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Autor: Heike Heinz 20.03.2015
Betrachtet man die Entwicklung der deutschen Gesellschaft, so wird deutlich, dass bereits seit den fünfziger Jahren der Begriff „Migration“ eine bedeutende Rolle spielt. Ob die so genannten „Gastarbeiter“, die Einwanderer aus Osteuropa mit deutschen Wurzeln oder die Asylanten, die vor Krieg und Verfolgung in unser Land kamen, alle suchten sie in Deutschland ein menschenwürdiges Leben. Aber diese Menschen kamen nicht allein. Mit ihnen kamen viele unterschiedliche Kulturen, für die es gilt, ein friedliches, verständnisvolles und tolerantes Neben- und Miteinander zu gestalten. Aber auch viele deutsche Mitbürger begeben sich auf die Suche nach neuen religiösen Erfahrungen oder sind in religiöse Sondergemeinschaften eingebunden, deren Ansichten häufig konträr der allgemein existierenden sind. Dieses Nebeneinanderexistieren von verschiedener Kulturen und religiösen Überzeugungen kann bereichernd sein. Aber in der alltäglichen Praxis zeigt sich, besonders in den Kindergärten und Schulen, dass Lehrer/-innen, Sozialpädagogen/-innen und Erzieher/-innen häufig an ihre Grenzen stoßen. Wie reagiert man tolerant, aber im Rahmen des Möglichen und im Sinne aller Kinder bei religiös-kulturell bedingten Kontroversen? „Unsere Tochter nimmt nicht am Schwimmunterricht teil“ ist ein Ratgeber für alle die, die sich wiederholt mit religiös-kulturell geprägten Konfrontationen in Kindergärten, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen auseinandersetzen müssen. Das Autorentrio, eine Rechtsanwältin, ein Islamwissenschaftler und ein Philosoph, Psychologe, Geschichts- und Erziehungswissenschaftler, konzentrieren sich, sehr gut recherchiert, auf die 50 häufigsten religiös-kulturell geprägten Konfliktsituationen, die sie in vier Schwerpunktbereiche unterteilen:Teil 1: 26 problematische Forderungen in Bezug auf Bildung und ErziehungTeil 2: 11 schwierige Einschränkungen bei der Organisation von SchuleTeil 3: 7 prekäre Grundsätze im Umgang mit Körper und KleidungTeil 4: 6 bedenkliche Prinzipien zur Stellung von Mann und FrauBei jedem dieser 50 Beispiele wird erst einmal kurz der religiös-kulturelle Hintergrund beschrieben, um das Verständnis für eine bestimmte Forderung zu wecken. Anschließend bieten die Autoren dem Leser eine alternative Deutung an, mit der man in einer konkreten Konfliktsituation argumentieren kann. Im jeweils dritten Abschnitt wird, speziell auf das konkrete Problem zugeschnitten, die Rechtslage dokumentiert. Der abschließende vierte Teil umfasst konkrete und hilfreiche Empfehlungen für den Ratsuchenden. Um das Thema für den Leser abzurunden und zu intensivieren, erläutern die Autoren ausführlich Hintergrundinformationen zum Deutschen Grundgesetz. Hier werden nicht nur Informationen zur Religionsfreiheit (Art.4 GG) gegeben, sondern auch zum Erziehungsrecht der Eltern (Art. 6 GG) oder zum Schulwesen (Art. 7 GG). Im abschließenden Teil (Glossar) folgen einige wichtige Begriffserklärungen, die das Verständnis und die Kommunikation in alltäglichen religiös-kulturellen Konfliktsituationen erleichtern. Endlich erhalten Lehrer und Erzieher aller Schulformen (Klasse 1-13) eine, an der täglichen Praxis orientierte, Handreichung. Dieses Buch ist nicht nur ein üblicher Ratgeber, sondern auch eine überaus wichtige Informationsquelle.