Beratung und Information zu neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen
gefördert durch das
gefördert durch das

Bericht über die Arbeit des Sekten-Info NRW und die Aktivitäten neuer religiöser Gemeinschaften 2014

Insgesamt wurden im Jahr 2014 1.022 Anfragen beim Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. registriert. Von den 1.022 Anfragen erhielten 567 Personen durch ausführliches Informationsmaterial und ein bis zwei klärende Gespräche Hilfestellung von den MitarbeiterInnen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V.. In 455 Fällen war ein intensiverer und längerer Beratungsverlauf mit bis zu 20 Fachkontakten notwendig.

Um einen besseren Vergleich mit den Vorjahren zu ermöglichen, sind wie jedes Jahr die 567 Informationsanfragen und die 455 Beratungsfälle in zehn Kategorien zusammengefasst worden. Insgesamt sind in den zehn Kategorien Anfragen mit der Bitte um Information und Beratung zu 300 verschiedenen Gruppierungen und Anbietern enthalten (vgl. Diagramm 1).


Diagramm 1: Summe Beratungsfälle und Informationsanfragen
 
Zusätzlich zu diesen Anfragen nutzten viele Bürger die Webseite des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. als Informationsquelle. Dies zeigt, dass das Informationsbedürfnis zu neuen religiösen Bewegungen nach wie vor sehr hoch ist und viele Bürger es schätzen, sich selbständig und anonym mit Hilfe des Internets zu informieren. Aus diesem Grund bieten die MitarbeiterInnen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. seit 2006 zusätzlich zur bisherigen persönlichen Beratung die Möglichkeit der Online-Beratung an. Diese Möglichkeit wurde im letzten Jahr immerhin 13 Mal genutzt, bei weiteren 171 Fällen begann die Beratung mit einer E-Mail, wurde dann aber in einer persönlichen oder telefonischen Beratung fortgesetzt. Neben allgemeinen Informationen zur Arbeitsweise der Beratungsstelle und zu neuen Aktivitäten war im letzten Jahr hauptsächlich der Bericht über Robert Betz und seine esoterische Pseudotherapie gefragt. Im Anschluss daran hatte der Beitrag über Entstehung und Merkmale der Salafisten und der Erfahrungsbericht zur Glaubensgemeinschaft der Zwölf Stämme mit Abstand die meisten Zugriffe zu verzeichnen. Erst danach wurden die Infotexte über Esoterisierung der Gesellschaft und Sektenkinder in der Schule aufgerufen.


Informationsanfragen 2014


Bei einem Vergleich der einzelnen Kategorien fällt auf, dass im Jahr 2014 die Informationsanfragen zu den fundamentalistischen Gruppen besonders herausragen. Diese Kategorie bekam 2011 durch die Salafisten eine neue Gruppierung hinzu. Die Salafisten sind dem islamistischen Fundamentalismus zuzurechnen und laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière leben bereits 7000 Salafisten in Deutschland, 1.500 in NRW. Rund 550 Extremisten sind mittlerweile nach Syrien und in den Irak ausgereist, etwa 180 wieder zurückgekehrt, 40 davon nach NRW. Als kampferprobte Rückkehrer stellen sie ein besonderes Risiko dar. Eine weitere Gefahr seien die Propagandafilme der Salafisten im Internet, in denen werde der Märtyrertod glorifiziert (Die Welt 16.12.2014). Zusätzlich werden die Missionierungsversuche immer raffinierter. Es wurden Korane in Einkaufsstraßen, vor Schulen, an der Haustür und sogar in Moscheegemeinden verschenkt und für die Idee der Salafisten geworben. Eine selbsternannte „Scharia-Polizei“ teilt im September in Wuppertal der breiten Bevölkerung mit gelben Verbotshinweisen die Verhaltensregeln radikaler Muslime mit und demonstriert damit eine Macht, die ihr nicht zusteht. Viele muslimische Mitbürger, besonders Frauen fühlten sich provoziert und eingeschüchtert. Die Wuppertaler Polizei hat diesem Spuk schnell ein Ende bereitet und klargestellt, dass das Gewaltmonopol ausschließlich beim Staat liegt. Das Land NRW begegnet dieser wachsenden Gefahr mit dem Präventionsprogramm „Wegweiser“. Neben einer umfangreichen Aufklärungsarbeit an Schulen gibt es eine Hotline, die beim Ausstieg aus der Szene weiterhilft. Auch in unserer Beratungsstelle mehren sich die Anfragen nach Präventionsveranstaltungen zum Thema Salafismus. Neben diesen Anfragen meldeten sich bei uns überwiegend besorgte Angehörige, die eine Veränderung ihrer Kinder beobachtet haben. Die Jugendlichen hatten das Gefühl, das Leben in unserer heutigen Welt sei schwierig und kompliziert. Bei den Salafisten fanden sie schnell Anschluss und ein einfaches Weltbild. Die Salafisten seien eine starke und machtvolle Gemeinschaft, dadurch fühlten sie sich selbst aufgewertet.

Darüber hinaus bezieht sich der größte Teil der Anfragen auf den christlichen Fundamentalismus. Die Anfragen verteilen sich auf 35 verschiedene Gemeinden. Häufig sind es Angehörige, die sich melden, weil der Partner, die Partnerin oder das inzwischen erwachsene Kind sich nach dem Kontakt zur neuen Gemeinde verändert hat. Sie wollen eine Einschätzung, ob und wie gefährlich die jeweilige Gemeinde ist. Viele dieser Gemeinden faszinieren besonders junge Erwachsene, weil ihre Gottesdienste erlebnisorientierter ablaufen als die Gottesdienste in den großen Kirchen. Doch spannen einige der Gemeinden die jungen Menschen sehr stark für ihre eigenen Ziele ein. Sie vernachlässigen dann ihre Ausbildung und geraten so in eine Abhängigkeit (vgl. den Erfahrungsbericht zu einer christlichen Freikirche und eine kurze Erläuterung zu „Freikirche").

Noch erschreckender ist es, wenn einige christliche Fundamentalisten so fanatisiert sind, dass sie ihren Kindern ganz oder teilweise den Schulbesuch verbieten oder sogar die körperliche Züchtigung befürworten und praktizieren. Die Gruppierung „Zwölf Stämme“ hat genau aus diesen Gründen auch im letzten Jahr für viel Aufregung gesorgt. Nachdem es ihnen jahrelang gelungen war, ihre Kinder von öffentlichen Schulen fern zu halten, wurden am 05.09.2013 40 Kinder vom Jugendamt in Obhut genommen. Dieser Aktion vorausgegangen war die Bereitstellung von gefilmtem Beweismaterial des RTL-Journalisten Wolfram Kuhnigk, auf dem die Züchtigung kleiner Kinder mit der Rute zu sehen war, und eine umfangreiche Zeugenvernehmung vor Gericht. Bereits im letzten Jahresbericht wurde darüber berichtet (Siehe Sabine Riede, Erfahrungsbericht zu der Glaubensgemeinschaft der "Zwölf Stämme" und den Fachartikel zur Kindeswohlgefährdung bei der Glaubensgemeinschaft der "Zwölf Stämme" auf unserer Webseite).
 
Die meisten Eltern der in Obhut genommenen Kinder haben auf jede nur erdenkliche Art und Weise versucht den staatlichen Behörden Schwierigkeiten zu machen, statt mit ihnen zusammen zu arbeiten. Gegen die Richter wurden Befangenheitsanträge gestellt, die aber alle abgelehnt worden sind. Gegen die Mitarbeiter des Jugendamtes, die aufgrund eines richterlichen Beschlusses und im Rahmen ihrer Berufsausübung die Inobhutnahme ausgeführt hatten, wurden Strafanzeigen wegen Freiheitsberaubung, Hausfriedensbruch und Nötigung gestellt. Die Strafanzeigen sind so absurd, dass die Ermittlungsverfahren eingestellt wurden. Die Elternpaare, für die das Familiengericht in Nördlingen zuständig ist, verweigern bis auf eine Ausnahme die Zusammenarbeit mit psychologischen Gutachtern, so dass sich die Verfahren unnötig in die Länge ziehen. Der Journalist Wolfram Kuhnigk wurde wegen seiner heimlich aufgenommenen Filmszenen (Verletzung des höchst persönlichen Lebensbereiches und des vertraulichen Wortes) angezeigt, auch dieses Verfahren wurde eingestellt. Das Wohl der Kinder ist das höhere Rechtsgut. Die Verfasserin dieses Beitrages wird im Internet als evangelische Sektenbeauftragte dargestellt, obwohl sie als Kinderschutzfachkraft gehandelt hat. Es soll der Eindruck erweckt werden, als wäre sie nicht objektiv.

Tatsache ist, dass im Oktober 2014 das Amtsgericht Ansbach mehreren Eltern das Sorgerecht für insgesamt sechs Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren entzogen hat. Nach ausführlichen Anhörungen der Kinder, der Eltern, eines Familienpsychologen und mehrerer Zeugen war der Richter überzeugt, dass eine Gefährdung des Kindeswohls konkret und nachhaltig gegeben sei. Die Eltern haben gegen diesen Beschluss Beschwerde eingelegt. Im Fall eines siebten Kindes konnte eine Gefährdung nicht nachgewiesen werden. Dieses Kind war bereits im Dezember 2013 zu den Eltern zurückgekehrt. Weitere acht Kinder durften zu Ihren Eltern zurück, weil sie inzwischen volljährig geworden sind. Davon haben zwei eigenständig die Glaubensgemeinschaft verlassen. Zwei minderjährige Mädchen (11 und 13 Jahre alt) sind am 10.02. und 11.03. aus einer Jugendhilfeeinrichtung weggelaufen und auf den Hof zurückgekehrt. Für beide Kinder hat das Familiengericht Ende Juni 2014 Beschlüsse zur Herausgabe erlassen. Die Eltern dieser Mädchen sind nicht bereit mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten. Die Suche nach den Mädchen auf dem Hof in Klosterzimmern am ersten Juli verlief ergebnislos. 16 weitere Kinder leben derzeit in Heimen oder Pflegefamilien. In diesen Fällen stehen die Entscheidungen des Gerichtes noch aus. Fünf weitere Kinder sind mit ihren Eltern nach Österreich umgezogen, sie wurden in Klosterzimmern abgemeldet. Es wurden dem zuständigen Amt keine neuen Adressen benannt, eine Kontaktaufnahme über Telefon oder Internet war nicht möglich.

Im Oktober 2014 erschien das Buch „Der Satan schläft nie“ von Robert Pleyer. Es ist der erste Bericht eines Aussteigers, der seine Erfahrungen mit den „Zwölf Stämmen“ umfassend und detailliert darlegt. Offen und schonungslos – auch sich selbst gegenüber – gewährt Pleyer der Öffentlichkeit einen tiefen Einblick in die brutale Praxis der selbsternannten Urchristen. Der Aussteiger, der 20 Jahre bei den „Zwölf Stämmen“ gelebt hat und dabei zum Teil führende Positionen bekleidete, beschönigt nichts und gewährt zugleich intime Einblicke in die Lebensweise dieser Glaubensgemeinschaft. Der soziale Druck ist institutionalisiert. Von Anfang an wird den Kindern der eigene Wille abtrainiert. Eindrucksvoll beschreibt der Autor, wie er wahrnimmt, dass er mit dieser Erziehungsmethode seinen eigenen Kindern Schaden zufügt. Das macht das Buch so wertvoll und zugleich lehrreich und lesenswert (vgl. Rezension zum Erfahrungsbericht: Der Satan schläft nie - Mein Leben bei den zwölf Stämmen).

Als Skandal empfinden ehemalige Mitglieder der Colonia Dignidad die bisherige Tatenlosigkeit der deutschen Justiz gegenüber Hartmut Hopp. Hartmut Hopp (68) war ein enger Vertrauter von Paul Schäfer und gehörte zur Führungsspitze der Sekte. Die Siedlung in Süd-Chile war hermetisch von der Außenwelt abgeschirmt, und die Bewohner waren zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Nach dem Ende des Pinochet-Regimes konnten die Verbrechen aufgedeckt werden, über die die Aussteiger in Deutschland bereits jahrelang berichtet hatten. Schäfer wurde wegen Mordes, sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und weiterer Verbrechen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Auch Hartmut Hopp wurde angeklagt und ist zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Es gelang ihm jedoch die Flucht von Chile nach Deutschland. Die chilenische Justiz hat inzwischen die zuständigen deutschen Kollegen um Vollstreckung des chilenischen Urteils gebeten. Die Krefelder Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Hopp und sichtet das umfangreiche aus Chile zugesandte Aktenmaterial.

An zweiter Stelle stehen die Anfragen aus dem Bereich der Esoterik. Hier fällt auf, dass die Beratungsfälle die Info-Anfragen übertreffen. Die Fülle der Anfragen und Beratungsfälle zusammen zeigt, dass dieser Bereich momentan in unserer Gesellschaft am meisten wächst.

Viele esoterische Lebenshilfe-Anbieter setzen auf die Wirkung des positiven Denkens. Ihre Grundaussage ist, wer positiv denkt, bei dem wird alles gut. Viele esoterische Gurus haben mit dieser These in Selbsthilfebüchern und Seminaren ein Vermögen verdient. Dieser These widerspricht der Psychologe Joseph Forgas von der Universität of New South Wales in Australien in seinem kürzlich erschienenen Forschungsbericht. Er kommt zu dem Ergebnis, dass negative Stimmungen einen Denkstil fördern, der Menschen aufmerksamer werden lässt, und das kann durchaus Vorteile haben. Missmutige Menschen sind misstrauischer, was sie davor bewahrt, hereingelegt zu werden, und sie erinnern sich besser und detaillierter an einen gezeigten Unfall als andere Versuchspersonen (vgl. Psychologie Heute, Juni 2014, S. 9).

Aber nicht nur die Vertreter des positiven Denkens irren, auch die Astrologen, Hellseher und Wahrsager lagen mit ihren Prognosen für 2014 wieder mal daneben. Zu diesem Ergebnis kommt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) in ihrer Ende Dezember veröffentlichten Auswertung. Das Kolosseum in Rom sollte einstürzen und eine Säurewolke aus dem Weltall die Menschheit bedrohen. Auch der Euro sollte 70% seines Wertes verlieren. Nichts davon ist eingetroffen. Einen Treffer gab es allerdings bei den Promi-Vorhersagen. Die Aussage „George Clooney wird heiraten“ hat sich in 2014 bewahrheitet, allerdings gab es diese Vorhersage bereits seit mehreren Jahren. So zeigt die Auswertung, die von dem Mathematiker Michael Kunkel durchgeführt wurde, „Astrologen, Hellseher und Wahrsager können keineswegs in die Zukunft sehen.“ (vgl. www.wahrsagercheck.de)

So überflüssig wie die Vorhersagen sind auch die Wundermittel gegen Krebs oder Multiple Sklerose, die älteren Menschen bei Kaffeefahrten verkauft werden. Ein Sprecher der Apothekerschaft warnt vor Scharlatanen, die Traubenzucker als Wundermittel gegen Krebs oder andere Krankheiten zum Wucherpreis für 1.300 Euro verkaufen. Der tatsächliche Wert liege bei 10 Euro (WAZ 20.03.2014). Die Verkäufer nutzen die Sorge älterer Menschen um ihre Gesundheit geschickt aus. Die meisten Verträge, die auf Kaffeefahrten geschlossen werden, können ohne Begründung innerhalb von zwei Wochen widerrufen werden. Wer bereits bezahlt hat, kann sein Geld zurückverlangen.

Die Anfragen zur Scientology-Organisation sind nicht mehr so hoch wie in früheren Jahren und nehmen in unserer Statistik momentan nur noch Platz drei ein. Allerdings darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass sich die 58 Anfragen aus der Bevölkerung auf nur eine Gruppierung beziehen, während die beiden anderen Kategorien mehrere Gruppen umfassen. Auch das neue Buch von Ursula Caberta belegt eindrucksvoll, dass die Scientology-Organisation für den einzelnen Bürger nach wie vor eine Gefahr darstellt (vgl. Rezension zum Fachbuch "Scientology - Die ganze Wahrheit")

In Europa hat die Scientology-Organisation im letzten Jahr zwei juristische Niederlagen hinnehmen müssen. Die Ratskammer in Brüssel hat die Anklage von zehn Scientology-Mitgliedern vor einem Strafgericht zugelassen. Den Beschuldigten wird ähnlich wie in Frankreich bandenartig organisierter Betrug und Erpressung vorgeworfen. Und in den Niederlanden hat das zuständige höchste Gericht die zunächst erteilte Steuerbefreiung der Scientology-Organisation wieder aufgehoben. Auch in den USA will der Senator Ron Wyden aus dem Bundesstaat Oregon, dass die Steuerbefreiung für die Scientology-Organisation überprüft wird.

Leider gelingt es dem Leiter der Organisation David Miscavige immer wieder, reiche Geschäftsleute zu überreden, der IAS (International Association of Scientologists), einer Unterorganisation von Scientology, Geld zu spenden. Sheila und Alan Atkinson-Baker haben im letzten Jahr 13 Millionen Dollar gespendet und die Auszeichnung Platinum Laureate mit Ehren erhalten. Alan ist Geschäftsführer eines Unternehmens, das Gerichtsstenografen bereitstellt. Bob Duggan ist Pharma-Unternehmer und hat der IAS bisher insgesamt 42 Millionen Dollar gespendet. Nach Darstellung der Scientology-Organisation besteht die Aufgabe der IAS darin, „Mitgliedern Unterstützung anzubieten, die sich mit Aktivitäten beschäftigen, die die Expansion der Scientology in großem Maß vorantreiben...“ (Church of Scientology International, Was ist Scientology, S. 365). Das bedeutet, die Hauptaufgabe der IAS besteht darin, aufwendige Werbeaktionen der Scientology-Organisation zu finanzieren. Die IAS verfügt über immense finanzielle Mittel.

Auch in Deutschland versucht die Scientology-Organisation weiterhin, unwissende Menschen durch raffinierte Werbe-Aktionen zu ködern. Sogar in einem Supermarkt wurden DVDs der umstrittenen Organisation im Verkaufsregal gefunden. Dies ist kein Einzelfall. Mit Hilfe ihrer sozial klingenden Tarnorganisationen versuchen Scientologen Geschäftsleuten ihre DVDs anzubieten. Neben den vielen Aktionen der Tarnorganisationen „Jugend für Menschenrechte“, „Der Weg zum Glücklichsein“, „Sag nein zu Drogen, sag ja zum Leben“ und der „Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte“ bieten sie ganz offen unter dem Namen Scientology im Internet auch Online-Kurse an. Dabei werden angebliche Lösungen zu den Problemen verschiedenster Lebensbereiche versprochen: Arbeit, Geld, Ehe, Stress, Kommunikation. Das Ziel ist aber, den Bürger zu motivieren, den nächsten Kurs im nächstgelegenen Scientology-Zentrum fortzusetzen. Die Kurse kosten viel Geld und dienen dem Zweck, Menschen für Scientology zu begeistern. Zusätzlich betätigen sich Anhänger der Organisation in letzter Zeit verstärkt in sozialen Netzwerken, um zunächst unerkannt neue Mitglieder für eine Tarnorganisation zu werben.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz plane laut Information des Magazins „Spiegel“ vom 24.11.2013, die Beobachtung der Scientology-Organisation auf ein Minimum zu reduzieren. Die Bedeutung des Konzerns, der sich als Kirche ausgibt, nehme ohnehin ab. Erfreulicherweise haben sich einzelne Länder u.a. Nordrhein-Westfalen dieser Entscheidung nicht angeschlossen und halten ihre Beobachtung aufrecht. Im letzten Jahr sind die Mitgliederzahlen leicht zurückgegangen, 500 zählt der Verfassungsschutz in NRW, 4000 sind es bundesweit. Einige der Mitglieder haben einen Mitarbeiterstatus und arbeiten für die Scientology-Organisation. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Berliner Zentrale berichtet am 14.03.2014 in dem ARD-Magazin Panorama, dass sie für eine 80 Stunden-Woche 20 Euro Lohn bekommen habe. Angesichts der immensen finanziellen Mittel, über die die Scientology Organisation verfügt, ist dies eine skandalöse Ausbeutung von Arbeitskräften.

An vierter Stelle stehen die Anfragen zu den synkretistischen Neureligionen, die gegenüber früheren Jahren rückläufig sind. 2012 starb der selbsternannte Messias und Gründer der Vereinigungskirche San Myung Moon im Alter von 92 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Schon im Februar 2013 gab es wieder eine Massenhochzeit mit 3.500 Paaren. Im Februar 2014 fand wieder eine statt, diesmal mit 2.500 Paaren. Die 71-jährige Witwe Hak Ja Han Moon leitete jedesmal die Zeremonie und erteilte die „heilige Segnung“. Sie ist inzwischen das geistige Oberhaupt der Bewegung und strebt in ihrer „Vision 2020“ die friedliche Wiedervereinigung beider Teile Koreas an. Trotz vieler Aussteiger leben noch ca. 300 Familien dieser Gemeinschaft in Deutschland. Missioniert und geworben wird hauptsächlich über den Verein Universal Peace Federation Deutschland.

Bei den guruistischen Gruppierungen gibt es eine wichtige neue Gerichtsentscheidung. Das Landgericht Nürnberg hat den „Guru von Lonnerstadt“ und seine Lebensgefährtin am 04.08.2014 zu einer Freiheitsstrafe von jeweils drei Jahren verurteilt. Beide haben sich der Misshandlung Schutzbefohlener strafbar gemacht. Sie haben nichts unternommen, um den damals 15 Jahre alten Sohn der Lebensgefährtin zu schützen. Aus religiösen Gründen haben beide ärztliche Hilfe und Medikamente abgelehnt. Der Junge, der an Mukoviszidose leidet, ist dadurch in eine lebensbedrohliche Lage geraten. Vermutlich wäre er gestorben, hätte sein leiblicher Vater ihn nicht aus der Gemeinschaft herausgeholt. (Süddeutsche Zeitung 04.08. 2014) Gegen dieses Urteil wurde Revision eingelegt.

Schon im letzten Jahr hatte das Familiengericht in Erlangen ein begrüßenswertes Urteil im Zusammenhang mit dem Guru gefällt. Die Eltern der „Sektenkinder von Lonnerstadt“ verloren in wesentlichen Teilen das Sorgerecht. Anlass für das Verfahren am Familiengericht war unter anderem eine Dokumentation der WDR-Autorin Beate Greindl. Sie hatte, angeregt durch die besorgten Großeltern, ein Jahr lang die „Neue Gruppe der Weltdiener“ beobachtet und gefilmt. Ihre Dokumentation führte Erstaunliches zu Tage. Die Kinder, zwischen sieben und dreizehn Jahren alt, lebten in einem baufälligen Haus ohne Dusche und Heizung. Die Familie war nicht krankenversichert, da Arztbesuche und Medikamente als nicht notwendig angesehen wurden. Jede Krankheit wird als Karma und Reinigungsprozess angesehen, und selbstloses Dienen sowie regelmäßige Meditation sind wichtige Bestandteile der Lehre. Für die Kinder bedeutete das, um 4.30 Uhr aufstehen zu müssen, um zu meditieren, danach folgte der Schulbesuch und am Nachmittag mussten sie im Haus und im Garten arbeiten. Da es nur sehr wenig zu essen gab, litten die Kinder häufig an Hunger. Die Kinder mussten gelbe oder helle Kleidung und Mützen tragen, durch die sie in der Schule zu Außenseitern wurden. Sie durften keine kindgerechte Freizeit genießen, sondern sollten durch unterwürfiges Dienen, Verzicht auf schöne Dinge und erduldetes Leid, ihre Seelen weiterentwickeln. Neben der erschreckenden Abhängigkeit der Eltern, die diese Erziehung auf Anweisung des Gurus befürwortet haben, stimmt es nachdenklich, dass das zuständige Jugendamt trotz deutlicher Gefahren für das Kindeswohl zunächst nicht gehandelt und sich nur auf die Glaubensfreiheit der Eltern berufen hatte. Die Glaubensfreiheit ist ein hohes Gut, rechtfertigt aber keine Kindeswohlgefährdung oder Misshandlung.
 

Diagramm 2: Informationsanfragen im Vergleich der letzten fünf Jahre



Diagramm 3: Beratungsfälle im Vergleich der letzten fünf Jahre     
 
 

Beratungsfälle 2014


Der seit Jahren große Bedarf an Beratung in der Esoterik hat sich auch 2014 nicht verändert. Es konnten 160 Beratungsfälle gezählt werden, die sich auf 45 verschiedene Anbieter verteilen. Bei der Vielfältigkeit esoterischer Angebote bietet es sich an, diese in drei bzw. vier Bereiche zu unterteilen. Wir unterscheiden:
  1. die Lebensberatung, sie umfasst viele Angebote vom Familienstellen über Engelseminare und Channeling bis zu Verschwörungstheorien und Schenkkreisen.

  2. die Zukunftsdeutung, dazu zählen Astrologie, Wahrsagen, Hellsehen, Kartenlegen.
     
  3. die Heilung von körperlichen Beschwerden, Geistheiler oder Schamanen bieten Hilfe zur Heilung von körperlichen Krankheiten an, Reiki oder Homöopathie ebenfalls.
     
  4. sektenähnliche Gruppierungen, die ein esoterisches Gedankengut vertreten, die sich aber aufgrund ihrer Größe von den drei anderen Bereichen unterscheiden.
Zahlenmäßig sind die Bereiche eins und drei fast gleich, sie machen jeweils ein Drittel der genannten Beratungsfälle aus. Die beiden anderen Bereiche teilen sich das letzte Drittel. Berücksichtigt man jedoch, dass es eine eigene Kategorie „Heilergruppen“ mit in diesem Jahr 24 Beratungsfällen zusätzlich gibt, wird deutlich, dass der Markt der alternativen Heilmethoden und der Geistheiler die meisten Problemfälle verursacht. Viele Geistheiler versprechen, auch schwerwiegende Erkrankungen wie z.B. Krebs, Asthma, Psychosen heilen zu können und es werden äußerst fragwürdige Behandlungsmethoden angeboten. Manche Klienten berichten, dass eine liebevolle Atmosphäre sie dazu verleitet hat, dem Geistheiler völlig zu vertrauen. Die Hoffnung auf Heilung hat sie dazu verleitet, notwendige medizinische Behandlungen zu vernachlässigen, was letztlich Menschen in eine lebensgefährliche Lage bringen kann. Häufig sind es die Angehörigen, Geschwister oder Partner, die unsere Beratungsstelle verzweifelt um Hilfe bitten. Vielleicht müsste dieser Bereich in Zukunft von staatlicher Seite stärker kontrolliert werden. Wie soll ein Medizinlaie bei der Fülle von alternativen Heilsangeboten erkennen, welche Angebote wirklich erfolgversprechend sind und welche eine lebensgefährliche Abzocke darstellen.

Innerhalb des ersten Bereiches der Esoterik ragte ein Lebenshilfeguru im letzten Jahr besonders heraus. 30 Beratungsfälle standen im Zusammenhang mit dem deutschen Psychologen Robert Betz. Er bietet eine neue, von ihm selbstentwickelte Transformationstherapie an, die mit wissenschaftlicher Psychologie, wie sie an Universitäten gelehrt und in der Praxis angewandt wird, nicht viel zu tun hat. Er behauptet, dass seine Therapie Menschen in die Lage versetze, Leidenszustände aller Art zu verwandeln. Die Menschen werden dabei begleitet von der Kraft der Engel und Ahnen. Er zieht Menschen in seinen Bann, indem er ihnen schnelle und umfassende Hilfe verspricht. Da Gesundheit ein wichtiges Thema im Leben eines jeden Menschen ist, greift er auch dieses Thema auf und behauptet, dass jede Erkrankung auch eine seelische Ursache habe. Gelenkerkrankungen seien ein Zeichen geistiger Erstarrung. Demenz und Alzheimer würden nur Menschen bekommen, die in ihrem Leben viel verdrängt haben. (Vortrag in der Osnabrückhalle am 13.1.15) Ärger, der heruntergeschluckt werde, führe zu Migräne, Gallen- und Nierensteinen. Das Problematische an dieser Lehre zur Krankheitsentstehung ist, dass Menschen sich möglicherweise ganz auf ihre Selbstheilungsfähigkeiten auf geistiger Ebene verlassen und notwendige medizinische Behandlungen vernachlässigen und zweitens die Ursache für ihre Erkrankung nur in sich selbst statt in ungünstigen Umweltfaktoren suchen. Schon im letzten Jahr hat Frau Bange in einem Fachartikel ausführlich vor Robert Betz gewarnt (vgl. Uta Bange, "Robert Betz und die Transformationstherapie - eine esoterische Pseudotherapie im Fokus der Kritik"). Robert Betz ist nicht der einzige Scharlatan, der Lebenshilfe mit Heilsangeboten mischt, momentan nehmen auch unseriöse Coaching-Angebote zu. (vgl. "Mein Weg in die Abhängigkeit – Erfahrungsbericht über ein unseriöses Coaching " und den Artikel "Coaching – mehr schlecht als Recht? Anmerkungen zum Erfahrungsbericht")

Der Bereich Okkultismus ist gegenüber den Vorjahren deutlich rückläufig. Zum einen werden Betroffene von Wahrsagern inzwischen einheitlich zum Bereich der Esoterik mitgezählt. Zum anderen macht sich die intensive Präventionsarbeit an Schulen bemerkbar, so dass nur vereinzelt Beratungsgespräche nach einer spiritistischen Sitzung oder außergewöhnlichen Erfahrung notwendig sind.  

Bei den Beratungsfällen im Satanismus geht es inzwischen immer häufiger um supervisorische Hilfestellung. Fünf Jugendliche hatten sich mit der satanischen Ideologie beschäftigt und waren in der Schule auffällig geworden. Die jeweiligen LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen haben sich von uns beraten lassen. Zwei weitere Jugendliche waren durch Voodoorituale bedroht worden. In fünf weiteren Beratungsfällen ging es um junge Frauen, die berichtet haben, dass sie in der Kindheit rituell missbraucht wurden. Zwei weitere Frauen wandten sich an unsere Beratungsstelle, weil sie ihre außergewöhnlichen Erfahrungen verarbeiten mussten. Beruhigend war die Nachricht, dass der ehemalige Satanist Daniel Ruda nicht freigelassen wird. Er hat sich inzwischen vom Satanismus distanziert und seine Freilassung beantragt. Die Staatsanwaltschaft ist dagegen, da sie der Meinung ist, dass von ihm aufgrund seiner Persönlichkeitsstörung immer noch eine Gefährdung ausgehe. Jetzt hat das Oberlandesgericht Düsseldorf eine Entscheidung getroffen, Daniel Ruda bleibt weiter in Haft (WAZ 12.02.2015). Er hatte vor 13 Jahren zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Manuela einen jungen Mann in seiner Wohnung in Witten mit Hammerschlägen und Messerstichen brutal getötet. Die grausam zugerichtete Leiche musste mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks identifiziert werden. Im Juli 2016 kommt er allerdings frei, dann hat er seine Haftstrafe von 15 Jahren verbüßt.

Bei der Betrachtung einzelner Gruppen statt übergeordneter Kategorien ist zu erkennen, dass die Zeugen Jehovas mit 44 Beratungsfällen im letzten Jahr den größten Beratungsbedarf ausgelöst haben und zum zweiten Mal die Scientology-Organisation mit 32 Beratungsfällen überholt haben. Der größte Teil der Menschen, die die Unterstützung der Beratungsstelle benötigten, sind als Kinder in der Organisation aufgewachsen. Das neue Aussteigerbuch von Esther Fieber „Im Paradies der grasfressenden Löwen“ belegt eindrucksvoll, wie sehr Kinder unter den vielen Regeln der Wachtturmgesellschaft leiden und mit welcher großen Angst vor dem Weltuntergang sie aufwachsen (vgl. Im Paradies der grasfressenden Löwen - Rezension des Erfahrungsberichts). Darüber hinaus gibt es immer wieder Betroffene, die Hilfe wollen, weil ein Elternteil nach dem Tod des anderen von den Zeugen Jehovas missioniert wurde. In diesem Zusammenhang bereitet es uns große Sorge, dass im deutschen Monatsblatt „Unser Königreichsdienst“ der Zeugen Jehovas vom Juni 2014 ein Artikel zu finden ist, der lautet: „Vergessen wir nicht die Senioren- und Pflegeheime“. In diesem Artikel geht es nicht um Zeugen Jehovas und deren Angehörige, sondern um neue Expansionsziele. Mit Hilfe von Bibelstellen wird begründet, warum es wichtig ist, auch diese Menschen zu retten. Es wird kein Zweifel daran gelassen, dass auch Heimbewohner, die bereits wenig geistige Beweglichkeit haben, als Zielgruppe gefragt sind. Zusätzlich haben sich auch im letzten Jahr Aussteiger bei uns gemeldet, die unter dem völligen Kontaktabbruch ihrer Familie leiden. Der Kontaktabbruch war bei ihnen nicht nach ihrem Ausstieg, sondern erst nach dem letzten Bezirkskongress der Zeugen Jehovas in 2013 erfolgt. Ein zentrales Thema dieser Großveranstaltung war: „Der Umgang mit Abtrünnigen“. Wortwörtlich wurde dort verkündet: “Als Abtrünnige gelten alle, die die Gemeinschaft verlassen haben. Egal ob es Familienangehörige sind oder nicht. Die Anweisung lautet, sie zu meiden, weil sie Gift verteilen.“ Diese familienfeindliche und intolerante Aussage klingt doch sehr befremdlich für eine Organisation, die den Status der Körperschaft öffentlichen Rechts in Nordrhein-Westfalen erlangen will.

Unabhängig von der jeweiligen Gruppierung, die den Beratungsbedarf ausgelöst hat, ist es interessant zu fragen, wer die Beratungsstelle mit der Bitte um Hilfe aufgesucht hat, Menschen, die selbst betroffen sind, oder Freunde und Angehörige? Im letzten Jahr betrug der Anteil der Betroffenen, die für sich selbst eine Hilfestellung erwartet haben 26%. Weitere 36% verteilten sich auf nahe Angehörige oder den Partner. Noch einmal 21% baten uns im Rahmen eines institutionellen Arbeitsauftrages um Hilfe (z.B. Polizei, Schule, Hochschule, andere Beratungsstellen, Jugendhilfe, Psychiatrien). Der Rest (17%) verteilt sich auf Presseanfragen und Anfragen, die sich auf Bekannte und Kollegen beziehen (vgl. Diagramm 4).


Diagramm 4: Informationsanfragen und Beratungsfälle aufgeteilt nach Art der Betroffenheit

 

Rechtsberatung 2014


Seit elf Jahren ist der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. in der Lage, ergänzend zur psychosozialen Beratung, kostenlos eine fundierte Rechtsberatung anbieten zu können. Von den 455 Klienten im Jahr 2014 haben 87 diese Möglichkeit in Anspruch genommen. Die Tabelle zeigt den Bedarf an Rechtsberatung, unterteilt in die auch sonst üblichen zehn Kategorien (vgl. Diagramm 5)
 

Diagramm 5: Rechtsberatung

Der größte Teil der Rechtsberatung hat, wie in den Jahren zuvor auch, eine sorgerechtliche und umgangsrechtliche Problematik zum Inhalt und betrifft alle Bereiche bis auf den der Strukturvertriebe. Bei der Rechtsberatung im Zusammenhang mit Heilern ging es vor allem um die Frage, inwieweit es möglich ist, Heiler juristisch zur Rechenschaft zu ziehen, nachdem es durch falsche Ratschläge zu gesundheitlichen Gefährdungen, in einem Fall sogar zu einer Selbsttötung gekommen war. Außerdem ging es darum, welche rechtlichen Möglichkeiten einer Geldrückforderung bestehen, wenn Menschen sich in einer Krisensituation auf Angebote unseriöser Lebensberater, Heiler oder Wahrsager eingelassen hatten.
 

Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit


Von Januar bis Dezember 2014 wurden insgesamt 53 Präventionsveranstaltungen und Multiplikatorenschulungen durchgeführt. Insgesamt nahmen 1.302 Menschen an den Schulungen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e. V. teil.

Der größte Teil der Veranstaltungen fand für Jugendliche statt (33). Ergänzend zu diesem Angebot erstreckte sich die Aufklärungsarbeit des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. auf weitere Vorträge in der Erwachsenenbildung (Volkshochschulen, Gemeinden, Elternkreise) (11) und auf Fachtagungen für Lehrer (7), sowie für Mitarbeiter in Beratungsstellen und Einrichtungen der Jugendhilfe (2). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Mitarbeiter des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. Lehrern gern Informationsmaterial für die Aufklärungsarbeit im Unterricht zur Verfügung stellen. Dafür haben wir auf unserer Internetseite einen neuen Bereich „Material Präventionsarbeit“ eingerichtet. Hier können Lehrer zu den verschiedensten Themen unserer Beratungsstelle sowohl aktuelles Unterrichtsmaterial, als auch Fallberichte und Hintergrundinformationen erhalten. Der Bereich wird zukünftig ständig aktualisiert (vgl. den Artikel "Präventionsarbeit an Schulen"). Selbstverständlich beraten wir Lehrer auch gern telefonisch. Auf eine wichtige Neuerscheinung soll an dieser Stelle direkt hingewiesen werden. Im Verlag an der Ruhr ist ein Ratgeber für Lehrer erschienen, der 50 religiös-kulturelle Konfliktfälle aufgreift und Wege aufzeigt, wie man ihnen begegnen kann (vgl. Rezension zum Fachbuch  "Unsere Tochter nimmt nicht am Schwimmunterricht teil! - 50 religiös-kulturelle Konfliktfälle in der Schule ).

Um dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit in aktueller Weise gerecht zu werden, wurden die Recherchearbeiten der Medien in 55 Fällen unterstützt. In 28 Fällen wurde durch eine direkte Mitwirkung in einem Fernseh/Radiobeitrag oder Zeitungsartikel auf die Gefahren neuer religiöser Glaubensgemeinschaften hingewiesen. Dies ist eine deutliche Zunahme gegenüber den Vorjahren. Zu der Fersehsendung „Menschen bei Maischberger“ mit dem Titel “Wenn Glaube gefährlich wird: Die Macht der Sekten“ wurde Frau Riede als Expertin hinzugezogen. Die Sendung wurde am 11.11.2014 ausgestrahlt und konnte neben anderen Aspekten sehr gut verdeutlichen, wie sehr Menschen in manchen rigiden Glaubensgemeinschaften einen Albtraum aus Unterdrückung und Gewalt erleben.

In einem weiteren einstündigen Fernsehbeitrag, der in der Reihe Planet Wissen vom WDR am 30.09.2014 gesendet wurde, konnte Frau Riede das hohe Konfliktpotential der Zeugen Jehovas verdeutlichen. Zu dieser Sendung hat unsere Beratungsstelle viele positive Zuschriften von ehemaligen Zeugen Jehovas erhalten, die die Inhalte der Sendung bestätigt und sich bedankt haben.


Gremienarbeit


Der Informationsaustausch über Trends in der aktuellen Sektenszene fand wie jedes Jahr in zahlreichen Workshops mit anderen Sektenberatungsstellen, kirchlichen Sektenbeauftragten und Betroffeneninitiativen statt. Auch nehmen die MitarbeiterInnen des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. regelmäßig an den Fachgesprächen im Landtag teil. Auf Landesebene ist der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. im „Arbeitskreis Beratungsstellen“ des DPWV integriert. Trotz der großen zeitlichen Belastung konnten die MitarbeiterInnen insgesamt an 26 Gremiensitzungen teilnehmen. Seit 2006 besteht die Möglichkeit, im Rahmen einer zweistündigen Sprechstunde in Bochum eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Sie findet nach Absprache in den Räumen der ehemaligen Sekteninformationsstelle Bochum statt.