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Autor: Heike Heinz 25.03.2009
Verschwörungstheorien hat es schon immer gegeben und jeder von uns könnte ganz sicher direkt einige aufzählen. Ursache des Entstehens solcher Theorien sind nicht selten Katastrophen oder Schicksalsschläge, die dazu führen, dass sich in der Öffentlichkeit mehrere Sichtweisen auf ein solches Ereignis entfalten. Auf der Suche nach Erklärung glaubt der eine Teil der Menschen an die offiziellen Darstellungen von Experten oder politischen Instanzen. Ein anderer Teil ist aber prinzipiell misstrauisch, stellt alles in Frage und könnte eine Verschwörungstheorie entwickeln. Voraussetzung einer solchen Theorie ist aber immer das Misstrauen zwischen Menschen oder gesellschaftlichen Gruppen.
Natürlich gibt es bereits eine Vielzahl von Literatur, in der ganz typische Verschwörungstheorien detailliert beschrieben und analysiert werden. Das hier vorliegende Werk ist anders. Thomas Grüter konzentriert sich in seinem Buch vielmehr auf das Herausfinden von Ursachen für die große Popularität und das zahlreiche Auftreten von Verschwörungstheorien. Seine Leser erhalten einen Einblick in belegbare Hintergründe der populärsten Verschwörungstheorien und eine Analyse der Ursachen und Folgen dieser Hypothesen. Trotz allem negiert der Autor nicht, dass in der Geschichte der Menschheit auch reale Verschwörungen stattgefunden haben mit dem Unterschied, dass diese von Menschen im Vorhinein geplant und abgesprochen waren. Nach einem kurzen Vorwort erwarten den Leser 11 spannende Kapitel mit folgendem Inhalt:
Kapitel 1: Echte Verschwörungen und ihre Probleme Anhand des Ablaufs einiger bekannter Verschwörungen zeigt der Autor die Aussichtslosigkeit solcher Komplotte. Kapitel 2: Die Systematik des Verschwörungsdenkens Unter Heranziehung der Ritualmordvorwürfe gegen die Juden erläutert Grüter den Zusammenhang von Verschwörungsglauben, Verschwörungslegenden und Verschwörungstheorien.Kapitel 3: Wahrheit und Legende Berichten Berlitz, Brown, Däniken oder Bröckers wirklich wahrheitsgetreu, oder beherrschen sie eine ganz andere Kunst des Schreibens? Woher rühren der Erfolg ihrer Theorien und die Popularität ihrer Bücher? Kapitel 4: Zeichendeuter und Hexenjäger In diesem sehr interessanten vierten Kapitel unterscheidet der Autor vier Gruppen von Verschwörungstheoretikern (der Verfolgte; der besessene Aufklärer; der Zeichendeuter; der Hexenjäger) und erläutert ihre ganz speziellen Motive. Kapitel 5: Der Glaube an das Böse hinter der Welt Grüter versucht in diesem Kapitel die Ursache dafür zu finden, warum doch so viele Menschen an Verschwörungstheorien glauben. Kapitel 6. Wahn und Wirklichkeit Der Leser bekommt hier einen Überblick über den schwer zu definierenden Begriff „Wahn“ und die eventuelle Verknüpfung von Geisteskrankheiten und dem Entstehen von Verschwörungstheorien.Kapitel 7: Der heimliche Kampf um die Macht Es gibt nichts Naheliegenderes bei diesem Thema, als auf die Zusammenhänge zwischen dem Aufleben von Verschwörungstheorien und dem Kampf um staatliche Macht einzugehen. An Beispielen von Verschwörungen und Verschwörungstheorien als Element staatlicher Macht mangelt es dem Autor nicht. Kapitel 8: Wir bauen eine Verschwörungstheorie In diesem Kapitel bietet Grüter dem Leser mal etwas ganz Neues: Er zeigt uns, wie simpel es ist, eine Verschwörungstheorie ins Leben zu rufen. Natürlich nicht mit dem Ziel, diese abstruse Theorie zu verbreiten. Unter Berücksichtigung einiger einfacher Regeln entsteht am Ende eine ganz plausibel klingende Verschwörungstheorie, die aus einer Reihe völlig unverbundener Fakten entwickelt wurde. Kapitel 9: Die Protokolle der Weisen von Zion Nachdem in diesem Kapitel die Entstehung, der Inhalt und die weltweite Verbreitung der Protokolle der Waisen von Zion verdeutlicht wird, geht der Autor auf den Mythos dieser Protokolle ein. Ein angebliches „Redeprotokoll“, das vor Jahrzehnten als Plagiat enthüllt wurde und trotzdem eine Menge Anhänger besitzt. Kapitel 10: Unter Generalverdacht: Juden, Freimaurer und Jesuiten Nach einem kurzen Überblick über die Vorwürfe, die gegenüber Juden, Freimaurern und Jesuiten erhoben werden, legt der Autor dar, warum gerade diese Vereinigungen dem Dämonenstereotyp (mächtig, böse usw.) entsprechen. Kapitel 11: Verschwörer und Dämonen der modernen Welt Was wäre ein Buch über Verschwörungstheorien ohne die aktuellsten Theorien von Komplotten unserer Zeit. Äußerst interessant sind die Abschnitte über Lady Diana und die Attentate auf das Pentagon und das World Trade Center vom 11. September 2001.Statt eines Epilogs Mal etwas ganz Anderes: Statt eines Schlusswortes, erzählt uns Grüter eine Geschichte, die viel mehr Substanz besitzt, als ein normaler Epilog. „Begegnung mit dem Herrn der Welt – eine kleine Verschwörungsgeschichte“ Der an diese Geschichte anschließende Anhang, gibt noch einmal einen Überblick über Definitionen zu den wichtigsten Begriffen des Werkes und bietet dem Leser die Übersetzung des Wortes “Verschwörung“ in acht Sprachen.
Ein sehr gut recherchiertes Werk, das zu sachlichen Diskussionen anregt. Für interessierte Leser eine unterhaltsame, informative Lektüre, bei der es trotz der Menge an historischen Informationen nicht an Wortwitz und Leichtigkeit fehlt.