Beratung und Information zu neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen
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Checkliste Seminare

Kriterien zur Beurteilung von Seminaranbietern aus dem Management-, Psycho- und Esoterikbereich

Im Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. häufen sich Anfragen zu Seminaren aus dem Bereich der Esoterik, der Psychologie und des Managements.
Der Esoterikmarkt bietet Seminare zur spirituellen Selbsterfahrung, zur Suche nach dem persönlichen Glück und zur alternativen Lebensgestaltung. Hier spielen sowohl die „geistig -spirituelle Heilung“ als auch die Befreiung von körperlichen Leiden eine besondere Rolle. Im Bereich „Psychologie“ werden Seminare zur Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und/oder Lebensbewältigung angeboten. Im Managementbereich geht es vor allem um Kommunikationstrainings, Verfahren zur Reduktion von Streßphänomenen sowie um das Erlernen von Führungsstrategien.

Unserer Erfahrung nach sind die o.g. Bereiche nicht immer eindeutig voneinander zu trennen, sondern es kommt vielmehr häufig zu Überschneidungen der einzelnen Gebiete. Auffallend ist dabei die Vermischung von wissenschaftlichen, pseudowissenschaftlichen und wissenschaftlich nicht anerkannten Methoden im Rahmen der einzelnen Angebote.

Weiterhin stellen wir fest, daß dieser Markt in der Bevölkerung ein steigendes Interesse hervorruft. So scheinen die zahlreichen Angebote das Bedürfnis nach Sinnfindung auf der einen und Heilung auf der anderen Seite in Verbindung mit gruppendynamischer Selbsterfahrung nicht nur aufzugreifen, sondern durch gezielte, auf die Sehnsüchte der Menschen ausgerichtete Werbung erst zu schaffen. Die einzelnen Anbieter werben sowohl in den einschlägigen Zeitschriften der Esoterik- und Psychoszene als auch auf Handzetteln, die in Buchhandlungen, Esoterikläden und auf Esoterikmessen ausliegen.

Um eine Hilfestellung im mittlerweile unüberschaubar gewordenen „Seminardschungel“ zu bieten, hat der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. einen Kriterienkatalog erstellt, der es dem Interessierten leichter macht, seriöse von unseriösen bzw. schädigenden Angeboten zu unterscheiden. Dabei spielt insbesondere das Recht auf die persönliche Unversehrtheit bzw. auf die Achtung der Intimsphäre des Einzelnen und die Transparenz der Inhalte und Ziele der Seminare eine Rolle.


Kriterienkatalog

  • Wird im Anmeldeprospekt schon beschrieben, welche Ziele im Seminar erreicht werden können/sollen und was genau im Seminar gemacht wird (z.B. welche Übungen durchgeführt werden, welche Methoden angewandt werden), bzw. wird zumindest angeboten, daß eine solche Informationsmöglichkeit besteht?

    Werden Fragen zum Seminarinhalt mit Begründungen wie z.B. “Das kann man nicht beschreiben, das muß man erleben” abgefertigt, so liegt der Verdacht nahe, daß der Anbieter entweder den Seminarinhalt nicht genau ausgearbeitet hat oder er diesen nicht offenlegen will. Es ist aber wichtig zu wissen, was Sie im Seminar erwartet, auch um zu prüfen, ob die Seminarziele wirklich Ihren eigenen entsprechen. 

  • Wird mir entweder im Prospekt oder aber spätestens zu Beginn des Seminars der Beruf bzw. die Ausbildung des Seminarleiters, die zur Durchführung des Seminars qualifiziert, genannt?

    Eine qualifizierte Ausbildung ist für eine erfolgreiche Durchführung von Seminaren unerläßlich. Dabei sollten Sie auch berücksichtigen, daß es v.a. in Seminaren mit psychologischem Inhalt auch zu seelischen Krisensituationen kommen kann, bei denen Sie sich auf die psychologischen bzw. psychotherapeutischen Fähigkeiten des Seminarleiters verlassen müssen. Lassen Sie sich nicht mit Formulierungen wie “Ich arbeite seit 10 Jahren mit Menschen” abspeisen!

  • Entsprechen die Ausschreibung, die angewandten Methoden wirklich meinen eigenen Zielen, Bedürfnissen und Vorstellungenbzw. habe ich das Gefühl, in meinen diesbezüglichen Fragen und evtl. auch Ängsten ernstgenommen zu werden?

    Manche therapeutische Methode erscheint dem Laien zunächst befremdlich, muß aber nicht unbedingt unseriös sein. Durch direktes Fragen nach Durchführung und Zweck der Übung können Sie leichter entscheiden, ob die im Seminar angewandten Methoden Ihnen wirklich liegen oder nicht. Sollten Sie Bedenken haben, nehmen Sie diese unbedingt ernst!

  • Muss ich bei der Anmeldung oder bei Seminarantritt einen Haftungsausschluß bzw. eine Verantwortlichkeitserklärung unterschreiben, durch die ich den Seminaranbieter oder Seminarleiter von jeglicher Verantwortung und Haftung für evtl. Folgeschäden entbinde?

    Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie einen solchen Haftungsausschluß unterschreiben. Tatsächlich  trägt ein Se-minarleiter zumindest einen Teil der Verantwortung  für das, was im Seminar geschieht. Hätte der Seminarleiter keine Bedenken, daß etwas passieren könnte, bräuchte er keinen Haftungsausschluß.

  • Gelten innerhalb der Seminare strenge Regeln (z.B. Essensvorschriften, Vorschriften, den Raum nicht zu verlassen, keine Notizen zu machen o.ä.)?

    Daß es dort, wo mehrere Menschen zusammenkommen oder zusammen arbeiten, Regeln für das Miteinander geben muß, ist unerläßlich. Diese Regeln sollten jedoch nicht Ihre persönlichen Rechte, wie z.B. die Entscheidung, was Sie essen oder wohin Sie gehen, beschneiden.

  • Wird mir der Sinn dieser Regeln erklärt, bzw. werden Fragen nach den Gründen dieser Regeln freundlich, sinnvoll und zu meiner Zufriedenheit beantwortet?

    Werden Regeln aufgestellt, die Sie nicht verstehen, denen Sie kritisch gegenüberstehen oder die Ihnen unangenehm sind, sollte der Seminarleiter in der Lage sein, Ihnen diese Regeln so zu erklären, daß Sie ihren Sinn einsehen und sich auch damit wohlfühlen können.

  • Muss ich persönliche Sachen (z.B. Uhren) abgeben, werden strenge Kontrollen seitens der Seminarleitung durchgeführt oder persönliche Sachen der Seminarteilnehmer durchsucht?

    NIEMAND hat das Recht, Ihnen persönliche Sachen abzunehmen oder Ihre Intimsphäre zu verletzen.

  • Wird auf kritische Fragen oder Zweifel  meinerseits freundlich und konkret eingegangen, und besteht die Möglichkeit, über solche Zweifel zu diskutieren, ohne mich in irgendeiner Weise bloßzustellen?

    Prüfen Sie zu Beginn des Seminars genau die Atmosphäre: Wie werden Teilnehmer behandelt, die v.a. kritische Fragen stellen? Haben Sie das Gefühl, daß Sie frei sind zu sagen, was Sie denken? Oder spüren Sie, daß Sie Fragen oder Kritik aus Angst, verletzt oder beschämt zu werden, zurückhalten?

  • Wird mir ein Schweigegebot sowohl über die Seminarinhalte als auch die eigenen Erfahrungen während des Seminars auferlegt?

    Stillschweigen über die Berichte und Erlebnisse anderer zu bewahren, gilt in allen Seminaren als selbstverständlich!! Niemand hat jedoch das Recht, Sie davon abzuhalten, Ihre eigenen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen (auch über Seminarinhalte) an andere weiterzugeben.

  • Gibt der Seminarleiter eine Verschwiegenheitserklärung  ab, damit ich sicher sein kann, daß meine Daten geschützt sind? Wenn nein - warum nicht?

    Gerade in Seminaren, in denen sehr persönliche, teilweise sogar intime Dinge besprochen werden, ist es wichtig, von Anfang an klarzustellen, daß ALLE Personen sich verpflichten, über das von den anderen Gehörte Stillschweigen zu bewahren. Das schließt selbstverständlich den Seminarleiter mit ein.

  • Behauptet der Seminarleiter, den einzig richtigen Weg  zur Problemlösung, Selbsterfüllung usw. aller Teilnehmer zu kennen?

    Auch ein Seminarleiter ist nicht perfekt. Alle Seminarteilnehmer bringen ein großes Maß an persönlicher Lebenserfahrung mit. Es besteht daher für den Seminarleiter kein Grund, Anregungen und Meinungen von Teilnehmern abzuwerten und nicht ggf. aufzugreifen.

  • Wird erwartet, daß ich mich strikt an die Anweisungen des Seminarleiters halte? Werden Verstöße nicht besprochen, sondern bestraft?

    In der Regel sind die Teilnehmer solcher Seminare erwachsene Menschen. D.h., es sollte eine von gegenseitigem Respekt und Kommunikation geprägte Atmosphäre herrschen, in die Bestrafungen nicht passen.

  • Sehe ich für mich die Möglichkeit (und die entsprechende Atmosphäre), auch Probleme oder Konflikte, die ich innerhalb der Gruppe habe/sehe, anzusprechen?

    Bei seriösen Seminaren gilt immer das Prinzip “Störungen haben Vorrang”. D.h., Probleme oder Verstimmungen sollten erst besprochen werden, bevor das Seminar weitergehen kann.

  • Werden genügend Pausen eingelegt bzw. die üblichen Essens- und Ruhezeiten eingehalten?

    Länger als 8-9 Stunden täglich sollten  Seminareinheiten nicht dauern. Normalerweise werden zwei größere Ruhepausen - nach dem Mittag- und dem Abendessen - eingeschoben. Der Seminarplan sollte Ihnen außerdem mindestens 10 Stunden Nachtruhe zugestehen.

  • Habe ich während dieser Pausen Gelegenheit, mich zurückzuziehen, mich mit einem anderen Seminarteilnehmer meiner Wahl (auch kritisch!) auszutauschen oder u.U. Kontakt mit der Außenwelt (Eltern, Partner, ...) aufzunehmen?

    Manchmal macht man in Seminaren sehr aufwühlende Erfahrungen oder gewinnt Erkenntnisse, die man gerne mit jemandem teilen würde. Dann kann es beruhigend und auch wichtig sein, sich mit einer Vertrauensperson auszutauschen. Diese Möglichkeit sollte Ihnen von der Seminarleitung selbstverständlich eingeräumt werden.

  • Werde ich vom Seminarleiter darauf hingewiesen, daß möglicherweise für mich eine professionell begleitete Nachbesprechung/ Nachbearbeitung unabhängig vom Seminar anbieter nötig sein könnte?

    Manchmal kommt es während eines Seminars zu sehr intensiven (Gefühls-)erlebnissen oder auch schmerzhaften Erinnerungen, die Sie alleine nur schwer verarbeiten können. Dann ist es für Sie wichtig, jemanden zu wissen, an den Sie sich um Hilfe wenden können.

Grundsätzlich gilt:      Trauen Sie Ihrem Gefühl!

Sollte Ihnen irgend etwas “komisch” vorkommen, sollten Sie aus Gründen, die Sie vielleicht nicht einmal konkret benennen können, Zweifel haben, so nehmen Sie diese Gefühle unbedingt ernst. Sprechen Sie darüber mit einem Außenstehenden Ihres Vertrauens oder mit einer Beratungsstelle.

Checklisten als Faltblatt (PDF)