Beratung und Information zu neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen
gefördert durch das
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Bericht über die Arbeit des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. und über Aktivitäten konfliktträchtiger religiöser Gemeinschaften in 2024

Mit den für das Jahr 2024 registrierten 972 Anfragen beim Sekten-Info Nordrhein-Westfalen bewegen sich die Zahlen wieder auf dem langjährigen Niveau von den Jahren vor 2021 (jeweils um die 1000 Anfragen). Dieses war im Zuge der Corona-Krise 2021 und 2022 erhöht. Insbesondere die in diesen Jahren hohe Zahl an Anfragen zu Verschwörungstheorien ist wieder zurückgegangen. Im Vergleich zu der Zeit davor ist sie jedoch immer noch hoch. Auffällig ist der gestiegene Anteil an Anfragen zum christlichen Fundamentalismus.

Bei den 972 Anfragen an unsere Beratungsstelle konnten wir 414 Personen mit kürzeren, aufklärenden Gesprächen und Informationsmaterial ausreichend unterstützen. Gegenüber der rückläufigen Zahl an Informationsanfragen ist die Zahl der Beratungen mit intensiveren und längeren Gesprächsverläufen auf 558 Fälle gestiegen. Schulen, Jugendämter, Therapeut*innen und Psychotherapiepraxen suchten fachlichen Kontakt zu uns in 24 Fällen. Die 414 Informationsanfragen und die 558 Beratungsfälle wurden in der folgenden Übersicht - wie stets - in zehn Kategorien zusammengefasst. Insgesamt erreichten uns Anfragen zu etwa 450 verschiedenen Gruppierungen und Anbieter*innen (vgl. Diagramm 1). Ab S.10 werden die Kategorien im Einzelnen betrachtet.

 Beratung und Information 2024
Diagramm 1: Summe Beratungsfälle und Informationsanfragen

Der überwiegende Teil der Anfragen bezieht sich auf viele kleinere Gruppen - etwa freikirchliche Gemeinden, spirituelle Meditations- und Yogagruppen, sowie Einzelanbieter*innen problematischer esoterischer Lebenshilfe, unseriöse Heilpraktiker*innen, Geistheiler*innen und Coachinganbieter*innen. Die Grenzen zwischen den Kategorien sind fließend.

Der Trend zum Rückzug aus den großen institutionalisierten Religionsgemeinschaften geht weiter und so gehört eine Mehrheit der Bevölkerung mittlerweile keiner der beiden großen Kirchen mehr an. Deren Mitglieder kommen gemeinsam auf 45%, Konfessionslose auf 47% der Gesamtbevölkerung.1
Werden die Mitglieder anderer Religionen dazugezählt und bedenkt man die konfessions- und institutionsungebundenen Formen von Religiosität, geht mit dem Verlust an Kirchenmitgliedern keineswegs eine generelle Säkularisierung einher. Werteorientierung, Sinnfragen und Lebenshilfe werden zunehmend abseits offizieller Institutionen über soziale Netzwerke angeboten und verhandelt. Individuelle Bedürfnisse werden zielgruppengenau und schnell über Algorithmen anhand des Nutzerverhaltens bei der Mediennutzung im Internet erfasst und mittels Videoclips mit Lebenshilfe, esoterischem Angebot, Predigten und Coaching beantwortet.

Der Siegeszug der sozialen Medien weist auch Schattenseiten und ein Gefährdungspotential im weltanschaulichen Bereich auf. TicToc-Terrorismus und TicToc Radikalisierung, bzw. Terrorgram in Anlehnung an Telegram bezeichnen eine Radikalisierung allein über den Kontakt in den sozialen Medien. Und die setzt bereits bei jungen Teenagern an.2 3    Auch die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BaMF) sieht einen seit Jahren verfestigten Trend, „dass islamistische Propaganda zunehmend sehr junge Zielgruppen erreicht“.4 Influencer auf Kanälen wie "Generation Islam", "Realität Islam" oder "Muslim-Interaktiv" behaupten in deutscher Sprache, den wahren – aber in Deutschland unterdrückten - Islam zu repräsentieren. Radikalisierte Jugendliche sehen sich leichter zu Anschlägen aufgerufen. Gemäßigte deutsche Moscheegemeinden kommen bisher nur wenig mit eigenen Inhalten und entsprechendem Korrektiv auf TicToc vor.

Laut CeMAS (Center für Monitoring, Analyse und Strategie) zeigen sich im als Terrorgram bezeichneten Netzwerk eine Vielzahl destruktiver Taktiken und Strategien. Der hierfür verwendete Begriff Militanter Akzelerationismus bezeichnet dabei Aktivitäten, die darauf abzielen, latente soziale Spaltungen durch Hasspropaganda und auch gewaltvolle Aktionen zu verschärfen, um den Zusammenbruch dieser von ihnen verhassten liberalen Gesellschaft zu beschleunigen. Etliche der dort von CeMAS untersuchten deutschen User*innen entstammen der rechtsextremen Szene und propagieren solche Aktivitäten.5

Sowohl die islamistische als auch die rechtsradikale Szene lehnen die pluralistische freiheitlich demokratische Werteordnung ab und suchen Anhänger*innen gerade auch unter den Jugendlichen. Beide extremistischen Szenen teilen neben der Gewaltbereitschaft auch durchgehende antisemitische, misogyne und rassistische Überzeugungen. Es finden sich ähnliche Vorstellungen von einem gewünschten Niedergang der liberalen Gesellschaft. Diese müsse zunächst untergehen, um die Menschen zur (jeweiligen) wahren Ordnung zurückzuführen.

Diese Vorstellung von einer wiederherzustellenden und zu bewahrenden „göttlichen“ Ordnung entgegen dem als dekadent bewerteten Zeitgeist wird auch in (überwiegend gewaltfreien) fundamentalistisch christlichen Kreisen geteilt. Einige Influencer*innen dieser Szene plaudern mit biblischer Begründung – aber mit modernem Design und aktueller Technik - für z.B. die Unterordnung der Frau unter den Mann.6 Entsprechend inszenieren sich manche Influencerinnen als „Tradwifes“, also als „traditionelle“ Frauen, in ihrer biblischen Bestimmung.

Bei den jeweiligen reaktionären Vorstellungen sind Diskurs und Zweifel unerwünscht. Die perfekt im Handy-Format in Szene gesetzte Ausstrahlung von Gewissheit zieht Jugendliche bei der Suche nach der eigenen Identität und Orientierung in einer Welt voller Ungewissheiten und Krisen geradezu magisch an.

Die Weiterentwicklungen bei der „Künstlichen Intelligenz“ finden auch im religiösen Bereich Anwendung. Chatbots, die auf individualiserte Bedürfnisse programmiert wurden, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. In einer Schweizer Kapelle fand 2024 ein experimentelles Projekt mit der Hochschule von Luzern viel Beachtung. Zwei Monate lang konnten Besucher mit einem KI-generierten Jesus-Avatar sprechen. Die Worte der Besucher wurden aufgenommen und in einen Computer gespeist. Die Antwort wurde mit ChatGPT generiert und von dem Avatar geäußert. 60 Prozent der Menschen, die sich dazu äußerten, hätten sich religiös-spirituell angeregt gefühlt. Es gab aber auch Aussagen des Avatars, die ein veraltetes Bild von Frauen und Jesus aufwiesen.7 Eine kleine Tech-Firma aus Los Angeles hatte bereits 2023 eine App entwickelt, mit der Nutzer*innen mit KI-Hilfe mit biblischen Figuren plaudern können. Die App mit Jesus-Chat wurde schnell ein Hit. Beliebt war aber auch der Chat mit dem KI-Satan, der sich jedoch nur zu biblischen Themen äußert.8

Auch für weitere Bereiche gibt es Anwendungen. Ein ChatBot konnte erfolgreich die Zustimmung zu Verschwörungstheorien senken. Das für eine Studie entwickelte Programm wurde vorab mit schriftlich eingereichten Glaubensaussagen zu Verschwörungen trainiert und konnte daraufhin präziser, faktenbasiert und mit freundlicher KI-Geduld auf die individuellen Vorstellungen eingehen.9 Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie kann bei Verschwörungsgläubigen allerdings kaum generell vorausgesetzt werden.

Lassen diese und therapeutisch genutzte Programme ungeahntes Potenzial konstruktiver KI-Anwendungen erahnen, so ist die Vorstellung spezifisch trainierter KI-Programme zur Manipulation von Einzelpersonen und Gruppen eher besorgniserregend. Die Aussicht auf eine sich selbst weiterentwickelnde generelle KI, deren Ergebnisse nicht mehr ohne weiteres nachvollziehbar sind und die nicht mehr kontrollierbar wäre, weckt ebenfalls Unbehagen.

Während manch transhumanistische Vorstellungen vom Upload des menschlichen Bewusstseins in eine Computercloud noch Science-Fiction sind, ermöglicht die „KI“ leider aktuell immer raffiniertere Täuschungen. Entsprechende Apps, um Personen in Videoclips beliebige Botschaften unterzujubeln, sind für jeden verfügbar. „Deepfakes“ ermöglichen immer schwieriger zu erkennende Fälschungen. Das Vertrauen in das im Video festgehaltene, gesprochene Wort und sogar in wissenschaftliche Dokumentationen geht verloren. Eine eigene Einschätzung aufgrund seriöser Daten wird damit erschwert, denn welchen Quellen kann getraut und wie können Fakenews erkannt werden? Der erhöhte Aufwand mittels Faktenchecks und Methoden zur Bildanalyse von Deepfakes kann nicht von allen geleistet werden.

Problematischen Gruppierungen wird durch neue technologische Möglichkeiten ein höheres Maß an Informationskontrolle ermöglicht, was wiederum Abhängigkeiten weiter fördern kann. Die Beratungs- und Präventionsarbeit wird sich hierauf einstellen: Neue Möglichkeiten der Gefahren müssen analysiert und Hilfestellungen erarbeitet werden. Wenn die Suche nach seriösen Quellen im Internet nicht mehr ohne Mühen verlässliche Ergebnisse gewährleistet und die schnell verfügbaren Ergebnisse in den sozialen Medien beliebig manipuliert sein können, dann bleibt das persönliche vertrauliche Gespräch eine wichtige Ressource. Unsere Berater*innen bleiben entsprechend gefordert, die Entwicklungen der sich stetig verändernden weltanschaulichen Szene zu beobachten, um den Bedarf an neutraler, orientierender Information und unterstützender Beratung gewährleisten zu können.
 

Art der Betroffenheit    

27% der Anfragen an unsere Beratungsstelle kamen von Selbstbetroffenen. Weitere 33% verteilten sich auf nahe Angehörige oder den/ die Partner*in. 9% kamen aus dem Umfeld von Bekannten und Kolleg*innen. 4% aus Schulen und Hochschulen mit Bitten um Unterstützung bei (Hoch-) Schulprojekten, sowie aus der Schulsozialarbeit. Bei 20% baten uns Personen im Rahmen eines institutionellen Arbeitsauftrages um Hilfe (z.B. andere Beratungsstellen, Jugendhilfe, Therapeut*innen, Polizei). Der Anteil an Fragen von Pressemedien betrug 7%. (vgl. Diagramm 2).

 Wer fragt an
Diagramm 2: Informationsanfragen und Beratungsfälle aufgeteilt nach Art der Betroffenheit
 
 
 
Informationsanfragen 2024
Diagramm 3: Informationsanfragen im Vergleich der letzten fünf Jahre
 
 
Beratungsanfragen 2024
Diagramm 4: Beratungsfälle im Vergleich der letzten fünf Jahre
 

Informationsanfragen und Beratungsfälle 2024 im Einzelnen

Wie bereits erwähnt sind die Zahlen bei den Informationsanfragen zu Verschwörungstheorien rückläufig – ersichtlich im Vergleich der Zahlen zu den Informationsanfragen in der Rubrik Psychogruppen. Auch 2024 belegt die Kategorie Psychogruppen und Verschwörungstheorien Platz drei. Bei den Beratungsanfragen bleibt die Zahl jedoch stabil auf hohem Niveau und damit weiterhin an erster Stelle!

 

Verschwörungstheorien

In der Kategorie Psychogruppen werden neben Anfragen zu Verschwörungstheorien und Reichsbürger-Bewegung auch solche zu unseriösen Coaching-Angeboten und kleinen Psychogruppen zusammengefasst. Immer häufiger verschwimmen hier die Grenzen, da viele unseriöse Coaches auch mit verschwörungsideologischen Narrativen auffallen. Nach wie vor sind es meist Angehörige von Verschwörungsgläubigen, die sich an uns wenden. Doch kommen wir auch mit Paaren ins Gespräch, bei denen ein Partner den Kontakt zu uns aufgenommen hat.

Da die verschiedenen verschwörungsideologischen Themen meist mit individuellen biografischen und emotionalen Motiven verbunden sind, ist eine sachliche Aufklärungsarbeit meistens nicht zielführend. Aufgrund von gegenseitigen „Bekehrungsversuchen“ zur „Wahrheit“ und Vorwürfen ist das familiäre Gespräch meist bereits stark belastet. Daher sind vertrauensbildende Maßnahmen wichtiger. Erst nach Wiederherstellung einer auf gegenseitigen Respekt beruhenden Gesprächsatmosphäre kann vorsichtig nach der emotionalen Verankerung der Themen geschaut werden. Wichtiger als Faktenklärung ist die Verbesserung des meist konfliktgeladenen Alltagslebens. Da diese Prozesse lange Zeit benötigen können sich Angehörige von Verschwörungsgläubigen neben einer Beratung auch einer Online-Gesprächsgruppe anschließen. Der Zugang kann über eine Einzelberatung erfolgen. Neben der gegenseitigen Unterstützung kann immer neu geschaut werden, wie unter Wahrung eigener Schmerzgrenzen konstruktive Wege zur alltäglichen Problemlösung gefunden werden können!

Die Zahl derer, die für sich selbst Beratung suchen, um den eigenen Verschwörungsglauben zu hinterfragen, bleibt bisher niedrig. Scham und Schuldgefühle hemmen die Suche nach Unterstützung. Viele Beratungsstellen sind mit der Verschwörungs-Thematik überfordert. Die tieferliegenden Gründe wie chronische Erkrankungen, langjährige Zurückweisungen, Überforderungen oder existentielle Sorgen bedürfen oft intensiverer Beratung und Unterstützung. Mit der Thematik vertraute Beratungsstellen können helfen, ein Verständnis für die eigene emotionale Ansprechbarkeit für manche verschwörungsideologische Narrative zu entwickeln. Parallel ist die Bearbeitung aktueller Problemstellungen wichtig, um mit Selbstwirksamkeitserfahrungen eventuelle Ohnmachtsgefühle abzuwehren. „Reptiloiden“, „Globalisten“ oder „Satanisten“ stehen stellvertretend als Symbole für innere Ängste oder Unsicherheiten.

Im regelmäßigen Austausch der Beratungsstellen zu Verschwörungstheorien wurde schon früh übereinstimmend bemerkt, dass sich die Klientel bei diesem Themenfeld anders darstellt als im übrigen Bereich der Weltanschauungsarbeit. Signifikant mehr Ratsuchende kommen mit Sorgen bezüglich ihrer Angehörigen, welche der Altersspanne ab Lebensmitte bis ins hohe Alter angehören. Die Ratsuchenden sind Partner*innen oder Kinder. Diese Beobachtung wirft neue Fragen auf. Unter anderem, wie diese älteren Menschen für Präventions- und Beratungsarbeit zu erreichen sind. Das Buch „Abgetaucht, radikalisiert, verloren? Die Generation 50+ im Sog der Filterblasen“ von Sarah Pohl und Miriam Wiedemann reflektiert diese Beobachtung mit Beispielen aus der Zentralen Beratungsstelle Weltanschauungsfragen in Baden-Württemberg, kurz „Zebra“. Bisherige Erfahrungen in der Beratung mit dieser Klientel werden systematisiert dargestellt. Damit liefert das Buch einen guten Praxisleitfaden, der sowohl verschiedene – teils alterspezifische - Motive skizziert, als auch Empfehlungen für den Umgang mit verschwörungsgläubigen Angehörigen gibt. 

 

Gerichtliche Urteile und Verfahren im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien

Verschwörungsideologische Narrative sorgen auch gesellschaftlich noch für ein gereiztes Klima. Im politischen Diskurs wird vehement eine Aufarbeitung der Maßnahmen im Zusammenhang mit der Coronapandemie, sowie der bekanntgewordenen Fehlentwicklungen und Machenschaften gefordert. Auch hier sind gelegentlich Verschwörungstheorien oder durch sie motivierte Forderungen insbesondere aus dem rechtsextremen Lager zu hören.

Die juristische Aufarbeitung von Straftaten während der durch die Pandemie bestimmten Jahre geht weiter. Februar letzten Jahres wurde die Ärztin Carola Javid-Kistel wegen Volksverhetzung und unzulässiger Corona-Atteste zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Laut Anklage hatte sie teilweise Blankoatteste mit ihrem Praxisstempel ausgestellt. Gegner der Corona-Maßnahmen hatten diese offenbar zu Hause ausgefüllt und mit auf Demos gebracht, um keine Maske tragen zu müssen. Sie gestand, den Holocaust verharmlost zu haben, als sie bei einer Kundgebung über die Corona-Politik und Impfstoffe gesagt hatte: "Es ist ein Jahrhundertverbrechen. Es ist schlimmer als der Holocaust, was hier abläuft. Es werden mehr Leute sterben als beim Holocaust." Da sich Javid-Kistel nach Mexiko abgesetzt hatte wurde sie erst im vergangenen Dezember mit einem europäischen Haftbefehl bei der Einreise in Zürich festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.10

Der Glaube an oft gleiche Verschwörungsnarrative zeigt die Schnittmenge zwischen Szene-Angehörigen der Reichsbürger*innen, Selbstverwalter*innen, Staatsleugner*innen/ Delegitimierer*innen und den Verschwörungsgläubigen im Allgemeinen auf. Extremistische Verschwörungsideolog*innen bedienen sich dieser Narrative gezielt zur Delegitimierung staatlicher Institutionen und der Regierung. Einige versuchen aktiv, eine andere Regierungsform zu etablieren. Daneben leben Gemeinschaften ihre Ideale parallel oder auch entgegen den freiheitlich demokratischen Gesellschaftsstrukturen.

Gegen den selbsternannten „König“ Peter Fitzek, Gründer des 2012 in Wittenberg gegründeten Fantasiestaats „Königreich Deutschland“, gibt es ein neues Urteil. Das Oberlandesgericht Naumburg verwarf die Revision Fitzeks gegen ein Urteil vom Juli 2023, das damit rechtskräftig ist. Damit musste Fitzek nun erneut eine Haftstrafe antreten, diesmal wegen Körperverletzung und Beleidigung. Andere Urteile bezogen sich unter anderem auf unzulässige Versicherungsgeschäfte. So verspricht Fitzek unter anderem ein steuerfreies Wirtschaftssystem und eine eigene "Gesundheitskasse".11 Von seinen Anhänger*innen sind an verschiedenen Orten „Gemeinwohlkassen“ errichtetet worden. Sie mussten inzwischen wieder wegen unerlaubter Bankgeschäfte geschlossen werden. Des Weiteren werden von der Gruppe Seminare zum „Systemausstieg“ angeboten. Ein Online-Marktplatz bewirbt Dienstleister*innen und Geschäftsleute (auch aus NRW), die sich dem Königreich zugehörig fühlen und dies auch - etwa im Impressum - kundtun.

Der Prozess gegen die "Patriotische Union", der Reichsbürger-Gruppe um Heinrich den XIII Prinz Reuß wird noch andauern. Verhandlungstage sind bis ins Jahr 2026 terminiert. Die insgesamt 26 Angeklagten wurden zu Prozessanfang auf die Standorte München, Stuttgart und Frankfurt aufgeteilt. Ihnen wird vorgeworfen, einen gewaltsamen Umsturz geplant zu haben. Etliche sitzen seit über zwei Jahren in Haft. „In allen drei Verfahren betonen Anwälte, dass ihre Mandanten vielleicht sonderliche Ansichten hätten, von ihnen aber keinerlei reale Gefahr ausgegangen sei.“12 Das damals vorgefundene riesige Waffenarsenal zeugt von etwas anderem.

In dem Milieu von Reichsbürgern und Staatsdelegitimierern gibt es aufgrund der allgemeinen Ablehnung des „Systems“ auch große Vorbehalte gegen das Schulsystem, sodass es vielfach zu Fällen von Schulabstinenz kommt. Der Artikel von Niklas Boldt informiert über die geltende Schulpflicht und beschreibt die gängigen Vorbehalte aus dem Feld der Verschwörungsgläubigen, Staatsdelegitimierenden und Reichsbürger: Schulverweigerung aufgrund konfliktträchtiger Weltanschauungen und Verschwörungsglaubens

 

Coaching

Seit der Zeit der Corona-Pandemie ist die Zahl der Anfragen und Beratungsfälle zu unseriösen (Online-) Coaching-Angeboten hoch. Auch junge Menschen suchen Halt und Zuversicht in Zeiten von Kriegen und sich zuspitzenden Klimaveränderungen. Viele Coaches versprechen Erfolg, Reichtum und finanzielle Unabhängigkeit im eigenen Business. Günstige Lockangebote führen mitunter zu völlig überteuerten Folgeseminaren oder Ausbildungen. Zu unseriösen Coaching-Angeboten für jungen Menschen siehe den Artikel von Uta Bange auf unserer Webseite.13 In einigen Online-Communities bestärken sich die Mitglieder viele Stunden am Tag in ihrem „Mindset“, sollen sich nur noch mit positiv denkenden Menschen umgeben und brechen bei Kritik von Angehörigen und Freund*innen schnell den Kontakt ab.

In Männlichkeits-Seminaren sollen Männer in ihre männliche „Energie“ kommen, um in der Beziehung zu Frauen endlich wieder die Führung zu übernehmen. Einige Coaches ermutigen Menschen dazu, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen und sämtlichen Impulsen zu folgen, wie beschimpfen, schlagen, belästigen oder den Kontakt abzubrechen. Das sei notwendig, um die Lebensenergie nicht zu blockieren. Es kommt zu sexuellen Grenzüberschreitungen bis hin zu Vergewaltigungen.

Zu massiven Grenzverletzungen kam es etwa bei der Gruppierung „Go and Change“, zu der wir in den letzten Jahren immer wieder Beratungsfälle hatten. Die „Entwicklungsgemeinschaft für Lebensqualität“, wie sie sich selbst nennt, schreibt auf ihrer Internetseite, dass sie „Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums“ unterstützen und begleiten möchte. (goandchange.de) Im Gemeinschaftsleben sollen liebevolle und wohlwollende Räume der Begegnung geschaffen werden. In Licht- und Schattenarbeit gehe es darum, das eigene Potential zu entfalten. Wer seine inneren Dämonen bekämpft hat, steige in die Lichtwelt auf. Zunehmend kam es in der Gruppierung, auch unter Drogeneinfluss, zu einer toxischen und gewalttätigen Atmosphäre mit einer steilen Hierarchie, Kontrolle und Machtmissbrauch.

Die frühere Partnerin des spirituellen Leiters, selbst Mitglied der Gemeinschaft, wurde als vermeintlich von „Dämonen“ besetzt angesehen. Im Mai 2024 kam es zu massiven Gewalttaten durch den Leiter der Gemeinschaft. Sie erstattete Anzeige gegen ihn, nachdem sie sich nach massiven Übergriffen schwerverletzt in ein Krankenhaus begeben hatte. Am 12. November 2024 wurde der Leiter der Gemeinschaft nach einem neunmonatigen Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt wegen Vergewaltigung, sexuellen Übergriffs und Körperverletzung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Aufgrund einer drogeninduzierten Psychose wurde er hinsichtlich des gravierendsten Vorwurfs in einem psychiatrischen Gutachten als schuldunfähig beurteilt. Deswegen wurde neben der Haftstrafe auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Die Verteidigung legte Revision ein, so dass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Der Bundesgerichtshof muss jetzt prüfen, ob Verfahrensfehler festzustellen sind. Die Mitglieder von „Go and Change“ solidarisierten sich während der Prozesszeit mit dem Angeklagten.14

 

Fundamentalistische Gruppen

An zweiter Stelle stehen die - gegenüber dem Vorjahr - gestiegenen Anfragen zu den fundamentalistischen Gruppen (224). Hier fällt außerdem eine deutliche Verschiebung zugunsten der Beratungsfälle (118) gegenüber dem Vorjahr auf (84 Beratungsfälle), während die Informationsanfragen von 126 auf 106 sanken. Der weitaus größte Anteil der Beratungsfälle steht im Zusammenhang mit dem christlichen Fundamentalismus, vermutlich da es inzwischen etablierte Beratungsstellen für islamischen Fundamentalismus gibt. Dabei wurde zu vielen unterschiedlichen freikirchlichen Gemeinden Auskunft und Beratung erbeten. Bei den Informationsanfragen stand bei den Fragenden meist eine Verunsicherung aufgrund des für sie ungewohnten Gottesdienstformats einer charismatisch orientierten Gemeinde im Vordergrund – meist jüngeres Publikum, laute und moderne Musik, intensive Ansprache, sowie Spendenaufforderungen. Angesichts des modernen Äußeren fallen die überaschend konservativen bis fundamentalistischen Aussagen auf.

Bei den Beratungen spielten Ablösungen von der Gemeinde und auch von der Familie eine Rolle. Es wurden Behinderungen bei der freien Persönlichkeitsentfaltung durch enge Glaubensregeln beklagt. Der Glaube an eine biblische „Schöpfungsordnung“ der Geschlechterrollen sorgt für Restriktionen bei der Identitätsfindung. Trotz der inzwischen verbotenen Konversionstherapie finden sich nach wie vor Angebote zur Veränderung einer als sündhaft oder fehlgeleitetet deklarierten sexuellen Orientierung. Weiterhin wird von „Befreiungsgebeten“ oder Exorzismen gesprochen, die eine dämonische Ursache von Krankheiten oder auch von unerwünschten Einstellungen beheben sollen. Solche Interventionen können zu schweren Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen führen und die Entstehung einer depressiven Erkrankung begünstigen.

Letztes Jahr herausgekommen ist ein Buch, das Eltern helfen soll, den Kindern die biblische Schöpfungsgeschichte nicht nur als biblische Weisheitsüberlieferung, sondern auch als wissenschaftlich begründbare Theorie neben der Evolutionstheorie zu vermitteln. So heißt es:

„In diesem umfangreich illustrierten Buch geht es um typische Fragen, denen viele große und kleine „Dino-Fans“ begegnen: Wann wurden die Dinosaurier erschaffen? Sind sich Menschen und Dinosaurier begegnet? Hätten alle Dinosaurier in Noahs Arche gepasst? Diese und viele weitere Fragen werden hier beantwortet. Außerdem erfährt man zahlreiche Argumente für den Glauben an den biblischen Schöpfergott.“ 15

Berichte von Ratsuchenden zeigen, dass an manchen Schulen eine solche „Gleichwertigkeit“ gelehrt wird, also die biblische Überlieferung von der Schöpfung als pseudowissenschaftliche Theorie (Kreationismus) neben die zum Currikulum der Schule gehörende Evolutionslehre gestellt wird. Auf diese Weise können an manchen freikirchlich orientierten Schulen fundamentalistische Weltbilder gefestigt werden, weil Kinder auch im Schulunterricht kein Korrektiv zum Kreationismus, zu homophoben Einstellungen und dualistischem Weltbild erfahren.

Soziale Medien üben weiteren Einfluss auf Jugendliche und junge Erwachsene aus. Diese stehen besonders im Fokus der Missionierung durch konservativ bis fundamentalistisch orientierte „Christfluencer“ (christliche Influencer*innen) wie z.B. Leonard Jäger alias „Ketzer der Neuzeit“. Solche Influencer*innen spielen eine besondere Rolle bei der Vernetzung fundamentalistisch christlicher und neurechter Kreise, da Themen wie „Genderwahn“, Antifeminismus und Sorge vor Frühsexualisierung von Kindern in beiden Szenen anschlussfähig sind.16 Über die missionarischen Aktivitäten in den sozialen Medien kann schnell eine kritische Vereinnahmung drohen. In Beratungsgesprächen wird uns von besorgten Eltern über eine nur durch Internetkontakte erfolgte Bekehrung berichtet, mit der eine starke Verhaltensveränderung einherging.

Aufgrund der gestiegenen Anzahl insbesondere jüngerer Menschen, die sich mit einem Distanzierungsanliegen an uns wenden, bietet die Beratungsstelle nun eine neue Gesprächsgruppe an. Diese soll sich an junge Erwachene bis ca. 25 Jahre aus dem fundamentalistisch christlichen Milieu richten und online stattfinden. Zugang erfolgt nach persönlicher Beratung, um eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu gewährleisten.

Fundamentalistische Ideologien bieten Anknüpfungspunkte für Verschwörungstheorien. Die Vorstellung von der „gefallenen Welt“ unter der Herrschaft Satans und seiner Dämonen gegenüber der eigenen „Gemeinschaft der Heiligen“ liegt nahe am verschwörungstheoretischen Narrativ der finsteren Machenschaften geheimer Verschwörer*innen. Auch in der fundamentalistisch-christlichen Glaubenswelt schützt die rettende Wahrheit vor der verderbenden Lüge.

Während es mit Angeboten der Diakonie und Caritas etablierte Strukturen christlich motivierter Beratungstätigkeit und Therapieangebote gibt fällt in den letzten Jahren auf, dass vermehrt auch Angbote aus dem freikirchlichen Spektrum in diese Bereiche vordrängen. Hiergegen ist nichts einzuwenden, sofern die Professionalität gewahrt bleibt. Auch bei den bereits etablierten Strukturen muss dies stets überprüft werden. Insbesondere bei einigen freikirchlich orientierten Angeboten zeigt sich, dass missionarische Motive im Vordergrund stehen, oder Hilfestellungen an eine Übernahme des Glaubens geknüpft sind. Der Beitrag von Jule Linder beleuchtet das Problemfeld: Zur Vereinbarkeit von christlich-fundamentalistischen Weltanschauungen und professioneller Sozialer Arbeit - eine Praxisperspektive

 

Esoterik

An dritter Stelle stehen die Anfragen und Beratungsfälle aus dem Bereich der Esoterik. Mit 133 Anfragen, darunter 99 Beratungsfälle und 34 Informationsanfragen zeigt sich erneut, dass oft erst spät Hilfe gesucht wird. Problematische Anzeichen werden spät bemerkt. Heilung, Erleuchtung oder einfach auch Geborgenheit bei Heiler*innen oder spirituellen Medien zu suchen, ist mittlerweile gesellschaftlich akzeptierter. Gefährlich wird es jedoch, wenn sich Menschen mit gesundheitlichen Problemen auf diese Art Hilfe suchen. Viele Anbieter*innen auf dem Esoterikmarkt sehen sich als höher entwickelte Wesen mit Kontakt zur geistigen Welt und überschätzen ihre tatsächlichen Fähigkeiten. Eine psychologische/ medizinische/ psychotherapeutische Ausbildung haben sie in der Regel nicht, bieten aber an, von Depressionen, Ängsten bis zu Traumata auch schwere psychische Störungen heilen zu können. Die Ursachen von körperlichen Erkrankungen werden als Folge von psychischen Konflikten, Karma oder dämonischen Besetzungen gesehen. Neben den psychischen und medizinischen Problemen kommt es in Zusammenhang mit esoterischen Angeboten häufig zu partnerschaftlichen und familiären Konflikten.

In mehreren Beratungsfällen kam es zu Konflikten in der Familie, nachdem sich jeweils ein Elternteil einer sehr konfliktträchtigen esoterischen Gruppierung angeschlossen hat. Der Heiler und Gründer dieser Gruppierung sieht sich als Reinkarnation von Jesus. Gott wirke durch ihn und er könne alle Krankheiten heilen. Unheilbare Krankheiten gebe es nicht, das sei eine Lüge der „Schulmedizin“ und der Pharmaindustrie. Wesenheiten aus der geistigen Welt würden Energie abziehen, was zu Krankheiten führe. Schutzgebete, Ablösungen und Exorzismen können Heilung bringen. Besetzungen durch Verstorbene und Besessenheit von Dämonen würden bei den Betroffenen zum Tod führen. Angehörigen wird vorgeworfen, dass sie ihre Seele verloren hätten, böse und gefährlich seien und sterben müssten. Auch Kinder können schon zur dunklen Seite gehören. Ein Zusammenleben ist dann aus Sicht der Anhänger*innen nicht mehr möglich und es kommt häufig zu Trennungen.

Aber auch das Leben mit den Anhänger*innen des Heilers ist für Angehörige schwierig. Viele Stunden am Tag werden mit Ritualen verbracht. Es kommt zu Persönlichkeitsveränderungen mit starken Anfeindungen gegenüber den Angehörigen. Ein normales Familienleben ist kaum möglich. Vor allem bei Kindern können durch den Dämonenglauben und die Vorstellung von Besetzungen und Besessenheit Ängste ausgelöst werden.

Zum Ende des Jahres 2024 wurde nach 20 Jahren der Betrieb des Senders AstroTV eingestellt. Die nach Selbstaussage "führende TV-Plattform für esoterische Lebensberatung und spirituelle Inhalte im deutschsprachigen Raum“ wolle sich neu justieren. Die Betreiberfirma adviqo stellt das Angebot aber weiterhin über eine App, sowie in sozialen Netzwerken wie YouTube, Tiktok und Instagram verfügbar. Die esoterisch geprägten Angebote lieferten zwar reichlich Stoff für Satiresendungen, doch haben sich im Laufe der Jahre viele Menschen an unsere Beratungsstelle gewandt, die sich oder Angehörige durch Angebote von AstroTV geschädigt fühlten. So wurden u.a. zu erhöhten Telefonverbindungskosten für unseriöse Lebenshilfe und Heilsversprechen geworben. Bei einigen der Beratungsfällen führte dies zu emotionalen Abhängigkeiten und Verschuldung.17

Homöopathie sollte nach Gesundheitsminister Heiner Lauterbach aufgrund ihrer unwissenschaftlichen Grundhypothese und fehlender Evidenz keine Kassenleistung mehr sein.18 Wie auch immer die neue Regierung dieses Thema angeht, bietet bei Fragen zur Homöopathie das Informationsnetzwerk Homöopathie Auskunft auf wissenschaftlicher Grundlage.19 Nicht wenige Anbieter*innen vermitteln ihrer Klientel den Eindruck, bei Homöopathie handele es sich nicht um eine komplementäre Maßnahme ohne eigene Evidenz, sondern um eine echte Alternative zur evidenzbasierten Medizin. Dadurch können Krankheiten verschleppt werden oder unbehandelt bleiben. Die Zuschreibung als angeblich „natürliche“ oder „sanfte“ Medizin schwächt dabei das Vertrauen in die - despektierlich „Schulmedizin“ genannte - echte Medizin. Dieser wissenschaftskritische Nebeneffekt hat zur Folge, dass Homöopathie in vielen Gesprächen mit Verschwörungsgläubigen Erwähnung findet.

Der esoterikkritische Satirepreis “Das Goldene Brett vorm Kopf“ wurde 2024 dem pseudomedizinischen Gerät “Healy“ verliehen, welches vorgeblich mittels individualisierter Frequenzen Leiden lindern soll.20 Das kleine Gerät „für ganzheitliche Gesundheit“ gibt es in verschiedenen Editionen und kann mittels unterschiedlicher App-Module vom Handy gesteuert werden. Im Disclaimer von eu.healy.shop wird allerdings darauf hingewiesen:
 
„Die Individualisierten Mikrostrom Frequenz (IMF) Programme des Healy, die Quanten-Potenzial-Frequenzen (QPF) der Healy Coil und die Magnetfeld-Programme von MagHealy werden von der Schulmedizin nicht anerkannt, da wissenschaftliche Evidenz im Sinne der Schulmedizin fehlt. Die Informationen auf diesen Seiten dienen nur zu Referenz- und Bildungszwecken.“21

Der Erfahrungsbericht Spirituelle Pseudotherapie und Heilungsversuch im christlichen Fundamentalismus verdeutlicht die Gefahren unseriöser Hilfsangebote.

 

Synkretistische Neureligionen

An fünfter Stelle stehen die Anfragen (43) und Beratungsfälle (39) zu den synkretistischen Neureligionen. Dreiviertel dieser Beratungsfälle beziehen sich auf die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas (29), was einen gleichbleibend hohen Beratungsbedarf zeigt.

Manche Vorstellungen über die Zeugen Jehovas sind schlicht falsch und werden von uns – sofern sie uns gegenüber geäußert werden - auch korrigiert. Die politische Entscheidung, endlich auch der Verfolgung durch das NS-Regime und ihrer Ermordung in Konzentrationslagern mit einem Mahnmal im Berliner Tiergarten zu gedenken, ist ein wichtiges Zeichen für religiöse Toleranz und gegen die Ausgrenzung von Minderheiten in der Gegenwart.22 (Auch heute werden Zeugen Jehovas in einigen anderen Ländern aufgrund ihres Glaubens verfolgt.)

Der jeweilige persönliche Glaube darf nach Artikel 4 GG zur Glaubens- und Gewissensfreiheit nicht angegriffen werden. Religiöse Gemeinschaften genießen durch unsere Werteordnung Schutz in der pluralistischen Gesellschaft. Gleichwohl darf Menschen, die sich aufgrund religiöser Vorschriften bedrängt oder in ihrer Persönlichkeitsentfaltung eingeschränkt sehen, Beratung zuteil werden. Über konfliktträchtige Merkmale, wie sie etwa bei den Zeugen Jehovas immer wieder berichtet werden – die kritische Einstellung zur Bluttransfusion, ein drohender sozialer Kontaktabbruch nach Distanzierung vom Glauben – darf aufgeklärt werden. Die kritischen Berichte sind zwar überwiegend (aber nicht nur!) von ehemaligen Zeugen Jehovas. Sie sind aber schon durch ihre Anzahl und inhaltliche Übereinstimmung glaubwürdig.

Eine Studie der Universität Zürich vom November 2023 bestätigt die Erfahrungen der Beratungsstelle - lässt aufgrund ihrer Ergebnisse dennoch aufhorchen. 424 ehemalige Zeugen Jehovas aus dem deutschsprachigen Raum wurden zu Gesundheit und Wohlbefinden befragt. Die Studie zeigt einen deutlichen Zusammenhang auf zwischen erlebter sozialer Ächtung aufgrund des Austritts aus der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas und Beeinträchtigungen der Gesundheit. Über ein Drittel der Befragten erlebten laut eigener Aussage schwere Krisen, 10% unternahmen einen Suizidversuch. Auch 13 Jahre nach Verlassen der Gemeinschaft wiesen die Studienteilnehmenden demnach im Vergleich zur Durschnittsbevölkerung eine geringere Lebensqualität und eine schlechtere Gesundheit auf. Ebenfalls hätten sie vergleichsweise deutlich häufiger emotionale Vernachlässigung und körperliche Gewalt, sowie sexuelle Übergriffe erlebt.23

Auch wenn die Ergebnisse die Selbstauskünfte ehemaliger Zeugen Jehovas mittels Online-Fragebögen erhoben wurden, besteht kein Anlass, am seriösen Aufbau der Studie zu zweifeln – mehrere Ethikkomissionen haben das Studienprotokoll genehmigt.24 Diese alarmierenden Ergebnisse sollten Anlass zu weiteren Studien geben, die den Einfluss von Weltanschauungen auf die psychische und physische Gesundheit untersuchen. Die Ergebnisse dürften die mit dem Schutz des Kindeswohls beauftragten Fachleute ermuntern, im Zweifelsfall ein zweites Mal hinzusehen und Verdachtsmomente nicht vorschnell unter den Teppich falsch verstandener Religionsfreiheit oder des Elternrechts auf religiöse Kindererziehung zu kehren. Die durch die Studie veranschaulichten Kritikpunkte sind im Wesentlichen nicht neu, doch in dieser zahlenmäßigen Deutlichkeit erschreckend. Auch an der internen Art der Aufarbeitung bei sexuellem Missbrauch in der Gemeinschaft gibt es seitens ehemaliger Zeugen Jehovas seit Langem Kritik. Nach einem Gespräch mit der Leitung der Zeugen Jehovas veröffentlichte auch die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ ein entsprechendes kritisches Statement.25

Die aus Korea stammende Gemeinschaft Shincheonji26 sorgt weiterhin für Beratungsbedarf (7). Der Gründer Man-Hee Lee bezeichnet sich als biblisch verheißener Endzeitlehrer. Er vertritt eine streng dualistische Ideologie und warnt vor dem nahenden Endgericht Gottes. Rettung und letztlich Unsterblichkeit winkt nur den Glaubenden. Die NRW Zentrale befindet sich in Essen. Mitglieder missionieren sowohl in Fußgängerzonen als auch in christlichen Internetforen. Bei den Einladungen zu Bibelkursen wird der Name Shincheonji teilweise verschwiegen. Ein Beispiel dafür ist auch die Internetpräsenz „Jesusgeneration.eu“, auf der die Verbindung zu Shincheonji nicht benannt wird. Die Bibelkurse werden jedoch auf gleiche Weise beworben. Ehemalige Teilnehmende bestätigen die Verbindung. (Bei „Jesusgeneration.de“ handelt es sich allerdings um eine Initiative von Kirchengemeinden aus der Braunschweigischen Landeskirche.)

Desweiteren tritt Shincheonji mit verschiedenen Friedensinitiativen in Erscheinung, teils ebenfalls ohne ersichtliche Verbindung zur Organisation. Bei einer im Februar 2024 in Essen abgehaltenen Friedenskonferenz fiel der Name Shincheonji nicht, auf Nachfrage eines Besuchers aber der Name der Unterorganisation HWPL (Heavenly Culture, World Peace, Restoration of Light). Unter der Domain „friedens-plattform.de“ (nicht zu verwechseln mit der Hanauer Friedensinitiative „friedensplattform.de), wurden die Konferenzen beworben und dokumentiert. Weitere Aktivitäten wurden zwar benannt – die Domain ist inzwischen jedoch nicht mehr aufrufbar. Ein weiterer neuer Name wird sich sicher finden.

Ehemalige Gemeindemitglieder und Bibelkursteilnehmer*innen berichten von hohem Druck und psychischen Belastungen. In den Beratungsgesprächen wurde insbesondere die hohe zeitliche Beanspruchung thematisiert, die zur Isolation von Familie und Freundeskreis, teils auch zur Vernachlässigung oder zum Abbruch der Ausbildung führte. In diesem Zusammenhang sei ein „ökumenisches Buchprojekt“ erwähnt, welches im Juni 2025 im Herder Verlag erscheint: „Die Seelenfänger von Shincheonji - Wie eine koreanische Neureligion Menschen manipuliert“. Die Autoren Oliver Koch (evangelisch) und Johannes Lorenz (katholisch) sind Weltanschauungsbeauftragte ihrer jeweilgen Kirche.

 

Heilergruppen und Aktivitäten im therapeutischen Bereich

Bei den Heilergruppen (17 Beratungsfälle und 16 Informationsanfragen) kommt es insbesondere bei zwei Organisationen regelmäßig zu besorgten Anfragen und Beratungen: Beim Bruno-Gröning-Freundeskreis (12) und der Germanischen Neuen Medizin (GNM) (5). Letztere wird im Rahmen der Beratung zu Verschwörungstheorien öfter als Nebenthema benannt. Ihr 2017 verstorbener Gründer Ryke Geerd Hamer verwob seine unwissenschaftlichen Theorien mit antisemitischen Verschwörungstheorien. Die auch „Natürliche Medizin“, „Neue Medizin“ oder „Fünf biologische Naturgesetze (5BN)“ genannte Lehre findet daher auch bei etlichen Verschwörungsideologen und in rechtsesoterischen, rechtsextremen Kreisen Verbreitung. Abseits der abgelehnten „Schulmedizin“ wird ein Zusammenhang von Krankheiten mit einem jeweils spezifischen seelischen Konfliktschock behauptet. Bekannte Krankheitsursachen werden stattdessen geleugnet und evidenzbasierte empfohlene Behandlungen strikt abgelehnt.27 Da teilweise selbst Schmerzmittel abgelehnt werden, berichteten uns Angehörige vereinzelt von qualvollen Krankheitsverläufen bis hin zum Tod. Die Aufklärung zu dieser angeblich „natürlichen“ Methode ist angesichts von Wissenschaftsskepsis und Misstrauen gegenüber der evidenzbasierten Medizin wichtig. In Einzelfällen kann nach rechtlichen Konsequenzen geschaut werden, etwa wegen unterlassener Hilfeleistung, bzw. Verletzung der Sorgfaltspflichten durch behandelnde Heilpraktiker*innen oder Ärzt*innen.

Die Lehre des Bruno-Gröning-Freundeskreises besagt, es gäbe keine unheilbare Erkrankung. Der durch den (1959 verstorbenen) Wunderheiler Bruno Gröning – bzw. durch seine Bilder - vermittelte „göttliche Heilstrom“ bewirke die Heilung. Zweifel und Kritik von Außenstehenden gelten als negative Quellen, welche dies behindern. Die Anhänger*innen des „Kreis für natürliche Lebenshilfe e.V.“ versammeln sich, um sich gemeinsam auf den Heilstrom einzustellen. Bei den regelmäßigen Treffen der Gruppen wird von wundersamen Heilungen und Ereignissen berichtet. Immer mal wieder wird uns von Aufführungen des knapp fünfstündigen Filmes „Das Phänomen Bruno Gröning“ bzw. des Dreiteilers „Das Phänomen der Heilung“ (je 95 min) berichtet. Die Bereitstellung dieser Filme sollte nicht in Räumlichkeiten erfolgen, die mit seriöser (wissenschaftsorientierter) Bildung oder Gesundheitsvorsorge assoziierbar sind, wie Volkshochschulen oder städtische Räume.

Ein neuer Flyer zu Psychotherapie     
Nach wie vor gibt es in weiten Bereichen Deutschlands eine Unterversorgung mit psychotherapeutischen Angeboten, was zur verzweifelten Suche nach Alternativen führt. Mangelhaft augebildete Therapeut*innen, sowie Scharlatane finden leicht zahlende Kundschaft und richten mitunter großen Schaden an. Darüberhinaus herrschen immer noch Vorurteile gegenüber Psychotherapie und auch Unwissen über die Merkmale seriöser Psychotherapien. Viele Klient*innen sind sich ihrer Rechte in der therapeutischen Beziehung nicht bewusst. Z.B. das Recht auf eine informierte Einwilligung, das Recht auf Privatsphäre und das Recht, die Therapie jederzeit abzubrechen zu können. (Link zum Flyer als PDF: Checkliste Psychotherapie)
 
Eine Vielzahl von Studien belegt die Wirksamkeit von Psychotherapien, die von Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen durchgeführt werden. Psychotherapie ist bei nahezu allen psychischen Störungsbildern klar indiziert und hilft bei deren Bewältigung. In unserer Beratungsstelle begegnen uns häufig zum einen Verständnisfragen, die sich auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten für Erwachsene beziehen. Zum anderen erreichen uns Anfragen, die Erfahrungen aus schädigenden Therapien betreffen.

Um die Unterschiede der verschiedenen Fachberufe aufzuzeigen und das Bewusstsein für mögliche „Red Flags“ in der Therapie zu schärfen, haben wir in Kooperation mit der „Zentralen Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen in Baden-Württemberg (ZEBRA-BW) einen informativen Flyer erstellt. Im Fokus der Information steht neben den unterschiedlichen Qualifikationen die Sensibilisierung für ethische Standards, um Klient*innen zu helfen, potenziell schädliche Praktiken zu erkennen. Therapie kann in vielen Fällen eine transformative Erfahrung sein, birgt jedoch auch Risiken. Dazu gehören unter anderem die Möglichkeit, emotionale Überwältigungen zu erleben oder in eine Abhängigkeit von der Therapie oder der Therapeut*in zu geraten. Bereits in dem Artikel „Zersplitterung nach Therapie“ von Bianca Liebrand wurde auf einige kritische Aspekte in der Therapie hingewiesen (auf unserer Webseite abrufbar). Darüber hinaus soll der Flyer dazu anregen, über eigene Erwartungen und Ziele in der Therapie nachzudenken. Indem er Fragen aufwirft, wie „Was erhoffe ich mir von der Therapie?“ oder „Wie gehe ich mit unangenehmen Gefühlen um?“, fördert er eine aktive Auseinandersetzung mit dem Therapieprozess und hilft, sogenannte „Red Flags“ zu erkennen. 

 

Guruistische Gruppierungen    

Bei den guruistischen Gruppierungen gab es 26 Informationsanfragen und 31 Beratungsanfragen, welche sich auf 37 verschiedene Gruppierungen verteilen. Manche Leiter*innen verstehen sich auch als Coach*in oder Geistheiler*in. Eine eindeutige Zuordnung ist daher nicht immer sinnvoll. Sofern ein Coach aber in seiner Lehre deutliche weltanschaulich religiöse oder spirituelle Aspekte einbindet und sich zudem eine Heilsrolle zuschreibt und eine Anhängerschaft bindet, verorten wir seine Gemeinschaft in dieser Kategorie.

Die trifft auch auf manche Leiter*innen von Meditationsgruppen zu, die sich teils als Gurus mit besonderen Gaben gebärden. Es drohen Abhängigkeiten und Weltflucht. Doch auch bei Meditationsangeboten im Allgemeinen muss auf Seriosität in Form und Vermittlung, sowie auf die Voraussetzungen an die eigene psychische und gesundheitliche Verfassung geachtet werden. Der Begriff Meditation ist oft mit hohen Erwartungen verknüpft, er suggeriert eine sanfte Methode zur Erreichung inneren Friedens, einer besseren Work-Life Balance oder gar eine berufliche Leistungssteigerung. Keineswegs sind dabei weder Sanftheit noch die erwünschten Ergebnisse garantiert. Bei einer investigativen Recherche des SWR wurden die Schattenseiten beleuchtet: „Risiken der Achtsamkeit - Krank durch Meditation?“ Insbesondere eine intensive Form der Meditation kann bei psychischen Vorbelastungen oder Erkrankungen Komplikationen auslösen und gesundheitliche Folgen haben.28 Laut einer Langzeitstudie haben 10% der Meditierenden Nebenwirkungen entwickelt, die sie im Alltag stark einschränken. Während früher der Meditation positive Effekte wie die Reduzierung von Stress oder Depressionen zugesprochen wurden, seien negative Auswirkungen unterschätzt worden. Es gebe auch Berichte von Unruhe, Panikattacken, Psychosen und in Einzelfällen Suizid. Die Verantwortung für unerwünschte Folgereaktionen werde oft dem oder der Meditierenden zugesprochen. Sofern Meditierende sich von dem ausgesuchten Verfahren eine Heilung oder Lösung gravierender Probleme versprechen, kann dies bereits eine Gefahr bergen. Viele Anbieter*innen weisen jede Verantwortung mit einer Ausschlussklausel von sich. Seriöse Anbieter*innen klären mit Kursteilnehmer*innen mögliche Teilnahmehindernisse ab. Auch eine ärztliche Konsultation kann helfen. Andere Entspannungsverfahren können geeigneter sein, das Wohlbefinden zu steigern. Traditionelle Meditationsverfahren haben weniger das Wohlbefinden als mehr eine spirituelle Entwicklung zum Ziel, was bei manchen Verfahren eine stabile psychische und gesundheitliche Konstitution weniger befördert als vielmehr voraussetzt.

Vor diesem Hintergrund sind Meditationsangebote für Kinder mit besonderer Vorsicht zu betrachten. Sofern Entspannung und Steigerung der Konzentrationsfähigkeit das Ziel sind, gibt es besser geeignete Entspannungsverfahren für Kinder.

 

Satanismus/ Okkultismus und „Rituelle Gewalt und Mind Control“ Komplex

Bei der Thematik gibt es insgesamt 39 Anfragen zu verzeichnen, wieder war der Themenkomplex der „Rituelle Gewalt und Mind Control“ - Therapie vorherrschend. Bei 25 der 29 Beratungsfälle stand dieser im Fokus der Beratung. Dieser Begriff wurde im Fachartikel „Zersplitterung nach Therapie“ von Bianca Liebrand (einsehbar auf unserer Webseite) erstmals genannt und umschreibt eine Therapieform mit ideologischem Unterbau, die oftmals bei Patient*innen mit einer Dissoziativen Identitätstörung angewandt wird.29 Entweder melden sich Selbstbetroffene bei uns, weil sie unter den Folgen der angewandten Therapie leiden oder Angehörige, die einen Kontaktabbruch aushalten müssen, der aufgrund der Empfehlungen in der Therapie zustande kam.

Die wissenschaftliche Debatte um das Thema „Rituelle Gewalt – Mind Control“ (RG-MC) wird schon seit Jahrzehnten geführt. Sicherlich trugen die mediale Aufarbeitung und kritische Berichterstattung im Schweizer Fernsehen30 sowie die Berichterstattung im Spiegel31 und weiteren Medien erheblich dazu bei, dass die Diskussionen wieder deutlicher in den Fokus geraten sind. Im April 2024 veröffentlichen Frank Urbaniok und Jörg M. Fegert in der renommierten Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“ unter dem Titel Ritueller sexueller Missbrauch, Orientierung am Patientenwohl in einer polarisierten Debatte ihre kritische Meinung zum Thema:

„In bestimmten psychotraumatologischen Kreisen sowie in den Medien […] ist ein Verschwörungsnarrativ über ein großes Täter:innennetzwerk, welches im rituellen Kontext Kindern schwerste Gewalt antue, präsent. Ein unkritischer Glaube z. B. an Konzepte wie „mind control“ (Vorstellung eines absichtlichen und planvollen Herbeiführens einer dissoziativen Identitätsstörung) hat zu Fehlbehandlungen von Patient:innen sowie im Gegenzug zu einem grundlegenden Misstrauen gegenüber deren Aussagen geführt. Dadurch droht diesen ohnehin vulnerablen Patient:innen weiterer Schaden, was den basalen Prinzipien medizinischer Ethik widerspricht.“32

Zwei kritische rechtspsychologische Stellungnahmen und die kritische Stellungnahme der gesamtschweizerischen Vertreterin der psychiatrischen Kliniken und Dienste (SMHC)33 gaben wahrscheinlich den Anstoß, dass die Verfasser*innen einer 2018 erschienenen Studie eine Reflektion veröffentlichten. Unter dem Titel Kritische Reflexion unserer Studie zu sexuellem Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen34 wurde eine Aufarbeitung der von vielen Seiten kritisierten Untersuchung veröffentlicht. Die Autor*innen erklären, dass ihre Studie aus 2018 nicht das Ziel hatte, „[…] Belege für die Existenz organisierter und ritueller Gewalt in Deutschland zu liefern oder gar die Prävalenz des Vorkommens zu untersuchen.“ Künftig würden sie ihre „[…] Begriffsdefinitionen heute klarer und differenzierter vornehmen und kommunizieren.“ Außerdem stellen sie klar, dass sie den Begriff „mind control“ nicht mehr verwenden würden und räumen ein, dass „[…] im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch persönliche Realisationsprozesse, erfolgte Neubewertungen von Gewalterfahrungen, aber eben auch suggestiv entstandene falsche Erinnerungen eine Rolle gespielt haben können, […].“ Wie auch in unserem Artikel35 fordern die Hamburger Wissenschaftler*innen, bestehende Wissenslücken konstruktiv zu diskutieren und die verschiedenen Perspektiven aus unterschiedlichen Disziplinen anzuerkennen.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch Dr. Kai Funkschmidt, der zusammen mit der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) eine 125 Seiten starke Broschüre zum „Satanisch-Rituellen Missbrauch“ veröffentlichte. Der Autor erklärt darin die charakteristischen Merkmale der Ideologie und grenzt sie von realem sexualisiertem Missbrauch ab.36

Unter dem Titel „Goslarer Horror-Prozess“: Angebliches Opfer erfand ganze Romane“ wurde der Fall einer jungen Frau in der Presse bekannt. Sie hatte ihre Eltern beschuldigt, sie von klein auf sexuell missbraucht und systematisch unterdrückt zu haben. Sie behauptete, dass ein ganzes Netzwerk bestehend aus Lehrkräften, Polizeibeamten und Anwälten involviert sei und berichtete von Massenvergewaltigungen in Turnhallen, schwarzen Messen in einer Höhle im Wald und Abtreibungen.37 Die Schilderungen erinnern stark an die Überzeugungen aus der RG-MC-Theorie. Das Braunschweiger Landgericht hatte im Juni 2023 die Mutter und den Stiefvater zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Prozess wurde im März 2024 neu aufgerollt und im September 2024 wurden die Mutter und der Stiefvater nach 684 Tagen Haft „wegen erwiesener Unschuld“ freigesprochen: „Die Kammer ist überzeugt davon, dass die 19 angeklagten Taten nicht stattgefunden haben“.38 Der Spiegel berichtet dazu in seinem Artikel „Das kann doch alles nicht wahr sein.“:     
 
„Manche [Prozessbeteiligte, wie Psychologen und Gutachter] offenbaren im Gespräch, wie sehr der Fall ihr Vertrauen in die eigene Fachkompetenz erschüttert hat. Sie fragten sich noch heute, wie es passieren konnte, dass sie die Störgefühle, die sie durchaus hatten, ignoriert und der jungen Frau geglaubt haben.“38

Auch der Fall einer Diagnostikeinrichtung in Düsseldorf machte Schlagzeilen. Es wurde berichtet, dass mehrere Kinder zu Unrecht den Eltern entzogen wurden und die Einrichtung stehe im Verdacht voreingenommen und durch gefährliche Methoden über mögliche Kindeswohlgefährdungen zu urteilen.39

Die Überzeugungen aus der RG-MC-Theorie werden als „Blaupause“ auch von anderen konfliktträchtigen Gemeinschaften genutzt. So ist uns bekannt, dass sowohl bei Psychogruppen, als auch im Bereich der Verschwörungstheorien und in einigen fundamentalistischen Gemeinden, das Narrativ der „Satanischen Rituellen Gewalt“ genutzt wird, um die Außenwelt als dunkel und böse darzustellen. Es wird zum einen eine große Angst vor der Umwelt geschürt und zum anderen die eigene Weltanschauung oder Gemeinschaft als der einzig sichere Ort dargestellt. Dadurch wird außerdem suggeriert, dass man nach dem Verlassen der Gruppe großem Unheil ausgesetzt sei.

Besonders erwähnens- und empfehlenswert zum Themenbereich RG-MC ist der in 2024 veröffentlichte Podcast „Geteiltes Leid“ bestehend aus 4 Folgen.40  In dem Podcast berichtet Leonie von ihrer dreijährigen „Odyssee“. Sie erfährt in einer Therapie, dass sie angeblich rituell missbraucht worden sein soll, obwohl sie sich an nichts erinnern kann.

Der Ursprung der sogeannten Satanic Panic in den USA ist im Prozess um die McMartin-Vorschule in den 1980er Jahren zu verorten. Mitglieder der Familie McMartin wurden beschuldigt, sexuellen, rituellen Missbrauch an hunderten von Kindern begangen zu haben. Der längste und teuerste Strafprozess in der amerikanischen Geschichte dauerte sieben Jahre, führte jedoch zu keiner Verurteilung. 1990 wurden sämtliche Anklagen fallen gelassen. Dieser kurze Rückblick ist spannend, da in Freiburg ein ähnliches Szenario hätte entstehen können.

Im Sommer wurden von einer Influencerin schwere Vorwürfe über TikTok und Instagram gegen Kita-Mitarbeitende in Freiburg erhoben. Die Influencerin behauptete in mehreren Videos, dass dort angeblich systematisch Kinder missbraucht werden und heimlich mit dunklen Autos weggebracht würden. Die haltlosen Vorwürfe erinnerten stark an Vorwürfe wie es sie auch damals in der McMartin-Vorschule gab. Die Influencerin gab an, dass es sich um organisierten Kindesmissbrauch handele. Sowohl die Polizei als auch die Uniklinik in Freiburg hätten Beweise und würden die Vorfälle vertuschen. Die kurzen Clips verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und erreichten über 140.000 Menschen. Es wurden immer krudere Behauptungen und Verschwörungstheorien geteilt, die dann sogar in Morddrohungen gegen das Kita-Personal mündeten. In einem Video auf Facebook stellte der Bürgermeister der Stadt Freiburg dann dar, dass die Vorwürfe ohne jegliche Beweise im Internet verbreiten werden würden und dass die Stadt Anzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede erstellt habe. Auch die Freiburger Uniklinik hatte die Anschuldigungen als völlig haltlos bezeichnet. Die Accounts wurden gesperrt und Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen.41

Durch all diese Ereignisse und Veröffentlichungen in 2024 wird deutlich, dass das Thema „Rituelle Gewalt Mind Control“ dringend weiterer Aufklärung bedarf und die Diskussionen im Sinne des Patientenwohls konstruktiv geführt werden müssen.

 

Scientology-Organisation

Die Anfragen und Beratungsfälle zur Scientology-Organisation (SO) sind mit 15 Anfragen und Beratungsfällen auf einem seit mehreren Jahren niedrigem Niveau geblieben. Ehemalige SO-Mitglieder schildern Sorgen, ob die Organisation sie wieder kontaktieren werde, da sie beispielsweise auch nach Austritt weiterhin Zeitschriften oder Materialien zugesandt bekämen. Dies empfänden sie als belastend. Oft sind auch beträchtliche Summen in Kurse und Spenden geflossen.

Wie viele andere Gemeinschaften, mit denen wir in der Beratungstätigkeit zu tun haben, nutzt auch die SO die Werbemöglichkeiten der sozialen Medien. Durch verschiedene Frontorganisationen der SO wie „Der Weg zum Glücklichsein“ oder Jugend für Menschenrechte“ wird der Bezug zur SO nicht immer gleich deutlich. In einigen Bundesländern, darunter in NRW, wird die SO weiterhin vom Verfassungsschutz beobachtet, da sie eine Gesellschaft nach scientologischen Maßstäben anstrebt, in der Nicht-Scientolog*innen weniger Grundrechte hätten. Die Lehre der SO stelle daher eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung dar.42

Der Gründer L.R. Hubbard entwickelte mit „Dianetik“ eine Methode, die den Anwender*innen Befreiung von jeglichen psychischen und physischen Belastungen verspricht. NRW beherbergt in Düsseldorf die „Scientology Kirche Düsseldorf e.V.“, in welcher Kurse und das pseudotherapeutische „Auditing“ angeboten werden, sowie das eher prominenten Persönlichkeiten vorbehaltene „Celebrity Centre Rheinland Scientology Kirche e.V.“

 

Strukturvertriebe

Bei der letzten Kategorie Strukturvertriebe (13) ging es um Direktvertriebssysteme, die Nahrungsergänzungsmittel und Wasserfiltersysteme verkaufen, oder Geschäfte mit Kryptowährungen anbieten. Versprochen werden hohe Gewinne bei eigener Arbeitszeiteinteilung. Ein jährlich wiederkehrendes Beratungsthema sind dabei die Nahrungsergänzungsmittel von „LifePlus“. Auch Verbraucherzentralen bieten dazu Information an.43 Generell sind bei Gesundheit und einer ausgewogenen Ernährung keinerlei Nahrungsergänzungsmittel vonnöten. Ein wichtiges rechtliches Thema bei Strukturvertrieben ist die Möglichkeit von Vertragskündigungen.

 

Kindeswohlgefährdungen

Kategorienunabhängig waren 157 Kinder und Jugendliche bei unseren Beratungsfällen 2024 betroffen. Bei 66 Fällen wurde der Verdacht auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung besprochen. Anhand einiger Beispielen der Medienberichterstattung und unserer Beratungspraxis seien verschiedene Aspekte von Kindeswohlgefährdung vor religiösem Hintergrund aufgezeigt.

In einigen Fällen wurde die Sorge vor religiöser Indoktrination durch eine*n Expartner*in geschildert, welche*r sich einer Freikirche angeschlossen hat, deren Weltbild dem eigenen zuwiderläuft. Sorgfältig muss geklärt werden, ob das Recht auf Erziehung auch nach religiösen Maßstäben hier auf eine Weise überdehnt wird, die dem Kindeswohl entgegensteht - dies wird weiter unten unter der Überschrift Rechtsberatung ausgeführt. Oder ist die ratsuchende Person selbst strikt atheistisch und toleriert keinerlei religiöse Beeinflussung? In diesem Fall muss auf Toleranz plädiert werden. Eventuell dient die Schilderung der Familiengeschichte dazu, persönliche Motive einer Hinwendung zu einer religiösen Gemeinschaft nachzuvollziehen. Aber auch Informationen zum Glaubensverständnis können Vorurteile abbauen und den Konflikt entschärfen.

Von Gewalt geprägte Erziehungsvorstellungen, die religiös legitimiert werden, spielen immer wieder eine Rolle in der Beratungsarbeit. Ein Beispiel ist das von der Familie Sasek herausgebrachte Buch „Mama, bitte züchtige mich“. In diesem und weiteren Schriften wurden kindeswohlgefährdende Erziehungspraktiken beschrieben und propagiert. Ivo Sasek ist Gründer der schweizerischen freikirchlichen Organischen Christus-Generation. 2024 erhielt er als satirischen Negativ-Preis für sein Lebenswerk das „Goldene Brett vorm Kopf“.44  In zu seinem Imperium gehörenden Online-TV Format Klagemauer-TV „Kla-TV“ werden im Stil von Nachrichtensendungen Verschwörungsideologien verbreitet. Hierfür wurden auch Jugendliche mit dem Ableger Jugend-TV eingespannt. 2014 erfolgte eine Alters-Einschränkung zur Veröffentlichung der Videos durch den Jugendmedienschutz. Der Kanal ist nicht mehr aktiv. Da aufgrund der weiten Verbreitung auch in NRW Beratungsbedarf zu dieser Gemeinschaft besteht, wurde bereits 2017 ein Artikel im Jahresbericht und auf unserer Webseite verfasst, der nun aktualisiert wurde.

Nach wie vor berichten uns Betroffene von an ihnen durchgeführten Befreiungsgebeten. Diese bei einigen Freikirchen gängige Praxis soll u.a. dämonische Ursachen von Erkrankungen, unerwünschten sexuellen Orientierungen oder rebellischen Einstellungen beheben. Solche Interventionen können schweren seelischen und psychischen Schaden anrichten.

Bei einem viele Jahre zurück liegenden Todesfall ist schlussendlich ein Urteil gefallen. Die Verurteilung der Leiterin einer Glaubensgemeinschaft wegen der Ermordung eines vierjährigen Jungen im Jahr 1988 ist nun rechtskräftig.45 Der Bundesgerichtshof bestätigte ein vorhergehendes Urteil des Landgerichts Frankfurt, welches die Leiterin wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen durch Unterlassen zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt hatte.46 Die Eltern des am 17. August 1988 getöteten vierjährigen Jungen gehörten einer kleinen Glaubensgemeinschaft in Hanau an. Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte die angeklagte Leiterin der Gemeinschaft an dem Tag zeitweise die alleinige Obhut über den Jungen übernommen. Sie sah ihn als von dunklen Mächten besessen an. Das Kind war am Mittag, möglicherweise von einer anderen Person, in einem bis über den Kopf verschnürten Sack im Badezimmer abgelegt worden. Die Angeklagte erkannte seine lebensbedrohliche Situation und entschloss sich aus Hass, weil sie das Kind als Gefahr und Störfaktor für die Eltern und die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinschaft betrachtete, den Jungen in dem Sack liegen und schreien zu lassen. Dabei nahm sie dessen Tod zumindest billigend in Kauf. Das Kind starb in dem Sack infolge der Anreicherung von Kohlendioxid in seinem Blut.47

In Kenia läuft noch der Mammutprozess gegen den Prediger der fundamentalistisch christlichen Gemeinschaft “Good News International Ministries” und seine Helfer*innen. Anhänger*innen ließen sich überzeugen, Jesus durch Fasten nahe zu kommen. Eltern ließen ihre Kinder vor Hunger und Durst sterben, während sie sich selbst zu Tode fasteten. Wer nicht freiwillig fastete, musste fliehen oder wurde getötet. Ab März 2023 wurden in einem Waldgebiet Massengräber gefunden. Einigen Toten fehlten Organe. Unter den 429 Leichen waren die von 191 Kindern.48 Beim Namen der Gemeinschaft besteht (wie öfter bei religiösen Gemeinschaften) Verwechslungsgefahr: Eine Umstellung der Worte ergibt den Namen einer in Deutschland ansässigen Gemeinde mit überwiegend afrikanischstämmigen Gläubigen, die jedoch nichts mit der kenianischen Gemeinde zu tun hat: “Good News Ministries International”.

Im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien wurde deutlich, dass Kinder auch ohne feste Gruppenbindung durch die ideologische Verblendung von Elternteilen gefährdet werden können. Dies mündet beispielsweise in Ablehnung des Schulsystems und Unterlaufen der Schulpflicht. Das Fernhalten der Kinder vom Schulunterricht verwehrt den Kindern einen anerkannten Bildungsabschluss und damit die Chance, sich den Neigungen entsprechend beruflich zu entwickeln. Die ideologischen Motive schildert Niklas Boldt im Artikel auf Seite 39: „Schulverweigerung aufgrund konfliktträchtiger Weltanschauungen und Verschwörungsglaubens“. Juristische Aspekte finden sich im letztjährigen Artikel von Anja Gollan („Aufwachsen mit Verschwörungstheorien und Staatsablehnung – Kinderschutz im Kontext des „Reichsbürger-“, „Selbstverwalter-“ oder „Delegitimierer-Milieus“, auf unserer Internetseite).

Gefahr droht auch bei ungeeigneten pseudowissenschaftlichen Heilverfahren. Während der Corona-Krise wurde uns oft von der Empfehlung berichtet, eine Chlordioxidlösung („CDL“) einzunehmen, welche zu Übelkeit und Verätzungen führen kann. Doch auch bei unwirksamen Produkten droht durch eine unterlassene geeignete Behandlung weiteres Leid. Das pseudomedizinische Gerät „Healy“ wurde bereits unter Esoterik erwähnt. Da aufgrund des Vertriebes mittels MultilevelMarketing durch eigenständige Vertriebspartner*nnen die Gefahr besteht, dass das wenige Zentimeter große Gerät mit vollmundigen Heilungsversprechen und - wie mehrfach dem Verbraucherschutz berichtet - auch zur Behandlung kranker Kinder empfohlen werde, entschied sich der Verbraucherschutz zu einer Warnung.49

Schließlich machen “Kultartige Onlinegemeinschaften“ durch perfide Straftaten auf sich aufmerksam. Europol warnte Februar dieses Jahres vor den international agierenden Gruppen.50 Die Mitglieder versuchen, junge Menschen so zu manipulieren, dass sie ihre Haustiere quälen, töten, oder sich selbst vor der Kamera schädigen. Gezielt werden psychisch labile Menschen und Minderjährige gesucht. Dazu verschafften sich die Täter*innen auch Zugang zu Online-Selbsthilfegruppen zu LGBTIQ+-Themen oder psychischen Problemen. In einem Fall wurde ein Opfer im Livestream in den Suizid getrieben. Der 19-jährige US-amerikanische Täter der Gruppe „764“ wurde 2023 verurteilt. Als ideologischer Hintergrund wird u.a. der satanistisch orientierte Order of Nine Angels „O9A“ angesehen.51 Auch in unserer Beratungsstelle wurde in den letzten Jahren in Einzelfällen zum Themenkomplex Cybergrooming und sexualisierte Gewalt im Internet beraten.

Befremdlich muten dagegen die Warnungen unter der Adresse „Kinderschutzkongress.org“ an, die mit etlichen Verschwörungstheorien und bekannten Szenegrößen wie David Icke, Jo Conrad und Oliver Janich aufwartet, zu denen bereits an anderer Stelle geschrieben wurde.52
 

Rechtsberatung 2024

Die Möglichkeit der Rechtsberatung des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. wurde 2024 von 95 Klient*innen genutzt. Die Tabelle zeigt den Bedarf an Rechtsberatung, unterteilt in die auch sonst üblichen zehn Kategorien (vgl. Diagramm 5).
 
Rechtsberatung
Diagramm 5: Rechtsberatung

Auch im Jahr 2024 bezog sich ein sehr großer Anteil der in Anspruch genommenen Rechtsberatungen auf das Thema Kinderschutz. Dabei ging es vermehrt um Konflikte, welche sich aus der Zugehörigkeit der Eltern oder eines Elternteils zu Gemeinschaften aus dem Bereich des christlichen Fundamentalismus ergaben. Der nicht der Gemeinschaft angehörende Elternteil fragte häufig nach rechtlichen Grenzen bei einer Einbindung des Kindes in den Glauben. Teilweise wandten sich auch Fachkräfte des Kinder- und Jugendschutzes an uns, die aus beruflichen Gründen einschätzen müssen, ob das Wohl des Kindes durch einen sehr streng religiös geprägten Erziehungsstil im Kontext des christlichen Fundamentalismus beeinträchtigt werden kann. Mitunter kommt es in einzelnen christlich fundamentalistisch geprägten Gemeinschaften zu religiös begründeten Schulverweigerungen oder sogar Züchtigungen unter Berufung auf vermeintlich rechtfertigende Bibelzitate. In derartigen Fällen wurde durch die Rechtsprechung klargestellt, dass religiöse Dogmen niemals eine Kindeswohlgefährdung rechtfertigen können. Viel häufiger begegnen uns in unserer Praxis allerdings Fragestellungen oder Konflikte, die nicht so offensichtlich als das Kindeswohl beeinträchtigende Erziehungspraktiken eingestuft werden können. So wird etwa berichtet, dass für streng gläubige Eltern aus diesem Spektrum, die Erziehung zum Gehorsam vor Gott absolute Priorität habe und die Einhaltung bestimmter religiöser Regeln oder auch Rollenbilder Vorrang vor individuellen kindlichen Bedürfnissen zukomme. Kinder haben das Recht auf Entwicklung zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten. Dazu gehört, dass Kinder und vor allem Jugendliche entsprechend ihres Alters und Reifegrads in Entscheidungsprozesse einzubinden sind (vgl. § 1626 BGB). Das gesetzliche Leitbild verbietet einen rein auf Gehorsam und Unterwerfung angelegten autoritären Erziehungsstil. Vielmehr ist Kindern und Jugendlichen ein ausreichender Raum für die eigene Identitätsentwicklung zuzubilligen. Die Unterdrückung der Persönlichkeitsentwicklung kann das Kindeswohl daher massiv beeinträchtigen und Eingriffe in das Sorgerecht der Eltern rechtfertigen. Aufgrund der Vielzahl an christlich-fundamentalistischen Gemeinschaften mit unterschiedlichsten Erziehungskonzepten, verbietet sich jedoch eine pauschale Betrachtungsweise. Letztlich muss eine potentielle Kindeswohlgefährdung immer im Einzelfall geprüft und festgestellt werden.

Bei 4 Beratungen ging es um rechtliche Konflikte, welche sich aus der Zugehörigkeit eines Elternteils zur „Reichsbürger-Szene“ ergaben.53

14-mal wurde die Rechtsberatung im Zusammenhang mit unseriösen Coaching-Angeboten in Anspruch genommen. Dabei stand überwiegend die Frage im Vordergrund, inwieweit es möglich ist, das gezahlte Geld für ein Coaching Seminar zurückzufordern. Unsere Klient*innen berichteten nicht selten von hohen 4-stelligen Summen, die für ein Jahrescoaching gezahlt werden sollten. Wir hatten bereits im Jahresbericht 2022 darauf hingewiesen, dass solche Verträge im Einzelfall als sittenwidrig und damit nichtig eingestuft werden können. Dies wurde 2023 auch vom Landgericht Stuttgart bestätigt.54 In dem zugrunde liegenden Fall ging es um ein „Mentoring-Programm“ für 60.000 €. Nach der Darstellung des Anbieters sollte das Programm Unternehmer*innen Strategien zu Umsatzsteigerungen und Verkauf näherbringen. In einem Telefonat wurde einem Kleinunternehmer die Teilnahme an diesem Programm mittels einer speziellen Verkaufsstrategie („Ja-Straße“) nahegelegt. Ob es zu einem Vertragsabschluss kam, war zwischen den Parteien streitig. Das Landgericht Stuttgart führte aus, dass es unerheblich sei, ob bei dem Telefongespräch überhaupt ein wirksamer Vertrag zustande gekommen sei. Denn so sei der „Mentoring Vertrag“ ohnehin nichtig, weil er gegen die guten Sitten verstoße (§ 138 Absatz 1 BGB). Nach Ansicht des Gerichts war das angebotene Programm für den Kunden nutzlos und der Wert der Leistung (60.000 €) um ein Vielfaches höher als der Wert der Gegenleistung. Außerdem sei bei einer Würdigung der Gesamtumstände von einer verwerflichen Gesinnung des Coaching-Anbieters auszugehen. So habe er gewusst, dass die Zahlung den wirtschaftlichen Ruin des Kleinunternehmers bedeuten würde. Dennoch sei weiter versucht worden, ihn zum Vertragsabschluss zu bewegen. Des Weiteren sei eine manipulative Gesprächsstrategie im Telefongespräch angewendet worden. Bereits 2021 hatte das Landgericht Stade bei einem Jahrescoaching für 30.000 € ein „wucherähnliches Geschäft“ bejaht und einen Zahlungsanspruch des Anbieters verneint.55

Aufgrund dieser Rechtsprechung sollten sich Betroffene eines überteuerten Coachings nicht scheuen, ihren Fall juristisch überprüfen zu lassen und gegebenenfalls auch vor einer gerichtlichen Durchsetzung einer Geldrückforderung nicht zurückschrecken.


Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit

Die Aufklärungsarbeit mit Seminaren, Vorträgen und insbesondere Medientätigkeit bildete auch 2024 einen herausfordernden Anteil an der Gesamtarbeit. Von Januar bis Dezember 2024 wurden 25 Präventionsveranstaltungen durchgeführt, teils digital, teils in Präsenz. Diese fanden statt für Schüler*innen (4), für Fachkräfte an Schulen und Tagesstätten (7), Mitarbeiter*innen anderer Beratungsstellen und sonstige Fachkräfte (12), sowie für die allgemeine Öffentlichkeit (2).

Die Aufklärungsarbeit des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. wurde für eine kirchliche Gemeindeveranstaltung zu Verschwörungstheorien genutzt. Bei einem Fachtag in Solingen „Wir müssen reden“ beteiligten wir uns mit zwei Workshops zu Verschwörungstheorien und einer Podiumsdiskussion. Außerdem fanden fünf Schulveranstaltungen zu Verschwörungstheorien und Satanismus statt. Die vom Sekten-Info NRW begleitete Gesprächsgruppe für Angehörige verschwörungsgläubiger Menschen fand 9-mal in einem geschlossenen Online Format statt. Die Themen Verschwörungstheorien, Reichsbürger*innen und mögliche Hilfen im Umgang mit betroffenen Menschen waren damit auch im letzten Jahr vorherrschend.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Mitarbeiter*innen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. Fachkräften gern Informationsmaterial für die Aufklärungsarbeit im Unterricht zur Verfügung stellen. Auf unserer Homepage bietet der Bereich Prävention zu den verschiedensten Themen unserer Beratungsstelle sowohl Infomaterial für den Unterricht als auch Fallberichte und Hintergrundinformationen an. Selbstverständlich beraten wir Lehrer* innen auch gern telefonisch. Darüber hinaus sind themenspezifische Multiplikatoren-Seminare möglich. Schulveranstaltungen sind leider nur in Ausnahmefällen möglich, insbesondere zur Unterstützung im Rahmen konkreter Vorfälle an Schulen. Ebenso bieten wir Einzelgespräche in Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiter*innen an.

Außerdem wurde wie im Jahr zuvor eine intensive Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Durch Hintergrundgespräche konnten die Recherchearbeiten von Medien in 92 Fällen unterstützt werden. In 28 Fällen wurde durch ein Interview oder sonstige direkte Mitwirkung für ein Radio-/ TV-Format oder einen Zeitungsartikel Aufklärungsarbeit geleistet.

Die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle wurden außerdem in Veröffentlichungen der Zeitschriften Stern, Spiegel, Süddeutsche Zeitung, WAZ, Westfalenpost, sowie in TV, Radio- und Online-Formaten der ARD, MDR, WDR Aktuelle Stunde, Panorama, RTL Extra, Deutschlandfunk, Vollbild, Y-Kollektiv, Kult TV zu den unterschiedlichsten Themenbereichen zitiert. Dabei ging es insbesondere um die Problematik der Verschwörungstheorien und die Rituelle-Gewalt Mind-Control Theorie, aber auch um unseriöse Coaching-Angebote, fundamentalistische Freikirchen, Shincheonji, Bruno Gröning Freundeskreis, Esoterik im Allgemeinen und Entwicklungen der weltanschaulichen Szene. Einige der Interviews sind auf unserer Webseite verlinkt. Zusätzlich wirkten die Mitarbeiter*innen auch bei verschiedenen Podcasts zu den Themen Missbrauch beim Wunderheiler, Exorzismus und unseriöse Coachingangebote mit. Besonders bleibt die Mitwirkung beim Podcast Undone mit der vierteiligen Reihe „Geteiltes Leid“ zum „Rituellen Missbrauch“ in Erinnerung.

Wie zuvor erwähnt wurde in Zusammenarbeit mit der Zentralen Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen in Baden-Württemberg (ZEBRA) der Flyer zu Psychotherapie erstellt. Er steht auf unserer Webseite unter Checklisten zur Einsicht und zum Download bereit. Auf Wunsch kann er Ihnen zugesandt werden.
 

Gremienarbeit und Vernetzung mit anderen Fachstellen

Der Informationsaustausch über aktuelle Themen in der Weltanschauungs-Szene fand wieder in zahlreichen Workshops mit anderen Fachberatungsstellen, kirchlichen Weltanschauungsbeauftragten und Betroffeneninitiativen statt. Diese fanden in Präsenz, in Videokonferenzen und hybrid statt. Insbesondere die Videokonferenzen gestatteten den überregionalen Austausch mit Fachstellen über das gesamte deutschsprachige Gebiet.

Der mit Beginn der Corona-Krise intensivierte fachliche Austausch diente auch der überregionalen Verweisberatung. Hieraus wurde im Rahmen einer Ausschreibung des Innen- und Familienministeriums des Bundes in Zusammenarbeit mit der Amadeu-Antonio-Stiftung und des Violence Prevention Network der „Beratungskompass Verschwörungsdenken“ etabliert. Diese bundesweite Anlaufstelle bietet neben der Übersicht regionaler Fachstellen eine Hotline mit Verweisberatung. Dadurch werden Ratsuchende, die außerhalb von NRW wohnen, über regionale, weniger leicht auffindbare Anlaufstellen informiert. Lernangebote zur Prävention und ein Wissensspeicher runden die Plattform ab: Hotline: 030-62937479    
https://beratungskompass-verschwoerungsdenken.de
 
Der Verein Sekten-Info Nordrhein-Westfalen hat sich in diesem Jahr der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx) angeschlossen. Ihr Themenfeld hat sich vom ursprünglich überwiegend islamistischen Bereich ausgeweitet. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Beobachtung zweier Freikirchen durch den Verfassungsschutz (Freikirche Riedlingen und Freikirche ‚Zuverlässiges Wort‘ Pforzheim56) und die Überlappung der Bereiche Reichsbürgertum und Staatsdelegitimierung mit den Themen Coaching, Esoterik und christlichem Fundamentalismus. Der themenübergreifende Fachaustausch kann von den bisher eher getrennt behandelteten Phänomenbereichen profitieren.

Der erweiterte Aufbau von Netzwerken führte zur erhöhten Anzahl von 35 Gremiensitzungen. Auch diese konnten z.T. per Videokonferenz durchgeführt werden. Die Mitarbeiter*innen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. nahmen zudem an Fachgesprächen im Landtag teil. Auf Landesebene ist der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. im „Arbeitskreis Beratungsstellen“ des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands integriert. Bundesweit ist die Beratungsstelle mit verschiedenen Expert*innen zum Thema Verschwörungstheorien vernetzt. Im Rahmen der Mitgliedschaft bei der „International Cultic Studies Association“ (I.C.S.A.) nahm ein Mitarbeiter an der jährlichen Konferenz teil, die 2024 in Barcelona stattfand. Zusätzlich haben die Mitarbeiter*innen sich im Rahmen verschiedener Fortbildungsveranstaltungen – u.a. zum Thema Kinderschutz im Zusammenhang mit religiös begründetem Extremismus oder spezialisierter Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche – teils digital – weitergebildet. 

Link zum  Jahresbericht 2024 als PDF
 

Endnoten:

  1. https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2024, abgerufen am 16.04.2025.
  2. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/swift-anschlagsplaene-is-terror-tiktok-radikalisierung-100.html, abgerufen am 24.04.2025.
  3. https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-uber-viele-minderjahrige-bei-terrorgram-hunderte-deutsche-sind-offenbar-in-rechtsextremen-telegram-chatgruppen-aktiv-13550518.html, abgerufen am 24.04.2025.
  4. https://www.rnd.de/politik/tiktok-radikalisiert-teenager-wie-junge-maenner-zu-dschihadisten-werden-7GDREYSP5VBPBMEJX2ITL3D2IA.html, abgerufen am 24.04.2025.
  5. https://cemas.io/publikationen/deutsche-im-terrorgram-netzwerk/, abgerufen am 24.04.2025.
  6. https://www.br.de/nachrichten/kultur/religioese-influencer-zwischen-naechstenliebe-und-hass,Uhm4U7D, abgerufen am 24.04.2025.
  7. https://www.spiegel.de/panorama/schweiz-ki-jesus-nimmt-beichten-ab-und-polarisiert-a-23c314ea-49b0-4cde-9c2e-58cda5423eab, abgerufen am 24.04.2025.
  8. https://www.evangelisch.de/inhalte/221054/21-09-2023/app-text-jesus-ki-basierte-gespraeche-mit-bibelfiguren, 24.04.2025.
  9. https://www.sciencemediacenter.de/angebote/ki-senkt-zustimmung-zu-verschwoerungstheorien-24129, abgerufen am 24.04.2025.
  10. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Falsche-Masken-Atteste-Aerztin-zu-Bewaehrungsstrafe-verurteilt,coronaleugnerin104.html, abgerufen am 15.03.2024.
  11. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/wittenberg/reichsbuerger-peter-fitzek-erneut-gefaengnis-102.html, abgerufen am 25.04.2024.
  12. Reichsbürger-Prozess: Mühsame Aufgabe für die Strafjustiz - ZDFheute, abgerufen an 24.04.2025.
  13. „Unseriöse Coaching-Angebote für junge Menschen - Vorsicht vor Scharlatanen!“ Weitere Artikel zum Coaching und eine Checkliste sind ebenfalls auf unserer Webseite.
  14. https://www.br.de/nachrichten/bayern/geistiger-fuehrer-der-lebensgemeinschaft-goandchange-muss-ins-gefaengnis,UTvfuMw, abgerufen am 15.04.2025.
  15. https://www.wort-und-wissen.org/produkt/dinosaurier-bibel/ (abgerufen am 24.04.2024).
  16. https://www.swr.de/swrkultur/wissen/christlicher-fundamentalismus-in-deutschland-antiliberal-und-vernetzt-das-wissen-2025-04-19-102.html, abgerufen am 25.04.2025.
  17. https://www.stern.de/kultur/tv/astrotv-vor-aus--esoterik-kanal-wird-ende-2024-eingestellt-34716742.html, abgerufen am 24.04.2025.
  18. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lauterbach-homoeopathie-100.html, abgerufen am 15.03.2024.
  19. https://netzwerk-homoeopathie.info/, abgerufen am 20.03.2024.
  20. https://www.verbraucherzentrale.de/aktuelle-meldungen/gesundheit-pflege/healy-vorsicht-vor-falschen-gesundheitsversprechen-93768, abgerufen am 24.04.2024.
  21. https://eu.healy.shop/de/, abgerufen am 25.0402025.
  22. https://www.stiftung-denkmal.de/aktuelles/mahnmal-fuer-die-im-nationalsozialismus-verfolgten-und-ermordeten-zeugen-jehovas-wird-errichtet/, abgerufen am 24.04.2025.
  23. Myriam V. Thoma, Andreas Goreis, Shauna L. Rohner, Urs M. Nater, Eva Heim & Jan Höltge (2023) Characteristics of health and well-being in former Jehovah’s Witnesses in Austria, Germany, and Switzerland, Mental Health, Religion & Culture, 26:7, 644-662, https://doi.org/10.1080/13674676.2023.2255144, abgerufen am 24.04.2025.
  24. Ebenda 
  25. https://www.aufarbeitungskommission.de/themen-erkenntnisse/sexueller-kindesmissbrauch-zeugen-jehovas/, aufgerufen am 24.04.2025.
  26. Auch Shincheonji – „neuer Himmel und Erde“, „Gemeinde Jesu, der Tempel der Hütte des Zeugnisses“.
  27. vgl. hierzu Christoph Grotepass, Die "Germanische Neue Medizin" von Ryke Geerd Hamer, auf unserer Webseite.
  28. https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/meditation-risiken-nebenwirkungen-100.html, abgerufen 18.03.’24.
  29. Nähere Informationen zum Thema Therapie bei „Ritueller Gewalt“ sind nachzulesen unter:
    Bianca Liebrand, Zersplitterung nach Therapie - Bedenkliche Auswirkungen der „Rituelle Gewalt Mind-Control“-Theorie. (https://sekten-info-nrw.de/information/artikel/esoterik/zersplitterung-nach-therapie---bedenkliche-auswirkungen-der-%E2%80%9Erituelle-gewalt-mind-control%E2%80%9C-theorie). 
  30. https://www.youtube.com/watch?v=dF7XJ5OZn44, abgerufen am 18.04.2025. 
  31. Wie Therapeuten eine Verschwörung über vermeintliche Opfer ritueller Gewalt verbreiten - DER SPIEGEL
  32. https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-024-01652-2, abgerufen am 18.04.2025.
  33. Die Swiss Mental Health Care (SMHC) als gesamtschweizerische Vertreterin der psychiatrischen Kliniken und Dienste führt in der Stellungnahme „Psychische Traumatisierung durch angebliche „rituelle“ Gewalt“ aus, dass es keine wissenschaftlich erhärteten Hinweise für die Möglichkeit einer gezielten Aufspaltung und Fremdsteuerung der Persönlichkeit durch Mind Control-Techniken gebe.
  34. Briken, P., Schroeder, J., Nick, S. & Richter-Appelt, H. (2024). Kritische Reflexion unserer Studie zu sexuellem Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen. Trauma & Gewalt, 18 (3).
  35. Bianca Liebrand, „Zersplitterung nach Therapie“, 2019 
  36. Funkschmidt, K. (2024). In: Der Skeptiker, Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken. S. 92, 2/2024.
  37. https://blog.gwup.net/2024/09/03/ritueller-horror-oder-justizirrtum-hanebuechenen-schilderungen-auch-mal-einhalt-gebieten/, ausführlich nachzulesen, abgerufen am 18.04.2025.
  38. https://www.spiegel.de/panorama/justiz/braunschweig-mutter-und-stiefvater-nach-missbrauchsurteil-wieder-freigesprochen-a-bf5da4dd-032e-4e15-bae7-6e5289faf162, abgerufen am 18.04.2025
  39. Die verlorenen Kinder, Zeitonlie, https://www.zeit.de/zeit-magazin/2024/23/jugendamt-kinder-psyche-trauma-gewalt, abgerufen am 28.04.2025. 
  40. „Geteiltes Leid“ Podcast, abrufbar z.B. bei Spotify®. 
  41. https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/tik-tok-sperrt-influencerin-nach-missbrauchsvorwuerfen-100.html, abgerufen am 19.04.2025.
  42. https://www.im.nrw/themen/verfassungsschutz/scientology-organisation-so, abgerufen am 24.04.2025.
  43. https://projekte.meine-verbraucherzentrale.de/plain/lifeplus-produkte, abgerufen am 24.04.2025.
  44. https://goldenesbrett.guru/ueber-das-goldene-brett/, abgerufen am 24.04.2025.
  45. BGH; Beschluss vom 9. Januar 2025 - 2 StR 291/24.
  46. LG Frankfurt, 15.11.23 - 5/21 Ks 3690 Js 226847/22 (10/22).
  47. vgl. Pressemeldung BGH v. 21.01.2025, Nr. 008/2025. abgerufen am 25.04.2025.
  48. https://www.n-tv.de/panorama/Sekten-Chef-steht-in-Kenia-vor-Gericht-Paul-Nthenge-Mackenzie-nutzte-die-Anhaenger-fuer-Organhandel-article25132126.html, abgerufen am 24.04.2025.
  49. https://www.verbraucherzentrale.de/aktuelle-meldungen/gesundheit-pflege/healy-vorsicht-vor-falschen-gesundheitsversprechen-93768, abgerufen am 24.04.2025.
  50. https://www.spiegel.de/netzwelt/web/europol-warnt-vor-suizid-chatgruppen-fokus-auf-minderjaehrige-a-44a3c7cb-9a8c-4c64-8e97-e20e6c836e5c, abgerufen am 24.04.2025.
  51. https://skeptix.org/2025/03/21/warnung-vor-kultartigen-online-gemeinschaften-digitaler-todeskult-fuer-sadisten/, abgerufen am 24.04.2025.
  52. Siehe Artikel unserer Webseite unter der Rubrik „Verschwörungstheorien.
  53. vgl. dazu den Artikel „Aufwachsen mit Verschwörungstheorien und Staatsablehnung – Kinderschutz im Kontext des „Reichsbürger-“, „Selbstverwalter-“ und „Delegitimierer-Milieus“, S. 31.
  54. LG Stuttgart, 30.03.23, 30 O 266/22, abrufbar unter: https://www.landesrecht-bw.de/bsbw/document/ JURE230060133, abgerufen am 05.03.2024.
  55. LG Stade, Urteil vom 18.08.21 - 3 O 5/22, bestätigt durch OLG Celle, 01.03.23, 3 U 85/24: Das OLG Celle stellte allerdings darauf ab, dass das Online Coaching aufgrund der fehlenden Zulassung des Anbieters für Fernlehrgänge nach § 7 FernUSG (Fernunterrichtsschutzgesetz) als nichtig anzusehen sei.
  56. Vgl. Land Baden- Württemberg 2024: Verfassungsschutzbericht 2023, S. 85f.: https://www.verfassungsschutz-bw.de/site/pbs-bw-lfv-root/get/documents_E-1675609796/IV.Dachmandant/LfV_Datenquelle_neu/Publikationen/ Jahresberichte/Verfassungsschutzbericht Baden-W%C3%BCrttemberg 2023.pdf, abgerufen am 25.04.2025.