintergründe erkennen möchte, ist dieses Buch ein absolutes Muss.
 

 

Autor:  Wilfried Handl, geb. 1954 in Wien
Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Gesellschaft Gegen Dogmen U. Psych. Abhängigkeit
Auflage: 1., Februar 2010
ISBN: 978-3-200-00982-0
Preis: 19,90 Euro