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Rezension zum Fachbuch:

Erleuchtung gefällig? Ein esoterischer Selbstversuch

 

Spätestens seit Hans-Günter Wallraff den investigativen Journalismus populär machte, verlangt die Öffentlichkeit nach Enthüllungen im Undercover-Format. Das Fernsehen hat dieses Interesse schnell erkannt und reagiert.

Bernd Kramer, geb. 1984, schreibt als Journalist für die taz, Spiegel Online und Die Zeit, bedient sich dieser Form des Journalismus, um einen Blick hinter die Kulissen der Esoterikszene zu wagen. Er bedient sich dabei nicht der Informationen von Aussteigern und Insidern, sondern startet einen esoterischen Selbstversuch.

Kramer startet seinen Selbstversuch bei einem „Heiler“ und beschreibt im Kapitel “Urwissen“, wie dieser ihm durch bloßes Schütteln der Hände seine Vergangenheit als Mönch mit einer großen Schuld, dem Verletzen des Zölibats, vor Augen führt. Mit dieser neuen Erkenntnis wagt sich der Autor zu einer Reinkarnationstherapeutin, die in privater Atmosphäre die begonnene Geschichte aufnimmt und seine karmische Vergangenheit weiter ausarbeitet.

Um nichts unversucht zu lassen, besucht Kramer ein „Lichtarbeiter – Wochenendseminar“, auf dem er auf einem samtroten Meditationskissen sitzend, versucht, „Hellsehen“ zu erlernen. Da ihm das unerwartet leicht fiel, bewirbt sich Kramer als Berater bei einem Astroportal. Nach einem untypischen Einstellungsgespräch beginnt er sofort unter dem Namen „Osiris Jesaia“ seine Beratertätigkeit. Damit nicht genug. Kramer möchte wissen wie es ist, ein wahrer Guru zu sein. Er meldet sich als Spezialist für „Aura-Restrukturierung“ und „Aura-Revitalisierung“ auf einer Esoterik-Messe an und begibt sich sofort auf die Suche nach entsprechenden Utensilien. Fündig wird er in einem Geschäft für Dekorationsgegenstände. Ein silberner Zapfen, ursprünglich als Tannenbaumschmuck vorgesehen, wird kurzerhand zum „Transzendenzzapfen“ und ein gängiger Rückenkratzer zum Ausziehen wird zum „Karmakamm“. Seine neu erfundene Heilslehre kann beginnen. Der Messebesuch wird zum Erfolg mit bitterem Beigeschmack, denn bei Kramer meldet sich das schlechte Gewissen. Wie weit darf er in seinem Selbstversuch gehen, ohne ratsuchenden oder verzweifelten Menschen zu schaden? Somit beendet Kramer das Experiment, seinen persönlichen Undercover – Einsatz, mit vielen interessanten Erkenntnissen, an denen er uns am Schluss des Buches teilhaben lässt.

Der esoterische Selbstversuch ist eine spannende, verblüffende und zugleich informative Lektüre. Es ist mit viel Witz geschrieben, ohne dass es an Ernsthaftigkeit mangelt. Zu empfehlen für Jeden, der Interesse an kritischer Lektüre zur Esoterik hat.
           

Autor: Bernd Kramer
Broschiert:       208 Seiten
Verlag: Ch. Links Verlag; 2013
ISBN: 978-3-86153-717-5
Preis:  16,90 Euro